Dienstag, 14. Februar 2012

Briefe von der Erde 02

5 Bericht Standardzeit 308/45000 vom Planeten702 „Erde“

Auf der Suche nach Intelligenten Lebensformen auf dem Planeten Erde.

Spezies X37 Mensch nimmt seine Umwelt vor allem über visuelle und akustische Signale im einem schmalen Bandbereich war. Offenbar eine etwas geringere Rolle spielen die Wahrnehmung chemischer Reize und der Tastsinn. Seine Sinnesorgane sind dabei im Vergleich zu anderen Spezies sehr schlecht entwickelt. Entscheidend für das Verständnis darüber wie der Mensch seine Umgebung wahr nimmt ist daher eine Betrachtung der Verarbeitung der Signale im Gehirn des Menschen.

Im Wesentlichen erzeugt das menschliche Gehirn nach Aufnahme der Sinnesreize eine auf gespeicherte Daten basierende Rekonstruktion seiner Umwelt. Diese effiziente Rekonstruktion der realen Welt ermöglicht es dem Menschen eine ausreichend gute Vorstellung seiner Umwelt zu vermitteln um mit dieser interagieren zu können, auch wenn er nur einen sehr beschränkten Teil der real existierenden physikalischen Umgebung wahrnimmt.

Die Größe der Datenbasis des Gehirns richtet sich dabei vor allem nach vorher erkannten Mustern. Der Aufbau dieser Datenbasis findet Hauptsächlich in der langen Kindheitsphase des Menschen statt. Die wesentliche Fähigkeit des menschlichen Gehirns scheint das Erkennen und das effiziente verarbeiten von wiederkehrenden Mustern zu sein, dies ist von Geburt an stark ausgeprägt. Menschliche Kinder sind sehr schnell in der Lage allein durch das Erkennen wiederkehrender Muster komplexe Sprachen zu verstehen und zu sprechen.

Diese Mustererkennung erlaubt dem Menschen außerordentliche Leistungen zu vollbringen. Er ist z.B. in der Lage hoch komplexe akustische Harmonien nicht nur zu erkennen sondern auch in Form von Musik zu erzeugen. Sicher eine der vielversprechendsten Merkmale des Menschen.

Diese Methode der Wahrnehmung der Umwelt über die Wiedererkennung von Mustern spielt eine große Rolle im Sozialverhalten des Menschen. Akustische Muster als Sprache zu erkennen oder die Gesichtsausdrücke von Menschen zu interpretieren sind wesentlich stärker von der bestehenden Datenbasis geprägt als andere Sinneseindrücke.

Unsere Experimente haben gezeigt: das Menschliche Gehirn ist bemüht auch in völlig zufälligen visuellen Sinneseindrücken Gesichter zu erkennen oder sinnfreie Laute als Sprache zu verarbeiten. Sprache bestimmt einen großen Teil der menschlichen Gehirnleistung.

Da der Mensch eine sehr soziale Spezies ist, ist diese starke Ausrichtung seiner Wahrnehmung auf sein soziales Umfeld nicht weiter verwunderlich. Der Mensch versucht dabei ständig seine Stellung in seinem Sozialgefüge zu bestimmen und mit anderen Menschen zu kommunizieren.

Demgegenüber steht ein anderes Selbstverständnis des Menschen. Da das Universum des Menschen vornehmlich in seinem Kopf existiert, befindet er sich offensichtlich in seiner Wahrnehmung in dessen Zentrum. Dies macht es dem Menschen sehr schwer ein objektives Verständnis über seine Bedeutung als Mensch an sich oder als Individuum zu erlangen. Dies führte u.a. zu einer Entwicklung der Menschlichen Kultur die sich Religion nennt, worauf ich in einem weiteren Bericht eingehen will.

Der Mensch neigt durch die Zentrierung auf sich selbst seine eigene Bedeutung oder die der eigenen Kultur (oder Religion, Sekte, sozialen Schicht …) zu überschätzen, was zu allerhand Fehlleistungen einzelner Individuen oder auch Gruppen bzw. Staaten von Menschen führt. Die Vermutung ist, dass es in der Frühzeit der Entwicklung des Menschen einen evolutionären Vorteil aus der überzogenen Wahrnehmung der eigenen Position gab.

Möglicherweise haben sich in der langen Entwicklungsphase des Menschen, in der er in (kriegerischen) Clan und Stammesverbänden lebte, diese Verhaltensweisen als Vorteilhaft erwiesen. Es ist möglich, dass Stämme, die ihren Mitgliedern vermitteln konnten „besser“ als der Nachbarstamm zu sein, einen Vorteil bei einer kriegerischen Auseinandersetzung hatten.

Da der Mensch so stark sozialisiert ist, dass ihn das Leid anderer Menschen instinktiv stark belastet, dient daher diese Gegenreaktion dazu potentielle Feinde zu entmenschlichen um überhaupt dazu in der Lage zu sein diesen Gegenüber aggressiv zu handeln.

Diese Verhaltensweise zeigt der Mensch in kriegerischen und aggressiven Gesellschaften auch heute. In den von uns beobachteten Konflikten wurden von den Soldaten schnell sprachliche Ausdrücke erfunden die die jeweils andere Seite ihrer Menschlichkeit beraubte. Bevor der Mensch als Intelligente Spezies anerkannt werden kann muss er dieses Verhalten dringend überwinden.

Da wir nicht alle konkurrierenden Staaten auf der Erde untersuchen können fokussieren wir uns auf eine in der Vergangenheit besonders aggressive menschliche Gesellschaft, die man die Deutschen nennt und die ihre Bevölkerung zu einen Weltumspannenden Krieg motivieren konnte, in dem sie sich selbst als Herrenrasse und andere Kulturen als Untermenschen bezeichnete.

Insbesondere interessiert uns ob ein Fortschritt in der Entwicklung seit dem statt Fand und ob dies Hoffnung auf die Entwicklung von Intelligenz bei der Spezies Mensch macht.

Grüße von der Erde

Brik Than

Wissenschaftlicher Leiter der Expedition Erde des Barutanischen Instituts für Exotropologie.

Briefe von der Erde 01

3 Bericht Standardzeit 304/45000 vom Planeten 702 „Erde“

Auf der Suche nach intelligenten Lebensformen auf dem Planeten Erde.

Im zweiten Monat unserer Untersuchungen wollen wir uns der Staatenbildende Spezies X37 widmen, über deren physiologischen Eigenschaften ich im letzten Bericht genauer eingegangen bin. Obwohl diese Spezies offensichtlich die galaktischen Standards für intelligentes Leben unterschreitet weist sie dennoch ein hohes Potential auf in weiteren Evolutionsschritten Intelligenz entwickeln zu können.

Der Name den Spezies X37 sich selbst gegeben hat lautet Mensch. Der Mensch ist eine junge, sehr aggressive Spezies die sich erst vor ungefähr 40000 Erdenjahren entwickelt hat. Trotz der Kürze dieser Zeitspanne hat er seine Lebensräume in erstaunlicher Weise geprägt und eine Vielzahl von anderen Spezies ausgerottet oder verdrängt.

Quelle: wikipedia

Vor allem in den letzten 200 Jahren ist seine Population sprunghaft angestiegen Im Moment bewohnen annähernd 7 Milliarden Individuen den Planeten.

Diese aggressive Expansion der Spezies gefährdet inzwischen das Fortbestehen der Ökosphäre des Planeten und muss in absehbarer Zeit in eine Gegenentwicklung münden. Der Grund dieser Explosion liegt in der exzessiven Ausbeutung von fossilen Ressourcen zur Energiegewinnung die der Mensch vor ca. 200 Jahren perfektionieren konnte und einem ungesteuerten Reproduktionsverhalten, wodurch die Spezies Intelligenzkriterium 213 des Galaktischen wissenschaftlichen Rates nicht erfüllt.

(213: Eine Intelligente Spezies ist in der Lage die eigene Reproduktionsrate bewusst und mit Einstimmung und Einsicht aller Individuen der Spezies der Tragfähigkeit eines von ihr bewohnten Ökosystems anzupassen.)

Diese Entwicklung steht nun vor dem Ende, da sowohl die Auswirkungen der Verbrennung fossiler Brennstoffe das Klima verändert haben, als auch das Ende der Verfügbarkeit dieser Brennstoffe in absehbarer Zeit erreicht werden wird.
Obwohl der Mensch Anzeichen dafür zeigt diese Situation erkennen zu können, scheint er Aufgrund der offensichtlich nicht abgeschlossen Evolution seiner Intelligenz nicht dazu in der Lage dieser Entwicklung Strategien entgegenzusetzen. Wir gehen davon aus, dass der Evolutionsdruck der sich bei ausbleiben der Ressourcen einstellt über die weitere Entwicklung des Menschen entscheidende Auswirkungen haben wird.

Am Beispiel von Spezies 102c vom Planeten A56, kann man sehen, dass in dieser frühen Phase der Entwicklung von intelligentem Leben eine hohes Risiko einer letalen Entwicklung besteht. Wir erinnern uns: Spezies 102c löschte sich nach Entdeckung der Kernfusion selbst aus, ein Schicksal, dass die Spezies Mensch durchaus noch ereilen könnte.

Grüße von der Erde

Brik Than

Wissenschaftlicher Leiter der Expedition Erde des Barutanischen Instituts für Exothropologie.

Links:
Querschüsse
Paul Chefurka

Montag, 13. Februar 2012

Die Anthropologie der Krise

Was können uns die Anthropologen über die Krise sagen, was vorher kein anderer geäussert hat? Darum geht es in dem Blog von Paul Jorion.

Paul Jorion hat unter anderem eine neue (anthropologische) Preistheorie geschaffen und hat eine wöchentliche Kolumne in "Le Monde". Er stellt hier in seinem Blog die These auf, dass der "Klassenkampf" in den 70ern mit der Einführung der "Stock Options" endgültig zu Gunsten des Kapitals entschieden wurde (Kapital = "Das Geld das man nicht hat aber dennoch braucht").

Die Kapitalkonzentration erreichte zu dieser Zeit ein so großes Ausmaß, dass der Zinsanteil der Produkte für die Wirtschaft ein Bürde wurde und die Reichtumskonzentration von nun an in der Historie ungekannte Ausmaße annehmen konnte.

Aktuell fordert er die Neuordnung des Kapitalismus.

"More than three years have passed since the Toulon address and, apart from rather disorganized anti-capitalist protests in various parts of the world, individual initiatives aimed at restructuring capitalism have proved inadequate.

Valuable time has thus been lost, but it is not too late, the problems with which we are faced, and which have become more serious everywhere, having become clearer in consequence of this.

Let us demand that the powers that be immediately engage in a debate on the restructuring of capitalism and that unchallengeable authorities on financial, economic and moral questions be brought together (rather than economic and financial ‘experts’ who are associated with an accumulation of embarrassing failures) and that they be given the task of drawing up a schedule for this (addressing structural and institutional questions, of course, as distinct from short-term tactics aimed at nothing more than gaining time in the face of a collapse which has become unavoidable)."
Die Nachdenkseiten veröffentlichten heute eine Übersetzung seiner Kolumne in der Monde.

Daraus:

"Die Disparitäten bei der Einkommens- und Vermögensverteilung sollten nicht als simpel-kuriose Nebensächlichkeit abgetan werden. Die exzessive Konzentration des Reichtums kann Wirtschaftskreisläufe über zwei kombinierte Effekte ins Stocken bis zum Stillstand bringen.

Einerseits zwingt sinkende Kaufkraft den Großteil der Bevölkerung zu vermehrtem Rückgriff auf Kredite. Das bringt für den Finanzsektor ein erhöhtes Insolvenz-Risiko und schwächt ihn im Zeitablauf.

Andererseits werden die in der obersten Etage der Sozialpyramide angesammelten Kapitalsummen mangels realer Investitions-möglichkeiten in spekulative Aktivitäten platziert, wodurch marktwirtschaftliche Preisbildungsmechanismen durcheinander gebracht bzw. außer Kraft gesetzt werden.
Schlussfolgerung:
Solange der in Gang befindliche Reichtumskonzentrationsprozess nicht umgekehrt wird, kann der Wirtschaftsmotor nicht wirklich wieder in Gang kommen. Daher ist eine Einkommens-Disparitäten weiter verstärkende Austeritätspolitik die schlechteste aller möglichen Politikvarianten!"
Seinen englischsprachigen Blog wird man ab heute auch meiner Linkliste finden können.