Freitag, 26. August 2011

Homöopathen ohne Grenzen?

Eigentlich dachte ich es gibt nichts mehr was mich schockieren könnte. Die Entdeckung der Homöopathen ohne Grenzen allerdings, hat mich umgehauen. Die schiere Arroganz dieses Vorhabens ist unfassbar.

Ich wusste, dass es in der Geschichte der Anthroposophen auch eine Nähe zu der Herrenmenschen-Theorien gab, dass aber hier und heute, die Jünger Hahnemanns in die Welt reisen, um sie im Sinne ihrer Religion zu missionieren, hinterlässt mich Sprachlos.

Zitat:"Hierfür haben die Homöopathen ohne Grenzen ein Unterrichtssystem entwickelt, das den Erfordernissen vor Ort angepasst werden kann. Die  von Homöopathen ohne Grenzen initiierten Projekte sollen mittelfristig eigenständig arbeiten und ausbilden. Die Organisation arbeitet unabhängig von politischen, religiösen und ökonomischen Interessen ehrenamtlich und finanziert sich nur über  Mitgliederbeiträge und Spenden."

Wie bitte? "unabhängig von politischen, religiösen und ökonomischen Interessen"? Da die Homöopathie auf Basis von naturwissenschaftlich nicht haltbaren Glaubenssätzen, Wasser und Zuckerkügelchen für viel Geld verkauft, ist sie von einer Religion nicht zu unterscheiden und verdient viel Geld mit einem zweifelhaften Produkt.

Ich will hier mal einen Punkt deutlich Aussprechen:

So lange kein naturwissenschaftlicher Nachweis oder zumindest eine haltbare Theorie der Wirkungsweise der Homöopathie vorliegt, handelt es sich bei der Homöopathie um einen Aberglauben. 

Diesen Nachweis zu erbringen oder eine auch nur annähernd haltbare Theorie darüber zu entwicklen ist die Homöopathie nicht in der Lage. Die Pflicht diesen Nachweis zu erbringen liegt aber bei der Homöopathie selbst.

Aberglaube kann Heilen, dies dagegen IST naturwissenschaftlich nachgewiesen. Ihn zu verbreiten oder ihn für den eigenen Profit zu nutzen ist meiner Ansicht nach jedoch ein Verbrechen.

Das wir im 21Jh immer noch Wasser im Mondlicht  rühren um ihm eine angebliche Heilkraft zu vermitteln (das macht Weleda tatsächlich)  ist eine Schande. Das diese Leute jetzt auch noch in die Welt hinausgehen um diesen Aberglauben zu verbreiten, schierer Wahnsinn.

Wie wäre es wenn wir im Gegenzug auch bei uns endlich mehr Hühner Schlachten würden um den Heilungsprozess zu fördern? Ich meine auch, dass ich persönlich eine Santeriazeremonie jeder Zeit einer hömöopathischen Anamnese Vorziehen würde. (Tolle Rythmen, Tänzerinnen etc., hört sich nach weit mehr Spass an als ein Arztbesuch in Deutschland).

Diese schamanistischen Heilmethoden sind genau so Erfolgreich wie die Homöopathie und den Menschen im Jeweiligen Kulturkreis vertraut. Zu glauben mit der Verbreitung der Homöopathie den Menschen in fremden Kulturkreisen etwas gutes zu tun, ist gleich dem chauvinistischen Missionseifer der Kirchen zu Zeiten der Kolonialisierung. Dieser Missionseifer kann nur aus einer chauvinistischen Herrenmenschenideologie stammen, auch wenn die Homöopathen ohne Grenzen sich das nicht eingestehen und glauben "gutes" zu tun.

Was kommt als Nächstes?
Bachblüten gegen Malaria?
Gesundbeten gegen Aids?
Schluckbildchen gegen die Cholera?

Edit:
Im südlichen Afrika geschehen unglaubliche Dinge aus der Verzweiflung und der Angst die AIDS über diese Region gebracht haben. Da der Aberglaube herrscht, dass Sex mit einer Jungfrau AIDS heilen könnte, werden immer jüngere Mädchen vergewaltigt. Die beste Vorbeugung gegen Krankheit und die Erfolgsversprechenste Behandlung ist die Aufklärung und die Bildung der Bevölkerung.  Was die Welt wirklich nicht braucht ist noch mehr Chauvinismus, Aberglaube und Misstrauen gegen die Wissenschaft.

Dienstag, 23. August 2011

Zins und Vermögen

Anm: seit der ersten Erstellung am 23.8 musste ich diesen Artikel mehrmals editieren um gegen meine Rechtschreibschwäche zu kämpfen und da einige Punkte verdeutlicht werden mussten.

Auf den von mir sehr geschätzten Nachdenkseiten kritisiert Jens Berger vehement die immer weiter verbreitete Zinskritik. Eine nüchterne Betrachtung des Thema Zins tut Not, aber der Beitrag bleibt bei diesem sehr komplexen Thema leider sehr Oberflächlich. Vor allem, dass er Zinskritiker (wie schon so viele vor ihm), in die Nähe von Antisemiten rückt, ist polemisch und der Qualität der Nachdenkseiten eigentlich nicht angemessen.

Die Zinskritik muss sich jedoch wohl gefallen lassen, das sie sich schwer tut alternativen Vorzustellen. Anstatt zu spalten, sollte sich aber die notorisch uneinige linke Blogosphäre ihre Gemeinsamkeiten bewusst machen.

In meinem Beitrag über Wachstum habe ich schon einmal auf den Finanzmathematiker Jürgen Kremer hingewiesen der hier die "blinden Flecken" der Ökonomie darstellt. Er zeigt, dass unser (BIP )Wirtschaftswachstum seit geraumer Zeit allein dem Zuwachs von Vermögen durch Zinsgewinn dient und die Löhne und Gehälter auf der Strecke bleiben oder sinken (müssen).

Diese Tatsache kann auch Jens Berger schwer beiseite wischen. Ebenfalls unbestreitbar ist das stete Anwachsen der Privatvermögen und der Staatsverschuldung. Diese Akkumulation ist nicht auf den von Jens Berger genanten Zeitraum (nach 1980) beschränkt, sie überschritt in den 80ern allerdings eine kritische Größe, die Aktiva wurden größer als das Deutsche BIP. Seit 1980+ sind ein Missbrauch der Macht des Geldes und eine Schwächung der Demokratie zu beobachten.

Es ist nicht eindeutig, wie von Jens Berger behauptet, dass allein die Besteuerung der Vermögenseinkommen und die Spitzensteuersätze für die Akkumulation verantwortlich sind. Diese Steuerpolitik könnte auch umgekehrt als Folge der Akkumulation von Vermögen und Macht gesehen werden.

Die Akkumulation der Vermögen scheint Systemimmanent, sorgt langfristig für sozialen Aufruhr und führte in die Krise die wir heute haben. Was ist also Ursache und was Wirkung? Wieviel Einfluß darauf hat der Zins? Diese Frage ist wichtig, aber nicht Zentral und eine polemische Spaltung über diese Frage nicht wirklich Zielführend.

In Deutschland haben wir bekannter maßen das System der Sozialen Marktwirtschaft und der Parlamentarischen Demokratie nach der Barbarei des Nationalsozialismus eingeführt. Der banale Grund ein so komplexes und träges System der Machtverteilung einzuführen, war es zu verhindern, dass einzelne zu viel Macht anhäufen und diese Missbrauchen.

Das dies in einer Demokratie trotzdem geschehen kann ist offensichtlich. Reichtum und Demokratie sind nur schwer in Einklang zu bringen. Dieses Problem ist so alt wie die Demokratie selbst. Die Griechen erfanden das Scherbengericht um der Machtanhäufung einzelner einhalt zu gebieten, keine schlechte Lösung meine ich. 

Heute ist leider der Machtmissbrauch eher die Regel als die Ausnahme. Aufgrund der unkontrollierten Akkumulation der Vermögen haben sich undemokratische Machtstrukturen entwickelt die unsere Demokratie untergraben haben.

Diese Machstrukturen sind es, gegen die die linke Blogosphäre anschreibt. Es geht um eine sozial gerechte Gesellschaft und die Vermeidung der übertriebenen Akkumulation von Reichtum. Über das Wie mag Uneinigkeit herrschen, das Handlungsbedarf besteht ist wohl unumstritten.

Meiner Ansicht nach greift die reine Zinskritik zu kurz. Sie denkt zu sehr in den Strukturen der privaten Ökonomie selbst. Sie sieht nicht, dass Zins nur in Händen privater Banken schädlich ist.

Der Sozialismus, der die totale Verstaatlichung aller Produktionsmittel vorsieht, und der Kapitalismus, der die vollkommene Privatisierung anstrebt, haben beide offensichtlich versagt. Die beiden Lager haben sich in ihre ideologischen Schützengräben zurückgezogen.

Beide Lager liegen Falsch. Die Antwort liegt in der Vernunft. Ich will meine Semmel nicht bei einer Staatsbäckerei beziehen, genausowenig brauche ich eine staatliche Sockenfabrik. Offensichtlich gibt es Bereiche die für eine marktwirtschaftliche Selbstregulierung geeignet sind.

Genauso gibt es andere Wirtschaftsbereiche und Aufgaben bei denen Privatisierung zum Schaden des Allgemeinwohls ist.

Dazu gehören einerseits jede Form von natürlichem Monopol, wie Polizeiaufgaben, Wasserversorgung, Bahn, Wege und Straßen, Stromnetze usw. Andererseits all diejenigen in denen privatwirtschaftliche Interessen und das Gemeinwohl nicht vereinbar sind, sich sogar gegenseitig ausschliessen.

Ein privatisiertes Gesundheitswesen, dass den eigenen Profit vor die Gesundheit der Bevölkerung stellt ist nicht Tragbar.

Eine private Energiewirtschaft, die beispielsweise die Atomkraftwerke gegen den Willen der Bevölkerung aus Profitgier weiter betreiben möchte und die Überlebensfähigkeit der Gesellschaft dabei aufs spiel setzt, ebenso wenig.

Für mich gehört aber auch die Kontrolle über unser Geldwesen zu den nicht privatisierbaren Versorgungsaufgaben. Banken sollten Kommunal oder Genossenschaftlich organisiert sein, am besten im Sinne von Gemmeinnützigen Vereinen. Kredite sollten nicht aus Profitgier vergeben werden sondern als gemeinnützige Aufgabe.

Der Zins ist dann genau betrachtet nichts anderes als die Sozialisierung eines Risikos. Man teilt das Kreditausfallrisiko wie bei einer Versicherung unter den Kreditnehmern auf. In diesem Sinne sind Kredit und Zins weder Verwerflich noch dem Gemeinwohl schädlich, sondern im eigentlichen Sinne solidarisch.

In die oben beschriebenen Zinsen wird die Inflation einberechnet. Dies nicht zu tun würde den Kreditmissbrauch fördern. Ein Anleger, der Geld auf die oben beschriebene Bank trägt bekommt Zinsen.  Diese schützen sein Geld vor der Entwertung durch die Inflation. Diese beiden Vorgänge sind ausreichend um die wesentlichen Aufgaben der Banken im Sinne des Gemeinwohls zu erfüllen.

Das private Bankwesen aber hat sich verselbstständigt. Risiko und Zins sind entkoppelt. 30% Renditen sind nicht durch Risiken zu erklären, Steuergelder werden herangezogen wenn man Verlusste macht. Das private Bankwesen, vor allem das Investmentbanking, ist über die Kontrollierbarkeit von Einzelstaaten hnausgewachsen. Es gefährdet die Werte die zu bewahren unsere westlichen Staaten sich einst gegründet haben.

Das private Bankwesen missbraucht die Souveränität die wir ihm als Volk zugestehen. Da es offensichtlich nicht in der Lage ist mit dieser Verantwortung umzugehen müssen wir sie ihm wieder entziehen.

Dies könnte eigentlich genau so leicht gehen wie es sich anhört. Ein Streit über das für und wieder von Zinsen wäre dann völlkommen unnötig. Wir, das Volk, hätten dann die Kontrolle über die Banken, nicht umgekehrt.

Wir könnten den Zins dann auch abschaffen und das Geld Zinslos verleihen wenn wir wollten. Besser jedoch wäre der Zins kommt dem Gemeinwohl zu Gute, statt immer nur dem Privatanleger.

Donnerstag, 18. August 2011

Lieber Milliardär, dieser Post könnte dein Leben retten:

Sehr geehrte Damen und Herren Albrecht, Otto, Klatten, Quandt, Oetker, Kühne, Finck, Plattner, Schlecker, Thurn und Taxis und all die anderen Superreichen Deutschlands, die glücklichen 300 die zusammen über 500 Milliarden Euro besitzen.

Obwohl offensichtlich ist, dass Sie sich nicht Verantwortlich für die soziale Schieflage in diesem Land fühlen, seien Sie versichert, Sie sind es.

In Ihrem Namen handeln Bankiers wie Herr Ackermann um Ihr Vermögen zu vermehren.

In Ihrem Namen werden Banken mit Steuergeldern vor dem Konkurs gerettet.

Ihr Privatvermögen zu schützen scheint die oberste Prämisse des Staates.

In ihrem Namen handeln also unsere Politiker die der Bevölkerung das Geld nehmen, damit Sie ungestört ihren Reichtum vermehren können.

Falls Sie sich dessen nicht bewusst sind, empfehle ich Ihnen sich sehr schnell zu Schulen.

Einige ihrer Superreichen Freunde in den USA haben ihre Verantwortung schon verstanden. Warren Buffet  zum Beispiel, der endlich mehr Steuern Zahlen will, oder Bill Gates, der seine superreichen Freunde dazu bringen will ihr Geld wegzugeben. Weitere Beispiele sind Joseph E. Stiglitz oder Götz Werner, die Sie wahrscheinlich eher skeptisch sehen.

Wo, frage ich mich bleibt hier bei uns in Deutschland Ihr Ruf nach sozialem Ausgleich? Wo bleibt Ihr Beitrag zur Rettung dieses System?

Bisher meldete sich kein Deutscher Milliardär medienwirksam zu Wort (nicht einmal Götz Werner).
Ich meine, Sie sollten bald damit anfangen.

Noch haben Sie die Chance eine Brücke zu schlagen über den tiefen Graben zwischen Arm und Reich.

Noch wurden in Ihrem Namen nicht mit scharfer Munition auf Demonstranten gefeuert. 

Noch können Sie einen Teil ihres Reichtums, Ihrer Privilegien und Ihres Leibeswohls retten.

Noch ist der wütende Mob der ihr Haus Anzünden und Sie womöglich am nächsten Baum aufhängen würde auf die Londoner Vororte beschränkt.

Vor allem aber, noch können Sie ohne Zwang als Wohltäter handeln und so Ihr Image oder Ihr Seelenheil retten.

Am besten fangen Sie gleich morgen damit an ein Paar Milliarden an Schulen und Universitäten zu spenden. Bauen Sie Schwimmbäder, Parks oder Bibliotheken. Schauen Sie nicht darauf ob Sie diese Spenden auch absetzen können sondern freuen Sie sich über das Geben.

Egal was Sie machen, Nehmen Sie Geld aus diesem aufgeblasenem Apparat, der sich Finanzsystem nennt. Verbrennen Sie Kapital in Milliardenhöhe. Schaffen Sie Realwerte die allen Menschen in diesem Land zu Gute kommen.

Geben Sie mindestens die Häfte dessen was Sie besitzen, ich denke es bleibt Ihnen dennoch "genug".

Ich gebe Ihnen die Wahl, alles zu verlieren oder jetzt ihren Teil für das Allgemeinwohl zu tun. Ich habe keinerlei Autorität, ausser der Gewissheit, dass sollten Sie diesem Aufruf nicht Folge Leisten diese Gesellschaft aus den Fugen gerät und und sich gegen Sie erhebt.
Ich persönlich bin nicht sicher ob mir daran gelegen ist Sie vor diesem Schicksal zu bewahren, aber ich finde Sie sollten diese Chance erhalten.

Nutzen Sie sie.

"All dies ist keine Frage der Ideologie mehr und es geht auch nicht um Fairness oder Moral. Wer das System retten will, muss jetzt handeln. Die Märkte funktionieren nicht mehr, Der Kapitalismus ist im Begriff, sich selbst zu zerstören."
(Nouriel Roubini)

Mittwoch, 17. August 2011

Sensationelle Ölfunde?

In den letzten Tagen überschlagen sich die Medien in Superlativen über die Ausmaße der Ölfunde in Norwegen. "Gigantisch" meldet die Süddeutsche, "Mega Ölfeld" die Welt, "Riesig" der Spiegel und der Focus.

Es handelt sich um ein Feld von der Größe von angeblich 500 Millionen bis 1,2 Milliarden Barrel Öl-Äquivalent (Boe). Hurra, wir sind gerettet, Peak Oil ist abgewendet, die Katastrophe verschoben!

Wüsste ich nicht, dass Journalisten notorisch schwach in  Mathematik sind, Ich könnte meinen Blog dicht machen.

ich habe aber mehreren "elite" Journalistenschülern der Münchner Journalistenschule Nachhilfe in Mathematik gegeben und weiß wie es mit deren Mathematikkenntnissen bestellt ist. Nämlich ungefähr so wie mit meiner Rechtschreibung, also Katastrophal.

Schauen wir uns mal die Zahlen genauer an: Die weltweiten Ölvorräte bewegen sich in einer Größenordnung von 1000 Milliarden Barrel. Eine Milliarde mehr oder weniger verschwindet im statistischen Rauschen.

Täglich verbrauchen wir Weltweit 86 Millionen Barrel Öl. 1,2 Milliarden Barrel Erdöl verbrauchen wir also in ca 14 Tagen.

Interessant dabei, dass ein Ölfund wie dieser so durch die Presse hochgespielt wird. Seine Bedeutung ist offensichtlich gering, aber das Medienecho gewaltig. Der Verdacht auf Kampagnenjournalismus liegt nahe.

Machen wir uns also nichts vor, hinter einer Nachricht wie dieser steht letztenendes eine große PR Agentur die im Auftrag von Konzernen arbeitet. In diesem Fall sind es vielleicht die Ölkonzerne (Statoil) oder andere "Mächte" die einer Panik an den Rohstoffmärkten seit geraumer Zeit erfolgreich entgegenarbeiten.

Mein Schluss ist: Es muss sehr schlecht bestellt sein um die Suche nach neuen Ölfeldern. Mit dieser Nachricht hausieren gehen zu wollen ist erbärmlich. Falls Ölfelder in einer Größenordnung erschlossen und gefunden werden die uns weiterhilft, müssten wir wöchentlich solche Meldungen in der Zeitung lesen können.  Sie wären dann dort untergebracht wo sie hingehören, irgendwo unter den Kurzmeldungen im Wirtschaftsteil.

Mittwoch, 10. August 2011

Kravalle, Proteste, Revolten oder gar Revolution?

In den vergangenen Tagen wird England von sog. Krawallen erschüttert. In Libyen oder Syrien spräche man womöglich von Aufständen? Wie auch immer man diese Aufstände nennt, Menschen gehen auf die Straße, weil sie die Verlierer des Systems sind.

Den Stuttgart21 Gegnern, der Anti-AKW Bewegung und anderen aktiven politischen Gruppen Deutschlands wird vorgeworfen, vor allem die bürgerliche Mitte oder den linken Rand zu vertreten. "Wutbürger" und "Berufsdemonstranten" heißt das im Propagandadeutsch unserer Medien.

Die #spanishrevolution oder die Empörten Griechenlands werden hierzulande gerne als undankbare, verwöhnte Transferempfänger verunglimpft, die selbst Schuld an ihrer misslichen Lage sind.

Die Londoner Aufständischen heute oder die aus den Pariser Banlieues 2006 sind "Krawallmacher" oder sogar "Abschaum" (Sarkozy).


Die Wahrheit ist die, dass es in ganz Europa eine immer größer werdende Menge an wütenden Menschen gibt die es satt haben nicht an der Produktivität ihrer Gesellschaft teilhaben zu können.

Diese Menschen haben unterschiedliche Hintergründe und unterschiedliche Bildungsniveaus, auch ihr Lebensstandard unterscheidet sich gewaltig.

Manche sind bewusst antikapitalistisch, manche wissen nicht dass sie es sind, alle aber sind wütend oder eben "Empört". Die Systemkrise die dafür Verantwortlich ist wird weiter ignoriert, politisch und medial. Die eigentlichen Verbrecher und Brandstifter bleiben unbestraft.

Jede Minute Fernsehen, sei es Werbung oder Nachricht, jede Zeile in Bild oder Spiegel, propagieren die wahren Schuldigen hinter dieser Krise die Legitimation für die Ignoranz der Macht. Ihre Worte lauten:

"Das ihr arm seid ist eure Schuld". 

Diese Lüge müssen wir von Kindergarten bis Altenheim, von Morgens bis Abends immer wieder gefallen lassen. Die Wahrheit müsste lauten:

"Ihr seid Arm weil "Wir" reich sind."
"Wir", die wir die Medien Kontrollieren, die Politiker in der Tasche haben und für die ihr jeden Tag schuftet.
"Wir" die wir aus eurer Arbeitsleistung gewaltige Renditen erwirtschaften und euch im Gegenzug immer geringere Löhne bezahlen.
"Wir" die wir eure Zukunft schon längst Verkauft, euer Klima schon längst zerstört und die Ressourcen der Zukunft schon längst verschwendet haben.

Was wir jetzt in GB sehen ist, was passiert wenn es immer weiter geht wie bisher.
Aus Frustration wird Wut und aus Wut wird Gewalt.
Diese Gewalt ist nicht politisch, aber Folge von Politik.

Sie ist nicht antikapitalistisch, aber Folge des Kapitalismus.
Zu lange wurde der Wähler ignoriert, der Gewerkschaftler verhöhnt, der Demonstrant verunglimpft. Zu lange wurde Privatisiert und Globalisiert


London könnte eine Warnung sein. Ich hoffe sie wird gehört.
Ich fürchte aber London ist eine Vision der Zukunft.
Das erste  Aufflammen eines  Flächenbrandes dessen weitere Ausbreitung nicht abschätzbar ist.