Freitag, 15. Januar 2010

Der Blick aus der Ferne

Um seinen eigenen Standpunkt zu kennen ist es hilfreich sich einen Überblick zu verschaffen. Um so weiter man sich über die Dinge erhebt um so eher ist man in der Lage sich selbst im Verhältnis zur eigenen Umwelt zu setzen. Die eigene Wahrnehmung reicht jedoch schon lange nicht mehr aus um die vernetzten Zusammenhänge zu erkennen die unsere Lebenssituation bestimmen.

Als Mensch ist man Teil einer verzahnten Welt geworden. Ereignisse am anderen Ende des Erdballes können fundamentale Auswirkungen auf unser tägliches Leben haben. Die Perspektive die uns unsere globale Welt also aufzwingt ist die des Raumfahrers, des Außerirdischen der herabblickt auf unsere zerbrechliche blaue Kugel. Nur von außen betrachtet kann unser Verstand überhaupt noch beginnen zu begreifen wo in der unendlichen Weite von Zeit und Raum er sich befindet.

Um diesen Standpunkt des Außerirdischen einzunehmen muss man sich den Einflüssen der direkten Umgebung so weit wie möglich entziehen. Eine Unbefangenheit wie man sie vielleicht einmal als Kind hatte ist Voraussetzung dafür die Dinge klar zu sehen. Zum Glück gibt es eine Denkschule die uns erlaubt diesen Standpunkt einzunehmen: die Wissenschaft.

Ich spreche hier von der Wissenschaft als Ideal wie sie seit Francis Bacon existiert. Die Wissenschaft als Gegenteil von Fanatismus und Aberglaube. Die Wissenschaft als Möglichkeit eine Beschreibung unserer Wirklichkeit zu verfassen die über die Grenzen von Zeit, kulturellem Umfeld und Gesellschaftlicher Position verständlich ist.

Die Wissenschaft ist eine Methode Wissen zu erlangen, die es uns erlaubt hat, uns über uns selbst zu erheben. Es gibt eine Wissenschaft die sich in besonderem Maße in die Position des außerirdischen Beobachters begeben hat, die Anthropologie.

Die Beschäftigung mit dem Wesen des Menschen zwingt Forscher dieser Disziplin zu einer strengen Definition ihres eigenen Standpunktes. Insofern muss der Anthropologe der sich mit der menschlichen Gesellschaft auseinandersetzt sich zuallererst mit seiner wissenschaftlichen Methode befassen. Wir müssen uns also mit dem Denken über das Denken befassen bevor wir unsere Augen öffnen und beurteilen was wir sehen. Dies ist die grundsätzliche Lehre die wir aus den Werken der "Menschenwissenschaftler" ziehen können.

Die in diesem Blog bevorzugte Sichtweise ist die des Kulturmaterialismus (Cultural Materialism) nach Marvin Harris, da er derjenige ist, der eine ökologische Sichtweise zu einer Theorie über den Wandel von Kultur machte,

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen