Ökonomie Ist die Wissenschaft die sich mit den Mechanismen der Ungleich-Verteilung des Überflusses beschäftigt. Sie selbst wird jedoch Überflüssig wenn statt dem Überfluß der Mangel herrscht.
"Wer arm ist ist selber Schuld!" ist der bestimmende Mythos unserer Zeit.
Was bewirkt dieser Mythos in unserer Gesellschaft und was macht er mit uns als Individuum?
Es ein Mythos, der dem Individuum die alleinige Verantwortung zuspricht, teil zu haben an dieser Gesellschaft. Indem wir diesen Mythos verinnerlicht haben, unterwerfen wir uns unbewusst der Herrschaft des Rationalen und der ewigen Konkurrenz.
Die Stärke diese Lüge liegt darin, dass wenn wir sie als Lüge Erkennen, sie uns von unserer Gesellschaft entfremdet. Wenn wir Sie als Lüge erkennen bricht das gesamte Gebäude der Logik der Ungleichheit um uns zusammen und wir verstehen die Welt nicht mehr. In der Erkenntnis, dass wir nicht allein sind, werden wir daher paradoxerweise isoliert in einer Gesellschaft der unbedingten Individualität.
Es ist dieser Mythos der auch die Grundlage der ökonomischen Theorie ist. Der homo ökonomicus strebt allein nach seinem persönlichen Vorteil. Die Ökonomie spricht der Gesellschaft jeglichen Einfluss auf die Formierung des Individuums und sein Handeln ab, denn das wirtschaftliche Handeln ist stets Rational und strebt nach dem eigenen Vorteil. Paradoxerweise ist es dieser Mythos der wiederum unbewusst unser Handeln bestimmt, er ist die Prägung die wir in der Sozialisierung in dieser Gesellschaft erfahren. Der Mythos der die gesellschaftliche Prägung und unser unbewusstes verneint, prägt daher wie kein anderer das individuell Unbewusste und damit die Gesellschaft.
Unabhängig davon wieviel sonst von der Psychoanalyse Sigmund Freuds heute wissenschaftlich relevant ist, die Erkenntnis Freuds, dass wir nicht Herr im Haus in unserem eigenen Gehirn sind und das Unterbewusste unser Handeln in hohen Maße bestimmt, ist seine unumstritten größte Leistung.
Ein Wirtschaftsnobelpreis wurde vergeben an die Erforschung des Unbewussten durch Daniel Kahnemann, der den irrationalen Glauben an den rationalen Wirtschaftsteilnehmer eigentlich begraben hat. Es gibt keine Sozialwissenschaft oder Naturwissenschaft, die nicht das Handeln auf die Formierung unseres Selbst durch unsere Gene und der uns umgebenden Gesellschaft zurückführt.
Nach jeder dieser wissenschaftlichen Disziplinen sind wir Spiegel unserer Gesellschaft. Unsere soziale Prägung bestimmt das eigene Handeln. Der einzelne ist eingebunden in das gesellschaftliche Gewebe durch das er geprägt wurde. Seine soziale Stellung ist von keinem anderen Faktor mehr abhängig, als diesem Vorgang. Wer arm geboren wird, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch arm bleiben. Wer dennoch reich wird, hat dies auch den Möglichkeiten zu verdanken, die die Gesellschaft ihm gab. An Erfolg und Misserfolg des Einzelnen hat immer auch die Gesellschaft einen Anteil.
Möglicherweise liegt darin das irrationale festhalten am am Glauben an
das rationale Selbst begründet. Denn in der Erkenntnis der gesellschaftlichen Prägung liegt auch die
Gewissheit, dass jegliche Armut und jeglicher Reichtum immer auch in der Verantwortung der
Gesellschaft liegt die diese zulässt.
Der Mythos "Wer arm ist ist selber Schuld", separiert uns von allen
anderen und damit uns selbst. Er macht uns wirklich arm, da er uns
ausschliesst vom Reichtum des Miteinanders. Es ist die Logik des
ständigen Jeder gegen Jeden, die dieser Mythos legitimiert. Er gibt uns Absolution im Angesicht des Leidens anderer.
Um so mächtiger und reicher das Individuum, um so mehr ist es oft von der irrationalen Überzeugung beseelt, dass allein die eigenen Leistungen ihm Reichtum und Macht beschert haben und das Leiden anderer ihre eigene Schuld ist. Die Erkenntnis, dass der eigene Erfolg auch der Gesellschaft und dem Zufall zu verdanken ist, stellt diese Überzeugung und damit das eigene Leben in Frage. Es ist daher für das eigene psychische Wohlbefinden wichtig an dieser Lüge festzuhalten.
Reichtum und Macht sichert daher das fortbestehen dieser Lüge. Sie tut das ebenfalls Unbewusst und nicht aus der rationalen Entscheidung heraus ihre eigene Herrschaft zu sichern. Es ist eine überlebenswichtige unbewusste Handlung des Mächtigen und Reichen diese Lüge zu verbreiten, denn mit der Wahrheit kann er nicht leben. Es ist daher weit mehr als nur eine kognitive Dssonanz.
Dabei ist die Erkenntniss darüber, inwieweit unsere Umwelt unsere Handlungen und Entscheidungen bestimmen, der Schlüssel zur Befreiung von der Herrschaft des Unbewussten. Nur wenn wir unsere Entscheidungen und unser Handeln hinterfragen, können wir hoffen uns frei zu machen von der Herrschaft der Prägung, die wir von aussen erfahren haben. Erst wenn wir die Ketten sehen die unserem Gehirn angelegt wurden als sich unser Denken im Wechselspiel mit unserer Umwelt entwickelte, können wir hoffen sie zu sprengen.
Unumgängliche Schlußfolgerung aus der Erkenntnis der gesellschaftlichen Prägung ist auch, dass wir alle eins sind und nicht separiert. Wenn die Gesellschaft und unsere Umwelt mich zu mich selbst gemacht hat, dann ist diese Umwelt und die Menschen die unsere Gesellschaft ausmachen ein wesentlicher Teil von mir.
Wir können nur erkennen wer wir sind, unsere eigene Individualität nur begreifen, wenn wir erkennen, dass die anderen und unsere Umwelt ein maßgeblicher Teil von uns sind. Ich kann nur dann mich selbst als Individuum vollständig begreifen wenn ich hinterfrage wieviel von allem anderen das mich umgibt in mir ist. Wirklich Frei kann ich daher nur sein wenn ich meine eigene Unfreiheit erkenne.
Siehe dazu auch diesen Vortrag von Raoul Martinez:
Nachtrag:
Ich hatte vor einigen Jahren schon einmal diese Aussage des österreichischen Armutsforschers Martin Schürz (Österreichische Nationalbank) hier zitiert:
"„In der öffentlichen Debatte konkurrieren strukturelle Erklärungen
menschlichen Handelns mit individualisierten Zuschreibungen von
Verantwortung.
Soziale Ungleichheit kann verstanden werden als Resultat eines
individuell zu verantwortenden Verhaltens, so dass Reichtum bzw. Armut
den Betroffenen verdientermaßen zukommt.
Oder die Position in der sozialen Hierarchie wird verstanden als Effekt
von strukturellen Ursachen, wie etwa ungleicher Startbedingungen, unter
denen Individuen am Markt aufeinander treffen. Von der Antwort auf diese
Fragen hängt ab, wie die Wirtschaftspolitik auf soziale Ungleichheit
reagiert."
Obwohl die Auffassung individueller Verantwortung die Debatte in der Öffentlichkeit bestimmt, ist dies mit den Ergebnissen der Sozialwissenschaft nicht zu vereinbaren. In der Debatte liegt das Potential einer gesellschaftlichen Revolution. Wenn wir uns der Verantwortung der Gesellschaft klar werden, kann das bisherige Wirtschaftsystem nicht mehr legitimiert werden.
Zum Abschluß möchte ich noch diesen Vortrag von Martin Schürz hier einbinden, der nicht nur die Perversion der Ungleichverteilung aufzeigt sondern auch klarmacht, zu welch irrationalen Fehleinschätzungen die Verantwortung der Schuld beim Individuum in der Selbstwahrnehmung des einzelnen führt.
Geld oder Liebe? Dieser Artikel erschien in "Hinterland", dem Magazin des Bayerischen Flüchtlingsrates.
In einem Labor der Berkeley Universität spielen zwei zufällig
ausgewählte Testkandidaten Monopoly. Der eine Spieler zieht den
Spielstein (den Rolls-Royce) mit einem triumphierenden „tock, tock,
tock“ über das Spielfeld und beendet seinen Spielzug mit einem
lauten Knall. Genüsslich zählt er das Spielgeld, dass sein
Gegenspieler mit einer schicksalsergebenen Teilnahmslosigkeit über
den Tisch schiebt. Offenbar zeichnen sich in diesem Spiel ein Sieger
und ein Verlierer ab. Vor einem der Spieler türmen sich nicht nur
die Geldstapel, irgendwie ist auch die Schüssel mit den Salzbrezeln,
an der er sich großzügig bedient, in seine Nähe gewandert. Um so
länger das Spiel dauert, desto unangenehmer wird die Stimmung
zwischen den Spielern. Der schweigsame Verlierer muss sich immer
öfter unhöfliche, triumphierende Kommentare gefallen lassen wie
„Ich kann schon gar nicht mehr verlieren.“ oder „Bald gehört
mir alles was Du hast.“.
Nach 15 Minuten wird das Experiment abgebrochen und die Teilnehmer
nach ihren Erlebnissen befragt. Der Gewinner wird voller
Selbstbewusstsein sein Spielgeschick herausstellen und mit echter
Überzeugung erklären warum er seiner Meinung nach den Sieg verdient
hat. Tatsächlich aber war das Spiel von Anfang an zu seinen Gunsten
manipuliert. Ein Los vor Beginn des Spiels hatte entschieden, wer das
doppelte Startkapital erhält, das doppelte Einkommen bei „Los“
einzieht und nicht nur mit einem, sondern zwei Würfeln ziehen darf.
Dass ein Münzwurf über diese unfairen Ausgangsbedingungen
entschieden hatte, war bei den über hundert Kandidatinnen und
Kandidaten in der Rückschau der Gewinnerinnen und Gewinner weit
weniger Präsent, als in der der Verliererinnen und Verlierer. „Das
ist eine wirklich unglaubliche Erkenntnis darüber, wie das
menschliche Gehirn einen solchen Vorteil verarbeitet“, erklärt
Paul Piff, Psychologe im „Berkeley Social Interaction Laboratory“
(1).
In den Arbeiten von Prof. Dacher Keltner, Doktorvater von Paul
Piff und Direktor des „Berkeley Social Interaction Laboratory“,
geht es um die Liebe als soziales Phänomen. Er steht damit ganz in
der Tradition von Sozialpsychologen wie Erich Fromm, der mit „Die
Kunst des Liebens“ eines der einflussreichsten philosophischen
Werke über die Liebe verfasst hat. Wie Erich Fromm sieht Dacher
Keltner das Mitgefühl bzw. die Nächstenliebe als die fundamentale
Eigenschaft des Menschen und „die fundamentalste Art von Liebe, die
allen anderen Formen zugrunde liegt“ (2). „Unsere Spezies hat
überlebt, weil wir die Fähigkeit entwickelt haben, zu kooperieren
und für Hilfsbedürftige zu sorgen“ sagt Dacher Keltner und stützt
sich damit auf Erkenntnisse der Evolutionspsychologie die bis Pjotr
Kropotkin zurückreichen. (3)
Im Rahmen der Dissertation "On wealth and wrongdoing: How
social class influences unethical behavior." (4), hat Paul Piff
daher verschiedene Versuche darüber durchgeführt ob Mitgefühl und
Nächstenliebe durch Reichtum beeinflusst werden. Im Verlauf dieser
Arbeit stellte Paul Piff fest, dass sich Reiche weniger an die
Straßenverkehrsordnung halten, öfter unethische Entscheidungen
treffen, eher bereit sind sich bewusst auf Kosten anderer zu
bereichern und weit häufiger schummeln um zu gewinnen. Er meint
einen eindeutigen Zusammenhang zwischen sozialer Klasse und
(un)sozialem Verhalten feststellen zu können, auch wenn natürlich
nicht alle Reichen gierig und hartherzig und nicht alle Armen
großzügig und mitfühlend sind.
Laut Paul Piff nehmen mit steigender sozialer Klasse
Nächstenliebe, Empathie und Mitgefühl ab, während die Bereitschaft
die üblichen Rechtfertigungen von sozialer Ungerechtigkeit zu
akzeptieren, wie „Gier ist gut“ oder „Reiche haben sich ihr
Vermögen verdient“ zunimmt.
„In dem Monopolyspiel wollten wir untersuchen wie sich das
Verhalten der Gewinner in einem solchen manipulierten Spiel
verändert.“ erläutert Paul in seinem TED Vortrag der bereits
mehreren Millionen mal im Internet aufgerufen wurde (1).
Bemerkenswert an diesem Monopoly-Versuch ist, dass die
Klassenunterschiede sich erst in diesem Spiel entwickelten. Beide
Spieler waren Studenten der Berkeley Universität mit ähnlichem
sozialen Hintergrund. Auch wenn Monopoly in einem fairen Spiel
möglicherweise ehrgeizigere Spielerinnen und Spieler bevorzugt,
hatte das keinen Einfluss auf den manipulierten Spielverlauf.
Zeigen die Ergebnisse von Paul Piff und Dacher Keltner, dass
allein Geld zu haben schon genügt um den Charakter eines Menschen
negativ zu beeinflussen? Was könnte so besonders an Geld sein, dass
es diesen Einfluss auf unseren Charakter zu haben scheint?
In der gängigen Überlieferung der Wirtschaftswissenschaft wurde
Geld vor allem als ein praktisches Tauschmittel erfunden ohne das wir
ständig Hühner in Kartoffeln umrechnen oder Zigaretten, Salz oder
Kaffee als Trinkgeld für die Kellnerin bereithalten würden. Das
Problem an dieser Geschichte ist, dass diese Form einer
Tauschwirtschaft nie existiert hat, schreibt David Graeber,
Anthropologe, Anarchist und Held der Occupy-Wallstreet Bewegung in
seinem wissenschaftlichen Bestseller „Schulden, die ersten 5000
Jahre“ (6). Er meint bevor wir Geld hatten, haben wir uns
Gegenseitig beschenkt. Geld als Münze ist im wesentlichen eine
Militärtechnologie. Erst als stehende Heere bezahlt werden mussten,
erfanden Herrscher die Münzen. Wenn wir mit jemand auf Heller und
Pfennig abrechneten, dann nur weil wir diese Person möglicherweise
überhaupt nicht mochten und wahrscheinlich nie wieder sehen wollten.
Statt Tauschwirtschaften gab es laut Graeber sog. Schenkökonomien.
Es genügte in diesen Schenkökonomien anzudeuten, dass Sie Bedarf an
etwas haben, dass eine andere Person besitzt und schon war diese
verpflichtet es ihnen zu geben. Im Gegenzug blieben Sie etwas
schuldig. Diese Schuld bestand nicht unbedingt dem Schenker
gegenüber, sondern der Gemeinschaft insgesamt. Am angesehendsten
waren diejenigen die am meisten gaben und nicht die die am meisten
hatten.
Unsere Gesellschaft funktioniert heute scheinbar genau anders
herum, tatsächlich aber meint Graeber in unserer Gesellschaft
überall Reste dieses Denkens zu sehen. Wenn uns eine Person etwas
bedeutet und wir das ausdrücken wollen, dann beschenken wir sie. Sie
wird dieses Geschenk möglicherweise mit einem anderen Geschenk
erwidern, vielleicht aber auch nicht. Wenn sie das Geschenk aber
ablehnt oder das Geschenk oder den exakten Gegenwert zurückgibt,
dann sind wir „quitt“ und die soziale Beziehung ist zumindest
gestört.
Neu an David Graeber's Arbeit ist, dass er seine Betrachtungen
über Geld und Schulden aus dem Kontext unserer Zeit und unseres
Wirtschaftssystems heraus löst. Seine Arbeit geht daher über eine
Kapitalismuskritik oder Sozialkritik hinaus.
Die Liebe als kollektive Nächstenliebe, wie sie Erich Fromm oder
Pjotr Kropotkin definierten, war auch eine der zentralen Botschaften
der 68er bzw. der Hippie Bewegung. In dieser Tradition wird Liebe
„als anarchisches und entgrenzendes Gegenmodell zu den
Beschränkungen, Anforderungen, Funktionalisierungen und
Ökonomisierungen der menschlichen Alltags- und Arbeitswelt
aufgefasst.“ (7). Es hat allerdings bis heute gedauert bis jemand
den direkten Einfluss von Geld auf die Liebe untersuchte. Geben uns
David Graebers Einblicke in die Schenkökonomien einen Hinweis darauf
warum das Geld den Menschen beeinflusst?
Dass Liebe und Schenken viel mehr gemeinsam haben als Liebe und
Geld wissen wir eigentlich schon lange, diese banale Weisheit ist
Teil unserer Überlieferungen von Jesus bis Lennon.
Die Dinge die wir lieben sind „unbezahlbar“ und Liebe verlangt
nach keiner Gegenleistung. Anscheinend hatten wir schon lange vor der
Erfindung der Marktwirtschaft Erfahrungen mit dem negativen Einfluss
des Geldes auf die Liebe.
Die Arbeiten von Paul Piff und David Graeber weisen auf einen
fundamentaleren Gegensatz von Liebe und Geld hin, der Unabhängig von
anderen Einflüssen unseres Wirtschaftssystems zu sein scheint. Ist
unser Dilemma also „Geld oder Liebe“? Können wir dieses Dilemma
auflösen? Gibt es eine Form des Geldes in dem Liebe einen Platz hat?
Dieser Fragen hat sich ein weiterer Denker der Occupy-Wallstreet
Bewegung verschrieben. Der Amerikanische Philosoph und Autor Charles
Eisenstein versucht mit seinem Buch „Sacred Economics“ nichts
geringeres, als Geld und Liebe unter einen Hut zu bringen.
Seine Lösungen für das Dilemma sind dabei nicht unbedingt neu,
revolutionär ist nur sie im Zusammenhang mit der Liebe zu Denken.
Charles Eisenstein greift wie David Graeber auf Erkenntnisse aus der
ersten Hälfte des 20. Jh. zurück. Er stellt sich dabei vor allem
die Frage ob Maßnahmen wie die Sozialdividende (Bürgergeld,
Grundeinkommen) oder das Schwundgeld (negative Zinsen,
umlaufgesteuertes Geld) den negativen Einfluss des Geldes auf die
Liebe verändern könnten. Vor allem das Schwundgeld hat für
Eisenstein dabei das Potential, Geld und Liebe zu vereinbaren, wobei
er Fern jeder banalen Zinskritik argumentiert.
Das erste Experiment mit negativen Zinsen fand im Jahr 1932 in
Wörgl statt. Mit der damaligen Wirtschaftskrise kam das gesamte
Leben in Wörgl in Tirol zum erliegen. Geld so schreibt Eisenstein,
scheint seltsame magische Eigenschaften zu haben. Obwohl die
Infrastruktur und die Menschen die eine Gemeinschaft am Leben
erhalten nicht verschwunden sind und obwohl Geld im Grunde nur eine
Vereinbarung ist die wir untereinander treffen, bricht offenbar alles
zusammen wenn das Geld weg ist. In Detroit, dass sich heute in einer
ähnlichen Situation wie Wörgl 1932 befindet, können Krankenhäuser,
Rettungswägen, Schulen, Kindergärten oder die Feuerwehr nur deshalb
ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen weil an der Wallstreet scheinbar
eine unsichtbare Energie vernichtet wurde, die diese am laufen hielt.
Dabei legitimieren sich Gemeinschaften auch heute vor allem durch die
sozialen Aufgaben die man in der Gemeinschaft teilt und nicht durch
den Profit oder das Wachstum das erzielt wird.
Als der Wörgler Bürgermeister Unterguggenberger 1932 eine lokale
Währung ausgab die monatlich 1% ihres ursprünglichen Wertes verlor,
kam nicht nur die Wirtschaft in Schwung. Wie in der Schenkökonomie
wurden plötzlich die gemeinsamen Projekte und der Austausch von
Leistungen füreinander zum sozialen Kit der Gesellschaft.
„Während Sicherheit in einem zinsbasierten System aus der
Anhäufung von Geld resultiert, kommt sie in einem Schwundsystem von
produktiven Kanälen, durch die man es dirigiert. Man wird also eher
ein Knotenpunkt für den Wohlstandsfluss als ein Akkumulationspunkt.
Mit anderen Worten legt es den Fokus auf Beziehungen, nicht auf das
Haben.“ Charles Eisenstein (8).
Er schreibt: „Nehmen wir an, ich hätte zwölf Brotlaibe und Sie
wären hungrig. So viel Brot kann ich nicht essen bevor es hart wird,
also gebe ich Ihnen gern etwas davon ab.“ (8) Ein gieriges Horten
von Brot macht keinen Sinn. Geld das verdirbt wenn man es länger
besitzt hat seiner Meinung nach die gleichen Eigenschaften. Wenn man
mehr Schwundgeld hat als man benötigt, ist es vernünftiger man
schenkt es anderen, die einem dafür etwas Schuldig bleiben.
Schwundgeld verhindert so das Anhäufen von Geld, befördert die
Großzügigkeit und das Schenken und damit den sozialen Zusammenhalt
der Gemeinschaft. Auf diese Weise kann Schwundgeld unsere
Gesellschaft grundlegend verändern. Das Schenken macht Schenker und
Beschenkte zum Teil einer das Ich transzendierenden
Gemeinschaftswahrnehmung.
Charles Eisenstein fasst dieses Gefühl in dem Video „The
Revolution is Love!“ so zusammen:
„Liebe ist die gefühlte Verbindung zu anderen Wesen. Ein Ökonom
sagt 'mehr für dich ist weniger für mich.' Der Liebende aber weiß,
dass mehr für dich auch mehr für mich ist. Wenn du jemanden liebst
ist ihr Glück auch dein Glück, ihr Schmerz ist dein Schmerz. Die
Wahrnehmung deiner Selbst erweitert sich und schließt andere ein.
Dieser Bewusstseinswandel ist universell in uns allen, dem 1. % und
den 99%.“ (9)
Für die Gegner der Occupy-Wallstreet Bewegung ist Liebe als
zentrale, politische Botschaft nicht fassbar. Wie soll ein Milliardär
auf eine Occupy-Wallstreet Bewegung reagieren deren Botschaft ist,
dass die universale Liebe der Zukunft auch ihn mit einschließt? Laut
den Medien hat Occupy-Wallstreet damit schlichtweg gar keine
Forderung.
Liebe hat offenbar in einem politischen Diskurs keinen Platz, der
Diskurs wird vom Kapital beherrscht und der Markt regelt alles. Der
Mensch der Gattung homo oeconomicus ist dabei angeblich nur auf den
eigenen Vorteil aus. Glauben wir das wirklich? Lieben wir womöglich
deshalb die Menschen nicht, weil wir glauben, dass die Menschen nur
das Geld lieben?
Geld und Liebe werden als gegeben hingenommen und ihre Bedeutung
für unser tägliches Leben ist unserer Aufmerksamkeit entglitten. Ob
Charles Eisensteins Vorschläge tatsächlich unser Geldsystem so auf
den Kopf stellen können, dass wir damit auf das Dilemma „Geld oder
Liebe?“ eine zufriedenstellende Lösung finden, kann man nur
entscheiden wenn sie ernsthaft diskutiert und ausprobiert werden.
Vielleicht ist eine Antwort wiederum in den Arbeiten von Paul Piff
und Dacher Keltner zu finden. Dacher Keltner argumentiert in seinem
Buch „Born to be Good“ überzeugend, dass der Mensch von „Geburt
an Gut“ ist. (10) Was auch immer die Profitgier und der Reichtum
mit uns anstellen ist umkehrbar. Ein Film über Kinderarmut genügte
in Paul Piffs Experimenten um die Unterschiede zwischen Arm und Reich
zu verwischen (1). Nicht der Mensch ist laut Dacher Keltner kalt und
herzlos, sondern die Art und Weise wie wir uns als Gesellschaft
organisieren. Wenn er recht hat dann brauchen wir womöglich
tatsächlich nur ein neues Geld um das Lieben zu lernen.
Am 13 April dieses Jahres nahm sich Michael C. Ruppert das Leben. Ruppert war einer der Whistleblower der CIA Drogengeschäfte und ein bedeutender investigativer Journalist. Michael C. Ruppert war ausserdem einer der unermüdlichen Verkünder der Unvereinbarkeit dieser Industriegesellschaft und der Endlichkeit unserer Ressourcen. Der Film "Collapse" aus dem Jahr 2009 ist ein eindringlichler Aufruf der Grenzen des Wachstums endlich durch eine Revolution zu begegnen. Ruppert kommt zu den gleichen unausweichlichen Schlußfolgerungen wie ich sie in diesem Blog dargestellt habe. Zu seinem Andenken hier also Collapse, Michael C. Ruppert:
Was meint Chris Hedges wenn er vom "empire of illusion" spricht? Wer nach meinem letzten Post evtl. gedacht hat, dass die Ansichten von Chris Hedges über die USA sehr einseitig und übertrieben wären, der wird vielleicht durch dieses Video eines besseren belehrt. Ich verspreche, dieses Video wird ihnen kalte Schauer über den Rücken jagen.
Zu sehen ist der Republikaner Paul Broun. Paul Broun ist Arzt (?!) und Abgeordneter im Amerikanischen Kongress. Er sitzt im "Committee on Science, Space, and Technology" was das US-Amerikanische Gegenstück des "Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung" des Bundestages ist und leitet das US equivalent eines Unterausschusses für Technikfolgenabschätzung, das "Subcommittee on Oversight". Wenn Sie dieses Video gesehen haben dann, raten Sie im Anschluß was dieser Mann über den Klimawandel denkt.
Schnallen Sie sich an, das wird hart!
Aufgenommen wurde das Video beim "Sportsman's Banquet" am 27 September 2012, in Hartwell, Georgia in der dortigen "Liberty Baptist Church". Man beachte auch den Hintergund!
Hier der Text der Ansprache zum mitlesen:
"God's word is true. I've come to understand that. All that stuff I
was taught about evolution and embryology and the Big Bang Theory, all
that is lies straight from the pit of Hell. And it's lies to try to keep
me and all the folks who were taught that from understanding that they
need a savior.
You see, there are a lot of scientific data that I've
found out as a scientist that actually show that this is really a young
Earth. I don't believe that the Earth's but about 9,000 years old. I
believe it was created in six days as we know them. That's what the
Bible says.
And what I've come to learn is that it's the manufacturer's handbook,
is what I call it. It teaches us how to run our lives individually, how
to run our families, how to run our churches. But it teaches us how to
run all of public policy and everything in society. And that's the
reason as your congressman I hold the Holy Bible as being the major
directions to me of how I vote in Washington, D.C., and I'll continue to
do that." (Paul Broun)
Der Pulitzerpreisträger Chris Hedges ist für mich einer der scharfsinnigsten Beobachter des Systems USA. In diesem Interview spricht er über sein neuestes Buch "Empire of Illusion. The End Of Literacy". In den 27 min des Interviews seziert er mit messerscharfen Sätzen die amerikanische Gesellschaft.
Dies ist ein Versuch anhand der Situation der Krim das Augenmerk auf die geopolitischen Strategien der globalen Mächte zu richten. Als erstes muss man verstehen, dass Geopolitik eine sehr kalte und nüchterne Grundhaltung zugrunde liegt (die ich trotz dieser zynischen Analyse nicht Teile). Der Gedanke es würde irgendeine globale Macht den Wiener Konventionen irgendeine Beachtung schenken ist höchst abwegig. Die Liste Völkerrechtsverletzungen aller Beteiligter reicht von Berlin bis zur Krim.
"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder
Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich
das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt." -Egon Bahr
Um Geopolitik zu verstehen, darf man diese ebenfalls nicht mit der Innenpolitik der Länder verwechseln, egal wie man zu dieser steht. Man mag die Innenpolitik des einen Landes besser finden als die eines anderen, die Aussenpolitik wird davon selten betroffen. Werte und Rechte die man der eigenen Bevölkerung zugesteht spielen in der Geopolitik eines Landes eine sehr untergeordnete Rolle.
Geopolitisch handeln alle Beteiligten im Grunde auf der gleichen (moralischen?) Ebene. Betrachtungen über "Böse und Gut" helfen einem nicht weiter. Kalte strategische Überlegungen allein bestimmen das aussenpolitische Handeln. Geopolitik ist zudem permanenter Kriegszustand.
Tatsächlich wurde der kalte Krieg von den USA nie beendet. Die
amerikanische Wirtschaft hätte schon ein Ende der massiven
Rüstungsausgaben am Ende des zweiten Weltkrieges nicht überlebt, bzw,
wäre in eine Rezession gesteuert. Dieser permanente Kriegszustand prägt seit dem die globale Politik.
Man nennt dieses System das sich daraus Entwickelt hat auch die "permanent war economy"
bzw. die permanente Rüstungswirtschaft. Die Miltärausgaben, sind es die
laut dieser (überzeugenden) Theorie die USA seit Ende des 2. Weltkieges eigentlich am laufen
halten. Krieg und Kapitalismus sind für die USA seit dieser Zeit also
zwei Seiten der gleichen Medallie und sind auf unselige Weise und unweigerlich miteinander verknüpft.
"Well, that’s
what the Pentagon system is about: it’s a system for ensuring a
particular form of domination and control. And that system has worked
for the purposes for which it was designed—not to give people better
lives, but to “make the economy healthy,” in the standard sense of the
phrase: namely, ensuring corporate profits. And that it does, very
effectively. So you see, the United States has a major stake in the arms
race: it’s needed for domestic control, for controlling the empire, for
keeping the economy running. And it’s going to be very hard to get
around that; I actually think that’s one of the toughest things for a
popular movement to change, because changing the commitment to the
Pentagon system will affect the whole economy and the way it’s run." (Noam Chomsky. Understanding Power.)
Dieser
permanente, latente Kriegszustand wird offenbar auch von Putin
angestrebt. Diese Form des Kapitalismus wurde als der einzige Weg zur
globaler Dominanz anerkannt und ist ein quasi ein Exportschlager der
USA. Russland und China haben dieses System jeweils auf ihre Art
kopiert. Die Legitimation dieses permanenten Kriegszustandes findet sich
sowohl im Neorealismus als auch im Neoliberalismus. Grundvoraussetzung für die Aufrechterhaltung dieses
Zustandes ist eine ständig wachsende Versorgung mit Ressourcen und Energie. Nur mit Öl lässt
sich die Kriegsmaschine bewegen.
Führt so eine Situation in einen Weltkrieg? Ziemlich sicher
nicht. Keine Seite hat wirklich ein Interesse an einer direkten
militärischen Konfrontation. Das Hauptinteresse des permanenten Kriegszustandes ist nicht der Krieg sondern die Erhaltung der Militärindustrie, die Förderung der einheimischen Wirtschaft und die
Sicherung der Ressourcen. Wie schon in meinem letzten Post über Geopolitik erwähnt, bin ich der Meinung, dass der wirtschaftliche Wettbewerb längst den Krieg im streben um globale Dominanz ersetzt hat.
Man kann daher davon Ausgehen, dass Beispielsweise die Interessen der Bevölkerung der Krim und der Ukraine für keine der beteiligten Seiten eine Rolle spielen. Ob in der Ukraine Demokratie oder Diktatur herrschen werden ist, wenn man sich die Geschichte betrachtet, für die Großmächte von untergeordnetem Interesse. Wichtig ist den Strategen allein welche Kontrolle man über die neue Regierung hat und ob diese dem eigenen Lager Zugang zu den gewünschten Ressourcen erlaubt.
Die Ukraine hat das Pech ein schwacher Staat zwischen starken Lagern zu sein der innerlich zerrissen ist. Ausserdem liegt sie in einer Region von großem strategischem und energiepolitischem Interesse. Der Schwarzmeerraum ist ein Drehkreuz für die bedeutenden Energievorkommen Zentralasiens. An Russland kommt man im Moment in diesem Raum nicht vorbei. Die Kontrolle der dortigen Pipelines und die militärische Vormachtstellung im Schwarzen Meer bestimmen darüber wer in Zukunft auf diese Energievorkommen zugreifen kann und wer nicht.
Mit offenen Karten 11.07.2008. DasSchwarze Meer; Geopolitik der Pipeleines
(Eingefügt am 20.3)
Der Westen drängt daher mit Macht in diese Region vor. Russland hat es unter Putin allerdings gut verstanden sich zu wehren. Viele der Pläne der westlichen Ölkonzerne wurden von Russland durchkreutzt. In der neorealistischen/neoliberalen Denkweise der Geopolitik hat man Putin durch die Expansion aber langfristig zu einer Reaktion gezwungen.
Putin kann sich nicht damit abfinden ein erfolgreiches Rückzugsgefecht gegen den Vormarsch des Westens zu führen. Vor allem ein Verlusst des Militärhafens Sewastopol konnte Putin in diesem Spiel nicht akzeptieren, es sei denn es bestünde Gefahr einer direkten Konfrontation.
Die Annektion der Krim ist daher bestimmt keine Überraschung für die Strategen des Westens. Die USA hat nicht anders reagiert als die Marinebasen in Bahrain durch den arabischen Frühling in Gefahr waren. Jegliche Demokratiebestrebungen in Bahrain wurden mit Hilfe des Westens brutal im Keim erstickt.
Eine durchaus nicht unmögliche Antwort Putins auf die Expansion des Westens nach Osten wäre eine russische Expansion nach Westen. Dieses Interesse ist möglicherweise nicht auf die Schwarzmeerregion beschränkt. Putin will und kann im großen Spiel mitspielen. Ich denke nicht, dass sich Putin Beispielsweise mit der Seperation der baltischen Staaten unter seiner Präsidentschaft abgefunden hätte. Zu groß sind die wirtschaftlichen und strategischen Nachteile durch die Unabhängigkeit des Baltikums.
Kaliningrad, der wichtigste eisfreie Militärhafen Russlands an der Ostsee, ist durch die Unabhängigkeit der baltischen Staaten eine extraterritoriale Enklave geworden. Das ist für Russland eigentlich eine militärisch unhaltbare Position. Das weiss auch der Westen. Jetzt, da man Putin zur Annektion der Krim getrieben hat, muss man Drohgebährden folgen lassen. Putin soll nicht auf Dumme Ideen in Estland und Lettland kommen. Man will schliesslich auf keinen Fall einen wirklichen Konflikt. Das aber weisss auch Putin. Man tut dem Protokoll mit dem Sanktionsgetöse genüge. Im Grunde wird man auf allen Seiten die Annektion der Krim als logischen Spielzug in diesem Spiel akzeptieren und Putin insgeheim dafür gratulieren.
Durch die Annektion der Krim durch Russland hat sich also trotz allem Säbelgerassel keine wesentliche Änderung in der Beziehung zwischen Russland und dem Westen ergeben. Eine Kriegsgefahr ist nicht größer oder kleiner als vor den Ereignissen in der Ukraine.
Seit 70 Jahren lebt unsere Welt in Folge des 2. Weltkrieges in einem System des permanenten Kriegszustandes, dass auf Ausbeutung von Menschen und Ressourcen beruht. Es dient der Erhaltung der Wirschaftsmacht, der globalen Dominanz, der Macht der Kapitalinteressen und der Unterdrückung sozialen Wandels. In diesen Zielen sind sich alle Großmächte einig. Dieser Zustand soll jedoch auf keinen Fall durch einen tatsächlichen symmetrischen Krieg gefährdet werden. Man balgt sich nur indirekt und im Geheimen.
Das System Geopolitik ist allein von Eigennutz und Gewinninteressen getrieben. Das dem System inherente Misstrauen zwischen den Beteiligten ist zu Groß um gemeinsames Handeln zu erlauben. Aus diesem System heraus sind Lösungen für die drängensten Probleme unserer Zeit unmöglich.
Globale Ungerechtigkeit, unmäßiger CO2 Ausstoß und die Plünderung der Ressourcen und Weltmeere werden also kein ein Ende finden so lange dieses System besteht. Aus sich heraus kann es keine Erneuerung geben. Ein gezähmter oder grüner Kapitalismus, die Illusion die sich viele machen, hat nie existiert und wird nie existieren. Niemand traut sich dieses System zu beenden.
Ein Ende ist jedoch Absehbar. Ab ca. 2017 wird es zu einem allgemeinen Rückgang der Verfügbarkeit nahezu aller Ressourcen kommen, vor allem der globalen Fördermengen an fossilen Brennstoffen. In Folge dessen ist der permanente Kriegszustand auf Dauer nicht mehr aufrechtzuerhalten. Wie sich die Welt durch diese Entwicklung verändern wird bleibt abzuwarten.
Am Dienstag fand der 92 Verhandlungstag im NSU Prozess statt. Im Mittelpunkt stand der Mord am Internetcafe-Betreiber Halit Yozgat. Wer immernoch an eine "umfassende Aufklärung" durch den Prozess geglaubt hat, wird wohl mit diesem Verhandlungstag diese Hoffnung aufgeben.
Es geht an diesem Verhandlungstag vor allem um die Frage was denn der in seiner Jugend als "kleiner Adolf" bekannte V-Mann-Führer des Verfassungsschutzes Andreas Temme, zur Tatzeit in diesem Internetcafe trieb. Der Journalist Wolf Wetzel befasst sich mit dem NSU Komplex seit Jahren. Er hat die Unstimmigkeiten dieses Mordfalls zusammengefasst.
Das Lügengebäude das zur Vertuschung der Beteiligung des Verfassungsschutzes aufgebaut wurde ist zu fadenscheinig und brüchig um keine Zweifel aukommen zu lassen. Ich persönlich kann mir eigentlich nicht vorstellen wie man noch offensichtlicher Lügen kann als es der Verfassungsschutz in diesem Fall tut.
Wenn wir diese Lügen nicht glauben, lässt alles was wir bisher wissen können darauf schliessen, dass hier durch den Verfassungsschutz Aufklärung und Ermittlungen der NSU schon zur Tatzeit verhindert wurden. Dies dauert bis heute an. Auch an diesem Verhandlungstag tut der Verfassungsschutz alles um eine Aufklärung zu verhindern. Neue Lügengebäude werden auf den Ruinen der alten Aufgebaut.
Wenn man Lügen nicht ernst nimmt sondern sich die Fakten ansieht, muss man von einer zumindest indirekten Beteiligung von Andreas Temme an diesem Mordfall ausgehen. Die wahrscheinlichste Erklärung für Temmes Anwesenheit ist, dass er direkt nach der Tat die Vernichtung möglicher Spuren unternahm, die zur einer Aufklärung der Mordfälle hätten führen können. Trotzdem wurden die Ermittlungen gegen ihn eingestellt, da Temme von seiner Behörde massiv gedeckt wurde.
Wenn das so ist kann man daraus schliessen, dass verschiedene Verfassungsschutzbehörden die Täter bei ihren Taten im Hintergrund "begleitet" und gedeckt haben. Sie haben dabei die Ermittlungen der Polizei behindert und sich damit an den Morden schuldig gemacht. Trotzdem scheint weder Politik noch Staatsanwaltschaft in der Lage diese Beihilfe zum Mord zu verfolgen.
Was das für unsere Demokratie und unseren Staat bedeutet ist erschütternd. Vermutlich soll eine Aufklärung auch weiterhin verhindert werden, weil ein Eingeständnis dieser Tatsachen den Glauben an diesem Staat zerstören würde. Möglicherweise ist dies sogar eine politische Entscheidung der Regierungen oder Innenminister. Dabei sind es die Vertuschungen und die Unfähigkeit die Fehler einzugestehen die für mich viel schwerer wiegen als die Vorgänge selbst.
Sehr zu empfehlende Podiumsdiskussion mit Jakob von Uexküll, Anders Wijkman, Reinhard Loske und Stephan Schad bei
"Lesen ohne Atomstrom" am 23.4.2013 in der Zentralbibliothek Hamburg.
Moderation und Diskussionsleitung: Jakob Augstein.
Am Samstag hat der ehemalige Leiter der NSU
Untersuchungsausschusses des Bundestags Sebastian Edathy sein Mandat
niedergelegt. Gegen ihn wird im Verdacht des Besitzes von
Kinderpornographie ermittelt. Gibt es Gründe zu glauben, dass es einen Zusammenhang zwischen seiner Arbeit im Ausschuss und dieser Anklage gibt?
Der NSU Untersuchungsausschuss war einer der wenigen Gründe in den
letzten Jahren nicht alle Hoffnung in unsere Demokratie aufzugeben.
Mein Bild von Untersuchungsausschüssen war durch eine Reihe
unsäglicher Angriffe auf unsere Demokratie mit diesem Namen, wie
z.B. in der hessischen Steuerfahnder Affäre, geprägt. Dass Edathy
und die anderen Mitglieder ausgerechnet im Fall der NSU Morde so
herausragende Arbeit ablieferten war mehr als überraschend.
Jetzt also ein Verfahren gegen Edathy wegen Kinderpornographie.
Es ist wohl ziemlich sicher, dass Edathy sich
mit seiner Großtat für die Demokratie Feinde in den Reihen der
Geheimdienste gemacht hat. Ist dies jetzt die Rache des Verfassungsschutzes oder des BKAs? Woher kommen die Erkenntnisse der Ermittlungen in Kanada? Wer hat sie warum weitergeleitet?
Manch einer will sich zu diesem Fall erst äußern wollen, sobald
mehr über den Fall bekannt ist. Ich sage, es ist unerheblich. Die
Intransparenz der Geheimdienste im Allgemeinen und die Intransparenz
der Untersuchungen in einem Fall wie Sebastian Edathy, lassen mich
die Frage stellen ob es innerhalb der Datengebirge der Dienste nicht auch belastendes
Material gegenüber weiteren Abgeordneten gibt, das nur darauf wartet
veröffentlicht zu werden.
Angenommen es gäbe zwei Abgeordnete des Bundestages. Über beide
Mandatsträger hätte ein (In – oder Auslands -) Geheimdienst
ähnliches belastendes Material. Wer entscheidet darüber welcher
dieser Fälle verfolgt wird und warum? Wird es wohl einen
Abgeordneten treffen der sich seinem Gewissen und der Demokratie
gegenüber verpflichtet fühlt oder einen Machtopportunisten, der
auch mal bereit ist Entscheidungen zugunsten einer Machtelite und
zuungunsten der Bürger seines Landes zu unterstützen?
Aber es muss nicht einmal eine bewusste (Straf? -) Tat eines
Abgeordneten vorliegen. Alleine weil ein Abgeordneter darüber weiß,
dass Geheimdienste Daten über ihn gesammelt haben, könnte dies ihn dazu
veranlassen gegenüber illegalen Praktiken mächtiger Akteure oder im
Sinne einer bestimmten Ideologie oder Machtelite stillschweigen zu
bewahren. Er muss sich nicht einmal einer Tat bewusst sein um sich
eines vorausschauenden Gehorsams gegenüber den Diensten und einer
möglichen Klientel zu bemühen.
Dieses Bewusstsein einer Beobachtung ohne zu wissen von wem, ist
seit 200 Jahren ein bewährtes Mittel der Kontrolle. In seinem
Buch „Überwachen und Strafen“ beschreibt Michel Foucault wie ein
solcher „Panoptismus“ funktioniert. Es ist die Funktionsweise
eines Gefängnisses, das von dem wirtschaftsliberalen Philosophen
Jeremy Bentham erdacht wurde, die er auf unsere Gesellschaft
überträgt. Das Panoptikon ist eine Maschine die den Insassen dazu
bringt die eigene Unterwerfung zu verinnerlichen. Es ist eine totale
Unterwerfung, eine „Unterwerfung der Seele“ wie es Foucault
nennt.
Der Panoptismus ist „ein Verstärker für jeden beliebigen
Machtapparat: es gewährleistet seine Ökonomie (den rationellen
Einsatz von Material, Personal, Zeit); es sichert seine
Präventivwirkung, sein stetiges Funktionieren und seine
automatischen Mechanismen. Es ist eine Methode der Machterlangung in
einem bisher beispiellosen Ausmaß, ein großes und neues
Regierungsinstrument“.(Michel Foucault)
Ich denke, das Beispiel Edathy wird auf viele Berufspolitiker
Eindruck machen. Sicherlich gibt es den einen oder anderen Politiker der Foucault gelesen hat. Der Panoptismus ist Standard-Lehrinhalt der Soziologie und Politologiestudiengänge. Ein Parlament das noch einen Funken Reflexion und
Achtung vor sich selbst hat, müsste in einem Moment wie diesem eigentlich Laut
werden. Bisher habe ich aus dem Parlament noch nichts zu diesem Fall
gehört.
Gäbe es keine Inlandsgeheimdienste, keine NSA und keine
verdeckte Datensammlung, dann könnten wir annehmen, dass Sebastian
Edatys Fall ein ganz normales Ermittlungsverfahren ist. Wir wissen
aber es gibt diese Machtapparate. Wir haben keinerlei Einsicht in
ihre Funktionsweise, wir wissen nichts über die Entscheidungen die
in diesen Diensten getroffen werden. Es sind Entscheidungen die
täglich unsere Demokratie und unsere Geschichte beeinflussen.
Gerade der NSU
Untersuchungsausschuss hat gezeigt, dass wir nicht in der Lage sind
diese Dienste zu kontrollieren. Das Beispiel Edathy zeigt wie die Dienst uns kontrollieren könnten. Die unerträglichen Zustände die der
NSU Untersuchungsausschuss zutage gefördert hat müssten die
Abschaffung dieser Dienste nach sich ziehen, denn ob es jemals
wieder einen ähnlichen Untersuchungsausschuss geben wird ist mit der
Anklage gegen Edathy höchst zweifelhaft.
Nachträgliche Anmerkung (14.2.2014): Als IT-Berater und Beobachter der Veröffentlichungen aus dem Material von Edward Snowden muss ich konstatieren, dass der Fund von kompromittierenden Daten in der "freien Wildbahn" des Internets heute eigentlich keine Beweiskraft mehr hat.
Geheimdienste, aber auch gut betuchte kriminelle Organisationen, besitzen die Möglichkeiten solche Daten auf beliebigen Rechnern einzuschleusen, selbst auf Rechnern in Privathaushalten. Damit stellt sich die grundsätzliche Frage ob es überhaupt noch sinnvoll ist, in Ermittlungs- und Strafverfahren, solcherlei Beweise zuzulassen.
Damit wird natürlich auch die grundsätzliche Argumentation der Sicherheitsbehörden über Datensammlung in Frage gestellt. Wenn die Entwicklung der Datensammlung nur Schritt hält mit der Technologie Daten zu platzieren, wird die Rechtfertigung der Datensammlung in den entscheidenden Fällen unhaltbar.
Ist es möglich, dass wir uns schon in einem Informationskrieg befinden in dem Dienste vor allem nach Daten fahnden die andere Dienste platziert haben? Meiner Meinung nach ja. Welchen Sinn macht das informationstechnologische Wettrüsten wenn die Herkunft der Daten genau durch dieses Wettrüsten immer zweifelhafter wird? Was überwiegt, die Gefahren für die Demokratie, unser Grundrecht auf Datenschutz oder das zweifelhafte Versprechen von Sicherheit?
As mentioned in the previous post, our destructive ways of treating earth are reproduced by an education system that has been established with the beginning of the industrial revolution. There might have been many new ideas that went into education since then, but the basic premises never changed.
Education produces human beings as a mineable ressource for economic needs. It classifies the products in different layers of usability. Many Talents that we humans posess, talents that evoulution deemed essential for our survival, never have a chance to develop. If its not exploitable by industry your talent is "worth" nothing.
This world is run by a system of old men to work for old men. These old men and their system are responsible for destroying the livelyhood of many generations to follow. But these old men are terrified. They are terrified of change, terrified of youth, terrified of new ideas, terrified of loosing power and most of all terrified of loosing money.
But change is all around us. The world is in turmoil. There is no way that we can go on to live by the rules and ideologies of the last 200 years. This is definite certainty. But we have no idea how the world will look like in the future. Never has our future been more uncertain than today.
We have no idea what talents will be needed in the exploited world that we
leave our children. We can only hope they will find ways to adapt. But
what we actually do is wage a war against any young people that want to
make use of their talents in new ways. We wage a war on those that want
to start building a better world today (see my post on the war on youth)
This is another TED talk about education by Sir Ken Robinson from 2006 with the title "Do schools kill creativity". Please enjoy:
And another one from 2013 "How to escape education's death valley":
I know, that my blog might have been given reason to lose faith in humanity. I often find myself ashamed about my species, when I think about the way we treat each other and the world we live with. But there are reasons to strongly believe in humanity, even if today we seem to have lost our collective minds (sorry to say so).
For me, our amazing ability to learn and adapt is what fills me with hope when thinking about our future. Learning, for us humans, is more than an ability. We actually need to learn. When young, we need to learn the same way we need water, air or food.
In our western societies we tend to confuse learning with "being teached", but as it turns out, the most efficient way for learning is to teach yourself and just being assisted in doing so. This is old knowledge. Why do we keep trying to teach and fail to let children teach themselfs? Why, for many children are schools a terrifying experince?
Many social scientists have come up with the suggestion that schools are not about learning or teaching, but about controlling the populace and reproducing an ideology. Important social theorists like Antonio Gramsci, Pierre Bourdieu, Noam Chomsky or Michel Foucault, to name but a few, have formulated the suggestion, that schools are institutions that reproduce social stratification.
So since the 1960s, when crtiticism of schools became widespread, there have been Projects like the Sudbury Valley School, that question the way that we seem to believe schools have to function. When I came across this school I was astonished and you will probably be too, if you follow the link.
Basically the Sudbury Valley School gives the children the power about when, what, why and most importantly "if" they learn. The success of the Sudbury School speaks for itself. But critics might say, that sudbury is just another eltitist institution. Sudbury is a private school. Parents must have the money to send their offspring there. So maybe the success of sudbury might only be achieved by filtering a certain group of children, that are encouraged to learn by their (educated, middle class) parents anyway?
Sugata Mitra, an indian teacher, shows that all our believes about school and teaching are misconceptions. He started a project called "hole in the wall" in a very poor neighborhood in india. Basically he put up a computer (that could not be stolen) for everybody to use. The results were mindblowing.
But I dont want to tell his amazing and wonderful story but let him speak himself. Please do yourself a favour and watch, you will be amazed, I promise:
In meinem vorletzten Post habe ich geopolitische Strategien angesprochen. Vielleicht fällt es leichter sich diese anhand von Beispielen vor Augen zu führen.
In der Dokumentation "Der erschöpfte Planet - Machtfaktor Erde", von Klaus Kleber, wird angedeutet, wie sich Geopolitik im Angesicht der erschöpften Ressoursen und des Klimawandels entwickelt. Welche Strategien sind es, die heute zur Anwendung kommen und sind diese evolutionär stabile Strategien? Beurteilen Sie selbst:
Trying to find a reason why governments worldwide
employed an obviously suicidal strategy, has boggled my mind for some
time now. I think, I might have come up with, or stumbled over, an
explanation that goes a little further than just “greed and
stupidity”.
When pursuing geopolitical objectives, the most
successful strategy since the beginning of industrial revolution has been realism
(today succeeded by neorealism). It was the most successful, as it was
employed by the dominant geopolitical powers in this world, USA,
Russia and China.
In short, realism and neorealism as geopolitical strategies rest on the conviction, that
any other nation is a potential or factual enemy. (For german readers, there is a very nice introduction to foreign relations, that compares the common strategies with peoples from the Lord of the Rings, link.).
All symmetric wars, and indeed all conflicts
between nations since the beginning of industrialization, have been
fundamentally decided by one side being able to outproduce the other. As a leader, neorealism
therefore commands you to prepare your country to win any potential
armed conflict with any other country, by building up economical
muscle - pursuing GNP growth.
As in all wars industrial output has been the
deciding factor and any other party knew that also, it was only
logical to abandon armed conflict between equally developed nations
with comparable GNP altogether, and replace it with economic
competition (i.e. cold war, the conflict between western "free" capitalism and soviet state capitalism).
This kind of reasoning also suggests, that the
“military-industrial-complex” is nothing else, than the
implementation of the most successful strategies for achieving
geopolitical dominance in the past. Neoliberalism and neorealism are both dominant strategies, meaning
they are both strategies employed by the ruling elite (to serve its
interest). They also share infinite growth as means to achieve their goals.
Today, they have effectively melted into one dominant strategy, the
neo-neo strategy.
Yes,
what I am basically saying here is that capitalism is war and war is
capitalism, there is virtually no distinction between economic
competition and military conflict any more, not even if you count the
bodies.
The long
term (evolutionary) success of the neo-neo strategy is dependent on an
infinite supply of ressources to stimulate infinite growth. Naturally it
should be abandoned when ressources become scarce, or further growth
endangers our planet and our survival.
But as resources diminish, diverging from the neo-neo strategy would mean, that any country will
loose in any competition with other nations over resources that its people demand. For any democratic system abandoning
this strategy is therefore almost impossible, because politically, long term
thinking will not be supported by the electorate and the industry, if it means real short term losses!
It also implies, that securing resources for military
upkeep and industrial production would be the only reason to enter
military conflict. This is also only logical if a net benefit in
total resources (for the winning side) is to be expected.
In this mindset it is impossible to find an amicable
solution to global problems like global warming or diminishing
resources. As Robert Axelrod showed (1), two parties with the neo-neo
mindset, that are engaged in a prisoner's dilemma, or a chicken game, are locked into
mutual distrust and are unable to change into a productive
cooperative strategy. This is also called a “security dilemma”. We can see the outcome of this dilemma, and the strategies pursued in the 2013 climate summit.
Basically our leaders decided that we will all be driving down the cliff.
"Security dilemmas are not given by
anarchy or nature" but, rather, are "a social structure
composed of intersubjective understandings in which states are so
distrustful that they make worst-case assumptions about each other's
intentions". (2)
Even if you know, as a democratic leader, that this
strategy will mean collapse for everybody, you will not be the first
one to change from egoistic to cooperative strategy, because possibly
there is no way back to egoism, and your country stands in danger to
loosing its remaining ressources to other nations.
Secondary, on a personal
level, any administration/party will be held responsible for any
short term losses and would not be given enough credit for long term
benefit, resulting in loss of political power and the rise of a party
that would again employ the neo-neo strategy.
Basically, in this mindset, “caring for your
people” and staying in power to do so, demands of you as a leader, that you hold course
towards self-destruction, because you believe destruction by other
parties is the alternative.
There is also another factor playing into this.
Changes in the dominant strategy are not accepted by a body of people
without pressure to do so. (This argument has been the content of my very first post in this blog.) This pressure must be immediate and
undeniable. If it is in any form deniable and ignorable without
immediate repercussion, it will be ignored or denied. The pressure
can ultimately take the form of internal revolt or economical or ecological
crisis, but must on a fundamental level, destroy any viability for any
further pursuit of the dominant strategy.
This is the only “logical” reasoning I came up
with for the collective stupidity of humankind. Note that I do not
share that believe, I just wanted to put myself in the mindset of
believers in neo-neo strategies to find why we are not able to change
course.
Thankfully, the neo-neo mindset is not an evolutionary stable strategy (ESS). In the long run, as evolutionary pressure builds up, neo-neo strategies will be the ones selected out. New "intersubjective understandings", that follow cooperative strategies, will necessarily develop.
Axelrod showed that "success in an evolutionary game is correlated with the following characteristics":
Be nice: cooperate, never be the first to defect.
Be provocable: return defection for defection, cooperation for cooperation.
Don't be envious: be fair with your partner.
Don't be too clever: or, don't try to be tricky.
What Axelrod (and Richard Dawkins) stress is, that the most important traits of any evolutionary successfull strategy are to be nice (never be egoistic first) and to not hold a grudge (be quick to forgive), but also to retaliate quickly.
What can we, you and I, do on a personal level? Obviously it is important to participate in every form of organization that employs or promotes an ESS strategy. Any form of action that breaks out of the vicious circle of mutual distrust will change the world on an infinitesimal level. Never listen to any form of argument, that says: "we cant do that by ourselfs, this problem can only be resolved on a global level".
The vicious circle can only be broken by making the first step towards trust and forgiveness. Be the first one to be nice, be quick to forgive, motivate others to follow your example.
(1) Axelrod, Robert (1984), The
Evolution of Cooperation link (2) Wendt, Alexander (1992). Anarchy is What States Make
of It: The Social Construction of Power Politics", International
Organization vol. 46, no. 2: 397.) link