Montag, 12. Dezember 2011

Guttenberg als US Waffen Lobbyist

Seit heute berät K.T. v. Guttenberg die EU in Sachen "Internetfreiheit". (Siehe dazu die Zeit).

Vollkommen ungeachtet der Vergangenheit des Herrn K.T. v G. (im folgenden KTvG genannt) laufen mir bei dieser Nachricht zahlreiche Schauder über den Rücken

Bezahlt wird KTvG von einer Amerikanischen Organsation (einem "think tank", was meistens schlimmstes befürchten lässt) namens CSIS (Center For Strategic International Studies).

Aus Wikipedia:
"Der Präsident und CEO ist seit April 2000 der frühere stellvertretende Verteidigungsminister John Hamre. Den Vorstand führt der ehemalige (konservative) demokratische Senator von Georgia und langjährige Vorsitzende des US-Senatsausschusses für Militärfragen, Sam Nunn. Im Aufsichtsrat sitzen Angehörige des Verteidigungsministeriums, Investmentbanker, ..."

Auf der Webseite der CSIS kann man folgendes Lesen:
".. CSIS was dedicated to finding ways to sustain American prominence and prosperity as a force for good in the world."

Frage 1: Was zeichnet KTvG zu dieser Beratungstätigkeit aus? Mir ist nicht bekannt, dass er ausser seiner politischen Laufbahn irgendwelche Kompetenzen in Sachen "Internetfreiheit" zu bieten hätte. Gerade weil er durch die Freiheit des Internets zu Fall gekommen ist, könnte sein Verhältnis zur Freiheit des Internets ein gespaltenes sein, ich vermute Befangenheit. Seine Partei hat jedenfalls in dieser Sache keinerlei Kompetenz bewiesen und fällt eher durch Unwissenheit, Bundestrojaner und Vorratsdatenspeicherung sehr unangenehm auf.

Frage 2: Warum darf ein Berater von einer offensichtlich den Interessen einer fremden Macht verschriebenen Organisation die EU beraten? Die Vorrangstellung der USA kann nicht im Interesse der EU sein. Was, wenn also nicht den Schaden Europas kann eine Organisation wie die CSIS im Schilde führen?

Frage 3: Angesichts der obigen Punkte stellt sich außerdem die Frage, ob das Ziel dieser "Beratung" nicht die Vermehrung des Wissens sondern die Bekämpfung ist. Wie würde denn Herr KTvG mit Julian Assange und Wikileaks verfahren? Ist es unsere Politik die "Freiheit des Internets" in der Ferne zu Fördern aber bei uns zu Verfolgen, ähnlich wie in den USA?

Frage 4: Was hat das außerdem mit Investmentbankern und Waffenlobbyisten zu tun? Bei dieser Frage wird mir Angst und Bange, da ich mit beim besten Willen nicht mehr erklären kann was CSIS noch dazu bewogen haben könnte ausgerechnet dem ehemaligen Verteidigungsminister KTvG zu diesem Job zu verhelfen und an dieser Stelle zu platzieren.

Wahrscheinlich habe ich zu viel Misstrauen in die Menschheit und zu viel Fantasie.  An dieser Stelle muss ich aufhören nachzudenken. Das ganze wird zu verrückt, das ist ja fast so schlimm wie Öttinger als EU Kommissar einzusetzen oder Herrn Niebel als Entwicklungshilfeminister oder Ilse Aigner als Verbraucherschutzministerin oder Brüderle als Wirtschaftsminister ...

Angesichts dieser Meldungen frage ich mich immer öfter:
Sind wir im 1984 George Orwells angekommen?

Im Orwells Land des "Ministeriums für Liebe" usw?
Was macht das Wirtschaftsministerium außer unserer Volkswirtschaft zu schaden?
Was macht das Verbraucherschutzministerium außer Politik für die Telco, Gas, Energie und Agrar -lobby (u.v.a.) die die Verbraucher abzocken?
Das Verteidigungsministerium ist in Angriffskriege verstrickt und das Finanzministerium verwaltet Schuldenberge und verschenkt unser Geld an die Banken.
Über die Krank machende Politik des Gesundheitsministeriums  gibt es keine Zweifel und das Umweltschutzministerium steht bei mir auch im "Orwell" Verdacht.
Zum Abschluss bleibt da nur zu sagen:
Ich finde das alles Doppelplusungut.

Donnerstag, 15. September 2011

Untersuchungsausschuß der Verschleierung

Da die Presse ausserhalb Hessens nicht über die Vernehmungen im Untersuchungsausschuß zur Steuerfahnderaffäre unter Ministerpräsident Roland Kochs "Brutalstmöglicher" Aufklärung berichten, möchte ich hier auf das Whistleblower Netzwerk und ihren Live Blog zu diesem Thema hinweisen.

Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses Blum (FDP) hat versucht die Arbeit der Whistleblower zu verhindern. Ein ungeheuerlicher Vorgang gegen die Blogosphäre und die Transparenz. Dies bestärkt die Vermutung, dass der Untersuchungsausschuss, und vor allem der Vorsitzende Blum, kein Interesse an einer Aufarbeitung der Affäre haben.

Ausschnitte aus diesem spannenden Protokoll:

Wir reden über einen politischen Skandal. Nach 10 Jahren ist es für die heutigen Politiker schwer uns zu rehabilitieren. Man hätte viel früher einschreiten müssen, z.B. zum Zeitpunkt meiner Zulassung als Steuerberater oder spätestens nach Verurteilung des Gutachters. Die Mobbinghandlungen werden jetzt noch weiter gesteigert. 
...
Wenn man mich heute nicht anhört, werde ich mich schriftlich äußern und dies der Öffentlichkeit zur Verfügung stelllen. Wir haben doch bei der Polizei in Hessen ein ähnliches Problem. Aber dort wird derzeit gehandelt. Hier nicht. Hier wurden Staatsdiener zu unrecht psychiatrisiert. Bis heute wurden wir nicht rehabilitiert. Es wird eine juristische Nachberbeitung und auch personelle Konsequenzen geben müssen. So geht es nicht weiter. Die persönlichen Verantwortlichen sind: Roland Koch, Karl-Heinz Weimar, Vittoria, der fürhere Oberfinanzpräsident und eine Vielzahl weiterer im Verwaltungsaufbau die nicht ihren Job gemacht haben.


Ich denke über die Beschäftigung mit dieser Affäre wird klar, welche korrupten Vorgänge Vermögende und Banken davor schützen Steuern bezahlen zu müssen.

Mittwoch, 14. September 2011

Geschönte Verteilungsrechnung

In meinem Beitrag Wachstum revisited 01 habe ich darüber spekuliert, dass die Verteilungsrechnung des BIP nicht ganz aufgeht und in den Angaben des statistischen Bundesamtes einiges unklar bleibt. Meine Vermutung war, dass die Verteilungsrechnung des statistischen Bundesamtes die Unternehmensgewinne und Vermögenseinkommen seit Jahren zu niedrig berechnet.

Jetzt gab es zu dieser Vermutung eine Bestätigung. Das Statistische Bundesamt veröffentlichte vor einigen Tagen neue Zahlen, in denen die Unternehmens und Vermögensgewinne nach oben Korrigiert wurden. Noch lange nicht genug meine ich.

Die hessische Steuerfahnder Affäre macht deutlich, dass die südlichen Bundesländer, Bayern, BW, und Hessen, kein Interesse an einer Erhebung und Besteuerung der Vermögenseinkommen haben. Die gigantischen Vermögenseinkommen, die an der Steuer und damit am Statistischen Bundesamt vorbei erwirtschaftet wurden, bleiben weiterhin ein Schätzwert.

In meiner groben Schätzung gehe ich von bis zu 400 weiteren Milliarden aus die in der Verteilungsrechnung möglicherweise nicht auftauchen. Wie das funktioniert stellt Christof Süß von Quer hier anschaulich dar.

Die Größenordnungen beziehe ich aus der Einschätzung der OECD.

Noch Fragen wer für unsere sog. "Finanzkrise" verantwortlich ist und wo das Geld bleibt?

Siehe hierzu auch dieses Interview mit dem OECD Steuerexperten Jeffrey Owens.

Nicht nur Kriminelle Steuerhinterziehung wird hier gedeckt, viele dieser Gelder sind zudem Illegal erwirtschaftet. Deutschland ist das Paradies für Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Organisierte Kriminalität.

Ein Schelm wer einen Zusammenhang zwischen dem mangelnden Handlungswillen der Politik und verbrecherischen Organisationen unterstellt. Wer will kann sich dazu durch die Artikel von Korruptionsexperten Hauptkommissar Uwe Dolatas Klicken oder seinen Auftritt bei Erwin Pelzig ansehen.

Gerne wird die Steuerflucht der Griechen mit lauten nationalistischen Tönen bemängelt. In Sachen Korruption, Steuerflucht und organisierter Kriminalität kann sich Griechenland noch einiges von Deutschland abgucken.

Montag, 5. September 2011

Museum der Zukunft

Am Wochenende habe ich (mit einem Gast aus indien) die Schatzkammer und das Museum der Münchner Residenz besucht.

Zur schau gestellt werden jahrhunderte von Sammelwut gelangweilter Kurfürsten und Könige des Hauses Wittelsbach. All diese Schätze sind natürlich riesige Vermögen wert und heute kann man nur mit Kopfschütteln reagieren wenn man durch die Sääle mit Reichtümern aus aller Welt wandelt.

Natürlich erblassen diese Schätze vor den unermesslichen Vermögen heutiger Multimilliardäre. Trotz der schier endlosen Zahl von Säälen die mit den unterschiedlichsten Sammlungen gefüllt sind, reichen diese Reichtümer und die Dekadenz der Gemächer nicht an das Maß an heran, das wir als Gesellschaft einzelnen neofeudalen Superreichen heute finanzieren.

Als ich so durch diese Gänge wandelte, war ich mir sicher, dass es in der Zukunft ebensolche Museen geben wird, in denen die Reichtümer heutiger Supermilliardäre zur Schau gestellt werden. So wie wir heute befremdet durch die Residenz in München wandern und zurückschauen auf die Auswüchse des Feudalsystems werden wir einst auf die heutige Zeit blicken und uns darüber wundern wie weit wir es mit dem Kapitalismus haben kommen lassen können.

Freitag, 26. August 2011

Homöopathen ohne Grenzen?

Eigentlich dachte ich es gibt nichts mehr was mich schockieren könnte. Die Entdeckung der Homöopathen ohne Grenzen allerdings, hat mich umgehauen. Die schiere Arroganz dieses Vorhabens ist unfassbar.

Ich wusste, dass es in der Geschichte der Anthroposophen auch eine Nähe zu der Herrenmenschen-Theorien gab, dass aber hier und heute, die Jünger Hahnemanns in die Welt reisen, um sie im Sinne ihrer Religion zu missionieren, hinterlässt mich Sprachlos.

Zitat:"Hierfür haben die Homöopathen ohne Grenzen ein Unterrichtssystem entwickelt, das den Erfordernissen vor Ort angepasst werden kann. Die  von Homöopathen ohne Grenzen initiierten Projekte sollen mittelfristig eigenständig arbeiten und ausbilden. Die Organisation arbeitet unabhängig von politischen, religiösen und ökonomischen Interessen ehrenamtlich und finanziert sich nur über  Mitgliederbeiträge und Spenden."

Wie bitte? "unabhängig von politischen, religiösen und ökonomischen Interessen"? Da die Homöopathie auf Basis von naturwissenschaftlich nicht haltbaren Glaubenssätzen, Wasser und Zuckerkügelchen für viel Geld verkauft, ist sie von einer Religion nicht zu unterscheiden und verdient viel Geld mit einem zweifelhaften Produkt.

Ich will hier mal einen Punkt deutlich Aussprechen:

So lange kein naturwissenschaftlicher Nachweis oder zumindest eine haltbare Theorie der Wirkungsweise der Homöopathie vorliegt, handelt es sich bei der Homöopathie um einen Aberglauben. 

Diesen Nachweis zu erbringen oder eine auch nur annähernd haltbare Theorie darüber zu entwicklen ist die Homöopathie nicht in der Lage. Die Pflicht diesen Nachweis zu erbringen liegt aber bei der Homöopathie selbst.

Aberglaube kann Heilen, dies dagegen IST naturwissenschaftlich nachgewiesen. Ihn zu verbreiten oder ihn für den eigenen Profit zu nutzen ist meiner Ansicht nach jedoch ein Verbrechen.

Das wir im 21Jh immer noch Wasser im Mondlicht  rühren um ihm eine angebliche Heilkraft zu vermitteln (das macht Weleda tatsächlich)  ist eine Schande. Das diese Leute jetzt auch noch in die Welt hinausgehen um diesen Aberglauben zu verbreiten, schierer Wahnsinn.

Wie wäre es wenn wir im Gegenzug auch bei uns endlich mehr Hühner Schlachten würden um den Heilungsprozess zu fördern? Ich meine auch, dass ich persönlich eine Santeriazeremonie jeder Zeit einer hömöopathischen Anamnese Vorziehen würde. (Tolle Rythmen, Tänzerinnen etc., hört sich nach weit mehr Spass an als ein Arztbesuch in Deutschland).

Diese schamanistischen Heilmethoden sind genau so Erfolgreich wie die Homöopathie und den Menschen im Jeweiligen Kulturkreis vertraut. Zu glauben mit der Verbreitung der Homöopathie den Menschen in fremden Kulturkreisen etwas gutes zu tun, ist gleich dem chauvinistischen Missionseifer der Kirchen zu Zeiten der Kolonialisierung. Dieser Missionseifer kann nur aus einer chauvinistischen Herrenmenschenideologie stammen, auch wenn die Homöopathen ohne Grenzen sich das nicht eingestehen und glauben "gutes" zu tun.

Was kommt als Nächstes?
Bachblüten gegen Malaria?
Gesundbeten gegen Aids?
Schluckbildchen gegen die Cholera?

Edit:
Im südlichen Afrika geschehen unglaubliche Dinge aus der Verzweiflung und der Angst die AIDS über diese Region gebracht haben. Da der Aberglaube herrscht, dass Sex mit einer Jungfrau AIDS heilen könnte, werden immer jüngere Mädchen vergewaltigt. Die beste Vorbeugung gegen Krankheit und die Erfolgsversprechenste Behandlung ist die Aufklärung und die Bildung der Bevölkerung.  Was die Welt wirklich nicht braucht ist noch mehr Chauvinismus, Aberglaube und Misstrauen gegen die Wissenschaft.

Dienstag, 23. August 2011

Zins und Vermögen

Anm: seit der ersten Erstellung am 23.8 musste ich diesen Artikel mehrmals editieren um gegen meine Rechtschreibschwäche zu kämpfen und da einige Punkte verdeutlicht werden mussten.

Auf den von mir sehr geschätzten Nachdenkseiten kritisiert Jens Berger vehement die immer weiter verbreitete Zinskritik. Eine nüchterne Betrachtung des Thema Zins tut Not, aber der Beitrag bleibt bei diesem sehr komplexen Thema leider sehr Oberflächlich. Vor allem, dass er Zinskritiker (wie schon so viele vor ihm), in die Nähe von Antisemiten rückt, ist polemisch und der Qualität der Nachdenkseiten eigentlich nicht angemessen.

Die Zinskritik muss sich jedoch wohl gefallen lassen, das sie sich schwer tut alternativen Vorzustellen. Anstatt zu spalten, sollte sich aber die notorisch uneinige linke Blogosphäre ihre Gemeinsamkeiten bewusst machen.

In meinem Beitrag über Wachstum habe ich schon einmal auf den Finanzmathematiker Jürgen Kremer hingewiesen der hier die "blinden Flecken" der Ökonomie darstellt. Er zeigt, dass unser (BIP )Wirtschaftswachstum seit geraumer Zeit allein dem Zuwachs von Vermögen durch Zinsgewinn dient und die Löhne und Gehälter auf der Strecke bleiben oder sinken (müssen).

Diese Tatsache kann auch Jens Berger schwer beiseite wischen. Ebenfalls unbestreitbar ist das stete Anwachsen der Privatvermögen und der Staatsverschuldung. Diese Akkumulation ist nicht auf den von Jens Berger genanten Zeitraum (nach 1980) beschränkt, sie überschritt in den 80ern allerdings eine kritische Größe, die Aktiva wurden größer als das Deutsche BIP. Seit 1980+ sind ein Missbrauch der Macht des Geldes und eine Schwächung der Demokratie zu beobachten.

Es ist nicht eindeutig, wie von Jens Berger behauptet, dass allein die Besteuerung der Vermögenseinkommen und die Spitzensteuersätze für die Akkumulation verantwortlich sind. Diese Steuerpolitik könnte auch umgekehrt als Folge der Akkumulation von Vermögen und Macht gesehen werden.

Die Akkumulation der Vermögen scheint Systemimmanent, sorgt langfristig für sozialen Aufruhr und führte in die Krise die wir heute haben. Was ist also Ursache und was Wirkung? Wieviel Einfluß darauf hat der Zins? Diese Frage ist wichtig, aber nicht Zentral und eine polemische Spaltung über diese Frage nicht wirklich Zielführend.

In Deutschland haben wir bekannter maßen das System der Sozialen Marktwirtschaft und der Parlamentarischen Demokratie nach der Barbarei des Nationalsozialismus eingeführt. Der banale Grund ein so komplexes und träges System der Machtverteilung einzuführen, war es zu verhindern, dass einzelne zu viel Macht anhäufen und diese Missbrauchen.

Das dies in einer Demokratie trotzdem geschehen kann ist offensichtlich. Reichtum und Demokratie sind nur schwer in Einklang zu bringen. Dieses Problem ist so alt wie die Demokratie selbst. Die Griechen erfanden das Scherbengericht um der Machtanhäufung einzelner einhalt zu gebieten, keine schlechte Lösung meine ich. 

Heute ist leider der Machtmissbrauch eher die Regel als die Ausnahme. Aufgrund der unkontrollierten Akkumulation der Vermögen haben sich undemokratische Machtstrukturen entwickelt die unsere Demokratie untergraben haben.

Diese Machstrukturen sind es, gegen die die linke Blogosphäre anschreibt. Es geht um eine sozial gerechte Gesellschaft und die Vermeidung der übertriebenen Akkumulation von Reichtum. Über das Wie mag Uneinigkeit herrschen, das Handlungsbedarf besteht ist wohl unumstritten.

Meiner Ansicht nach greift die reine Zinskritik zu kurz. Sie denkt zu sehr in den Strukturen der privaten Ökonomie selbst. Sie sieht nicht, dass Zins nur in Händen privater Banken schädlich ist.

Der Sozialismus, der die totale Verstaatlichung aller Produktionsmittel vorsieht, und der Kapitalismus, der die vollkommene Privatisierung anstrebt, haben beide offensichtlich versagt. Die beiden Lager haben sich in ihre ideologischen Schützengräben zurückgezogen.

Beide Lager liegen Falsch. Die Antwort liegt in der Vernunft. Ich will meine Semmel nicht bei einer Staatsbäckerei beziehen, genausowenig brauche ich eine staatliche Sockenfabrik. Offensichtlich gibt es Bereiche die für eine marktwirtschaftliche Selbstregulierung geeignet sind.

Genauso gibt es andere Wirtschaftsbereiche und Aufgaben bei denen Privatisierung zum Schaden des Allgemeinwohls ist.

Dazu gehören einerseits jede Form von natürlichem Monopol, wie Polizeiaufgaben, Wasserversorgung, Bahn, Wege und Straßen, Stromnetze usw. Andererseits all diejenigen in denen privatwirtschaftliche Interessen und das Gemeinwohl nicht vereinbar sind, sich sogar gegenseitig ausschliessen.

Ein privatisiertes Gesundheitswesen, dass den eigenen Profit vor die Gesundheit der Bevölkerung stellt ist nicht Tragbar.

Eine private Energiewirtschaft, die beispielsweise die Atomkraftwerke gegen den Willen der Bevölkerung aus Profitgier weiter betreiben möchte und die Überlebensfähigkeit der Gesellschaft dabei aufs spiel setzt, ebenso wenig.

Für mich gehört aber auch die Kontrolle über unser Geldwesen zu den nicht privatisierbaren Versorgungsaufgaben. Banken sollten Kommunal oder Genossenschaftlich organisiert sein, am besten im Sinne von Gemmeinnützigen Vereinen. Kredite sollten nicht aus Profitgier vergeben werden sondern als gemeinnützige Aufgabe.

Der Zins ist dann genau betrachtet nichts anderes als die Sozialisierung eines Risikos. Man teilt das Kreditausfallrisiko wie bei einer Versicherung unter den Kreditnehmern auf. In diesem Sinne sind Kredit und Zins weder Verwerflich noch dem Gemeinwohl schädlich, sondern im eigentlichen Sinne solidarisch.

In die oben beschriebenen Zinsen wird die Inflation einberechnet. Dies nicht zu tun würde den Kreditmissbrauch fördern. Ein Anleger, der Geld auf die oben beschriebene Bank trägt bekommt Zinsen.  Diese schützen sein Geld vor der Entwertung durch die Inflation. Diese beiden Vorgänge sind ausreichend um die wesentlichen Aufgaben der Banken im Sinne des Gemeinwohls zu erfüllen.

Das private Bankwesen aber hat sich verselbstständigt. Risiko und Zins sind entkoppelt. 30% Renditen sind nicht durch Risiken zu erklären, Steuergelder werden herangezogen wenn man Verlusste macht. Das private Bankwesen, vor allem das Investmentbanking, ist über die Kontrollierbarkeit von Einzelstaaten hnausgewachsen. Es gefährdet die Werte die zu bewahren unsere westlichen Staaten sich einst gegründet haben.

Das private Bankwesen missbraucht die Souveränität die wir ihm als Volk zugestehen. Da es offensichtlich nicht in der Lage ist mit dieser Verantwortung umzugehen müssen wir sie ihm wieder entziehen.

Dies könnte eigentlich genau so leicht gehen wie es sich anhört. Ein Streit über das für und wieder von Zinsen wäre dann völlkommen unnötig. Wir, das Volk, hätten dann die Kontrolle über die Banken, nicht umgekehrt.

Wir könnten den Zins dann auch abschaffen und das Geld Zinslos verleihen wenn wir wollten. Besser jedoch wäre der Zins kommt dem Gemeinwohl zu Gute, statt immer nur dem Privatanleger.

Donnerstag, 18. August 2011

Lieber Milliardär, dieser Post könnte dein Leben retten:

Sehr geehrte Damen und Herren Albrecht, Otto, Klatten, Quandt, Oetker, Kühne, Finck, Plattner, Schlecker, Thurn und Taxis und all die anderen Superreichen Deutschlands, die glücklichen 300 die zusammen über 500 Milliarden Euro besitzen.

Obwohl offensichtlich ist, dass Sie sich nicht Verantwortlich für die soziale Schieflage in diesem Land fühlen, seien Sie versichert, Sie sind es.

In Ihrem Namen handeln Bankiers wie Herr Ackermann um Ihr Vermögen zu vermehren.

In Ihrem Namen werden Banken mit Steuergeldern vor dem Konkurs gerettet.

Ihr Privatvermögen zu schützen scheint die oberste Prämisse des Staates.

In ihrem Namen handeln also unsere Politiker die der Bevölkerung das Geld nehmen, damit Sie ungestört ihren Reichtum vermehren können.

Falls Sie sich dessen nicht bewusst sind, empfehle ich Ihnen sich sehr schnell zu Schulen.

Einige ihrer Superreichen Freunde in den USA haben ihre Verantwortung schon verstanden. Warren Buffet  zum Beispiel, der endlich mehr Steuern Zahlen will, oder Bill Gates, der seine superreichen Freunde dazu bringen will ihr Geld wegzugeben. Weitere Beispiele sind Joseph E. Stiglitz oder Götz Werner, die Sie wahrscheinlich eher skeptisch sehen.

Wo, frage ich mich bleibt hier bei uns in Deutschland Ihr Ruf nach sozialem Ausgleich? Wo bleibt Ihr Beitrag zur Rettung dieses System?

Bisher meldete sich kein Deutscher Milliardär medienwirksam zu Wort (nicht einmal Götz Werner).
Ich meine, Sie sollten bald damit anfangen.

Noch haben Sie die Chance eine Brücke zu schlagen über den tiefen Graben zwischen Arm und Reich.

Noch wurden in Ihrem Namen nicht mit scharfer Munition auf Demonstranten gefeuert. 

Noch können Sie einen Teil ihres Reichtums, Ihrer Privilegien und Ihres Leibeswohls retten.

Noch ist der wütende Mob der ihr Haus Anzünden und Sie womöglich am nächsten Baum aufhängen würde auf die Londoner Vororte beschränkt.

Vor allem aber, noch können Sie ohne Zwang als Wohltäter handeln und so Ihr Image oder Ihr Seelenheil retten.

Am besten fangen Sie gleich morgen damit an ein Paar Milliarden an Schulen und Universitäten zu spenden. Bauen Sie Schwimmbäder, Parks oder Bibliotheken. Schauen Sie nicht darauf ob Sie diese Spenden auch absetzen können sondern freuen Sie sich über das Geben.

Egal was Sie machen, Nehmen Sie Geld aus diesem aufgeblasenem Apparat, der sich Finanzsystem nennt. Verbrennen Sie Kapital in Milliardenhöhe. Schaffen Sie Realwerte die allen Menschen in diesem Land zu Gute kommen.

Geben Sie mindestens die Häfte dessen was Sie besitzen, ich denke es bleibt Ihnen dennoch "genug".

Ich gebe Ihnen die Wahl, alles zu verlieren oder jetzt ihren Teil für das Allgemeinwohl zu tun. Ich habe keinerlei Autorität, ausser der Gewissheit, dass sollten Sie diesem Aufruf nicht Folge Leisten diese Gesellschaft aus den Fugen gerät und und sich gegen Sie erhebt.
Ich persönlich bin nicht sicher ob mir daran gelegen ist Sie vor diesem Schicksal zu bewahren, aber ich finde Sie sollten diese Chance erhalten.

Nutzen Sie sie.

"All dies ist keine Frage der Ideologie mehr und es geht auch nicht um Fairness oder Moral. Wer das System retten will, muss jetzt handeln. Die Märkte funktionieren nicht mehr, Der Kapitalismus ist im Begriff, sich selbst zu zerstören."
(Nouriel Roubini)

Mittwoch, 17. August 2011

Sensationelle Ölfunde?

In den letzten Tagen überschlagen sich die Medien in Superlativen über die Ausmaße der Ölfunde in Norwegen. "Gigantisch" meldet die Süddeutsche, "Mega Ölfeld" die Welt, "Riesig" der Spiegel und der Focus.

Es handelt sich um ein Feld von der Größe von angeblich 500 Millionen bis 1,2 Milliarden Barrel Öl-Äquivalent (Boe). Hurra, wir sind gerettet, Peak Oil ist abgewendet, die Katastrophe verschoben!

Wüsste ich nicht, dass Journalisten notorisch schwach in  Mathematik sind, Ich könnte meinen Blog dicht machen.

ich habe aber mehreren "elite" Journalistenschülern der Münchner Journalistenschule Nachhilfe in Mathematik gegeben und weiß wie es mit deren Mathematikkenntnissen bestellt ist. Nämlich ungefähr so wie mit meiner Rechtschreibung, also Katastrophal.

Schauen wir uns mal die Zahlen genauer an: Die weltweiten Ölvorräte bewegen sich in einer Größenordnung von 1000 Milliarden Barrel. Eine Milliarde mehr oder weniger verschwindet im statistischen Rauschen.

Täglich verbrauchen wir Weltweit 86 Millionen Barrel Öl. 1,2 Milliarden Barrel Erdöl verbrauchen wir also in ca 14 Tagen.

Interessant dabei, dass ein Ölfund wie dieser so durch die Presse hochgespielt wird. Seine Bedeutung ist offensichtlich gering, aber das Medienecho gewaltig. Der Verdacht auf Kampagnenjournalismus liegt nahe.

Machen wir uns also nichts vor, hinter einer Nachricht wie dieser steht letztenendes eine große PR Agentur die im Auftrag von Konzernen arbeitet. In diesem Fall sind es vielleicht die Ölkonzerne (Statoil) oder andere "Mächte" die einer Panik an den Rohstoffmärkten seit geraumer Zeit erfolgreich entgegenarbeiten.

Mein Schluss ist: Es muss sehr schlecht bestellt sein um die Suche nach neuen Ölfeldern. Mit dieser Nachricht hausieren gehen zu wollen ist erbärmlich. Falls Ölfelder in einer Größenordnung erschlossen und gefunden werden die uns weiterhilft, müssten wir wöchentlich solche Meldungen in der Zeitung lesen können.  Sie wären dann dort untergebracht wo sie hingehören, irgendwo unter den Kurzmeldungen im Wirtschaftsteil.

Mittwoch, 10. August 2011

Kravalle, Proteste, Revolten oder gar Revolution?

In den vergangenen Tagen wird England von sog. Krawallen erschüttert. In Libyen oder Syrien spräche man womöglich von Aufständen? Wie auch immer man diese Aufstände nennt, Menschen gehen auf die Straße, weil sie die Verlierer des Systems sind.

Den Stuttgart21 Gegnern, der Anti-AKW Bewegung und anderen aktiven politischen Gruppen Deutschlands wird vorgeworfen, vor allem die bürgerliche Mitte oder den linken Rand zu vertreten. "Wutbürger" und "Berufsdemonstranten" heißt das im Propagandadeutsch unserer Medien.

Die #spanishrevolution oder die Empörten Griechenlands werden hierzulande gerne als undankbare, verwöhnte Transferempfänger verunglimpft, die selbst Schuld an ihrer misslichen Lage sind.

Die Londoner Aufständischen heute oder die aus den Pariser Banlieues 2006 sind "Krawallmacher" oder sogar "Abschaum" (Sarkozy).


Die Wahrheit ist die, dass es in ganz Europa eine immer größer werdende Menge an wütenden Menschen gibt die es satt haben nicht an der Produktivität ihrer Gesellschaft teilhaben zu können.

Diese Menschen haben unterschiedliche Hintergründe und unterschiedliche Bildungsniveaus, auch ihr Lebensstandard unterscheidet sich gewaltig.

Manche sind bewusst antikapitalistisch, manche wissen nicht dass sie es sind, alle aber sind wütend oder eben "Empört". Die Systemkrise die dafür Verantwortlich ist wird weiter ignoriert, politisch und medial. Die eigentlichen Verbrecher und Brandstifter bleiben unbestraft.

Jede Minute Fernsehen, sei es Werbung oder Nachricht, jede Zeile in Bild oder Spiegel, propagieren die wahren Schuldigen hinter dieser Krise die Legitimation für die Ignoranz der Macht. Ihre Worte lauten:

"Das ihr arm seid ist eure Schuld". 

Diese Lüge müssen wir von Kindergarten bis Altenheim, von Morgens bis Abends immer wieder gefallen lassen. Die Wahrheit müsste lauten:

"Ihr seid Arm weil "Wir" reich sind."
"Wir", die wir die Medien Kontrollieren, die Politiker in der Tasche haben und für die ihr jeden Tag schuftet.
"Wir" die wir aus eurer Arbeitsleistung gewaltige Renditen erwirtschaften und euch im Gegenzug immer geringere Löhne bezahlen.
"Wir" die wir eure Zukunft schon längst Verkauft, euer Klima schon längst zerstört und die Ressourcen der Zukunft schon längst verschwendet haben.

Was wir jetzt in GB sehen ist, was passiert wenn es immer weiter geht wie bisher.
Aus Frustration wird Wut und aus Wut wird Gewalt.
Diese Gewalt ist nicht politisch, aber Folge von Politik.

Sie ist nicht antikapitalistisch, aber Folge des Kapitalismus.
Zu lange wurde der Wähler ignoriert, der Gewerkschaftler verhöhnt, der Demonstrant verunglimpft. Zu lange wurde Privatisiert und Globalisiert


London könnte eine Warnung sein. Ich hoffe sie wird gehört.
Ich fürchte aber London ist eine Vision der Zukunft.
Das erste  Aufflammen eines  Flächenbrandes dessen weitere Ausbreitung nicht abschätzbar ist.

Montag, 30. Mai 2011

Die Krise der Ökonomie, die Krise der Politik

Ökonomen sind seit der Wirtschaftskrise überall in gewisse Bedrängnis geraten. Ihre Modelle erwiesen sich als völlig unzureichend die Krise Vorherzusagen. Für eine Wissenschaft ist die mangelnde Fähigkeit die Realität in Modellen abzubilden eigentlich das Todesurteil. Nicht so in der Ökonomie. Mit religiösem Eifer werden die Wachstumsmodelle der Neoklassik für Konjunkturprognosen weiter unverändert herangezogen.

Mit den gleichen Modellen die vor der Krise so jämmerlich versagten prophezeien uns die "Wirtschaftsweisen" neue Höhenflüge der Konjunktur. Ein Umdenken hat weder in den Instituten noch der Politik stattgefunden. Die Krise kam und ging, aber trotz der Lippenbekenntnisse der Politiker kam es zu keinen nennenswerten Regulierungen. Kritische Stimmen werden zwar immer lauter kommen aber gegen den Chor der Neoklassiker und Deregulierer nicht an. Dieser Chor wird vor allem bestimmt durch die größte Vereinigung von Ökonomen Weltweit, der AEA.

Die AEA (American Economics Association), mit ihren 22 000 nicht nur US-Amerikanischen Mitgliedern, bestimmt Global den wissenschaftlichen Mainstream. Die AEA gibt 7 Journale heraus die Global die wichtigsten  wissenschaftlichen Veröffentlichungen in der Ökonomie darstellen.

Eine gegenteilige Meinung zu diesem wissenschaftlichen Mainstream zu veröffentlichen ist in anderen wissenschaftlichen Zeitschriften und in den restlichen Medien nicht möglich, oder zumindest sehr schwierig (so höre ich).

Natürlich sind die großen Ivy league Universitäten diejenigen die in diesen Journalen die entscheidenden Veröffentlichungen platzieren.

Unter ihnen die bekanntesten verfechter totaler Deregulierung wie Lawrence Summers (Präsident der Harvard University seit 2001) oder Glenn Hubbard (Director der Columbia University Graduate School of Business). Summers und Hubbard waren als wissenschaftliche Berater die Hauptverantwortlichen für den Deregulierungskurs der Bush Regierung. Summers war bis 2011 auch wichtigster wissenschaftlicher Berater der Obama Regierung.

Sowohl Summers als auch Hubbard wurden für ihr Eintreten für diesen Deregulierungskurs von den großen Investmentbanken reich belohnt.

Während es in allen anderen Wissenschaftsbereichen erforderlich ist die Quellen der Forschungsgelder zu benennen und etwaige Interessenskonflikte aufzuzeigen, kann in der US Amerikanischen Ökonomie jegliche Veröffentlichung reich entlohnt werden ohne, dass dies auf der Veröffentlichung erwähnt werden muss. Hubbard und Summers sind beide inzwischen Multimillionäre.

Natürlich sind Hubbard und Summers besonders prominente Vertreter der gekauften Ökonomie, aber sicherlich keine Ausnahme. Diese beiden Beispiele zeigen auch, wie gut die Drehtüren zwischen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft inzwischen in den USA funktionieren. Wissenschaftler wechseln in die Finanzindustrie oder die Politik und andersherum.

Die Lobbygruppen der Finanzindustrie tun ihr übriges dazu um die Parlamente und öffentlichen Ämter in ihrem Sinne zu besetzen. Die Durchdringung ist inzwischen absolut. Ich denke, keiner kann mehr sagen wo in den USA die Wirtschaft anfängt und die Politik aufhört und die Wissenschaft ist dabei mitten drin.

Die Handlungsunfähigkeit Obamas bei der Regulierung der Finanzmärkte ist total. Ich gehe davon aus, dass er persönlich die versprochenen Regulierungen durchsetzen wollte, aber angesichts des Widerstandes der Abgeordneten/Senatoren beider Parteien und beider Häuser, die längst tief in der Tasche der Finanzindustrie sind, nicht durchsetzen konnte.

Viele dieser Erkenntnisse verdanke ich der großartigen Dokumentation "Inside Job". Auf der DVD sind neben dem eigentlichen Film auch zahlreiche weitere Interviews zu finden.

Unter anderem Ausschnitte aus einem Interview mit Dominic Strauss Kahn. Auf die Frage ob DSK der Aussage zustimmen würde, dass das Weisse Haus fest in der Hand der Finanzindustrie ist, ist seine Antwort :"Ja, im weitesten Sinne".Gerade angesichts der jüngsten Ereignisse um die Person DSK halte ich dies für eine sehr bemerkenswerte Äusserung.

Dies sind also die Zustände in den USA. Wissenschaft, Politik und Medien sind fest in der Hand der großen fünf Investmentbanken und werden es bleiben.

Wie sieht es in Europa und dem rest der Welt aus?

Europäische Wissenschaftler sind nicht ganz so frei darin sich für ihre Veröffentlchungen von den Investmentbanken bezahlen zu lassen. Da aber die AEA bestimmt wer wann was Veröffentlicht, bestimmt der amerikanische Mainstream auch über den Werdegang europäischer Ökonomen. Unsere Politik wird von einer ausgewählten Schar von Ökonomen beraten die innerhalb dieser Konstellation Karriere machen konnten.

Die größe des Einflußes der Investmentbanken und (ihrer) politischen Berater auf die europäischen Politiker wird uns in der (nicht)bewältigung der Euro Krise(?) wieder deutlich vor Augen geführt. Auch in Deutschland ist die Regierung gegenüber der Deutschen Bank vollkommen handlungsunfähig. Herr Ackermann bestimmt über die Politik, nicht umgekehrt.


Inzwischen regt sich Unmut über diese Konstellation unter den Ökonomen die gerne Wissenschaft betreiben würden. Diese Ökonomen gibt es durchaus zu genüge auf der Welt, aber sie haben bisher keine Stimme. Aus diesem Grund gründeten Ökonomen aus der ganzen Welt die WEA (World Economics Association). Diese scheint großen Zulauf zu haben und bemüht sich um Unabhängigkeit.

Wie auch immer diese Entwicklung weitergeht, folgende Überzeugungen habe ich aus der Beschäftigung mit der Politik der Wirtschaftswissenschaften mitgenommen:

  1. Den wissenschaftlichen Institutionen der Ökonomie ist nicht zu trauen.
  2. Keiner Veröffentlichung in der (Mainstream) Ökonomie ist daher zu Trauen
  3. Ökonomie ist daher keine Wissenschaft
  4. Ökonomie ist Politik.
  5. Ökonomie ist gekauft vom Kapital (Investmentbanken, Fonds etc.).
  6. Politik ist daher gekauft vom Kapital.
  7. Ökonomie soll in den Augen des Kapitals einzig die Legitimation der skrupellosen Bereicherung liefern.
  8. Wirtschaftspolitik richtet sich daher immer gegen das Gemeinwohl.
Nachtrag: hier ein Beitragvon dem US Amerikanischen Wirtschaftsjournalisten  Robert Scheer. "Geithner and Goldman, Thick as Thieves" (Truth Dig 31.05.2011).

“The Guys From ‘Government Sachs’ ”

"Geithner’s priorities were all too obvious from his days in the Clinton administration’s Treasury Department when he worked first under former Goldman honcho Robert Rubin and then Lawrence Summers, who took six-figure speaking fees from Goldman and other banks while he was an adviser to candidate Obama. It was the recommendation of Rubin and Summers that landed Geithner the job as president of the New York Fed, where he faithfully followed the policy lead of Goldman-CEO-turned-Treasury-Secretary Henry Paulson."

Auch Timothy Geithners Karriere wechselt munter zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft hin und her, genau wie die von Henry (Hank) Poulson (US-Finanzminister/früher CEO von Goldmann Sachs), genau wie Robert Rubin...

Siehe hierzu auch diesen Bericht von Lobby Control.

Guter Artikel dazu bei "Real World Economics".

    Mittwoch, 25. Mai 2011

    Wie frei ist die deutsche Presse wirklich?

    Das ist eine Frage die sich mir in letzter Zeit häufig stellt. 
    Ich fand dazu folgende Antwort.

    Ein Vortrag von Christian Y. Schmidt:

    (Christian Y. Schmidt war von 1989 bis 1995 Redakteur der Satire-Zeitschrift Titanic. Er arbeitet als freier Autor, u.a. für die Berliner Zeitung, konkret, taz und die Jungle World und schreibt für das Blog Riesenmaschine.
    Er hat mehrere humoristische und satirische Bücher zusammen mit anderen Titanic-Autoren veröffentlicht und daneben Texte über linke Politik und über Ostasien.

     
    Vortrag, gehalten auf dem Deutsch-Chinesischen Studentenforum: University of International Business and Economics in Beijing, 4. Dezember 2010

    Die deutsche China-Berichterstattung ist unausgewogen und eher negativ gefärbt. Das hat die jüngst erschiene Studie „Die China-Berichterstattung in den deutschen Medien“ der Heinrich Böll-Stiftung festgestellt. Die Autoren der Studie haben verschiedene Gründe für die Unausgewogenheit genannt. Eine eurozentristische Sichtweise der Berichterstatter beispielsweise, der Hang zur journalistischen Vereinfachung oder der eingeschränkte Zugang zu den Quellen, was auch an der chinesischen Regierung liegt. Einen wichtigen Grund, so glaube ich, aber hat man in der Studie vergessen. Doch dazu später.

    Die Studie der Böll-Stiftung hat auch ganz richtig festgestellt: Es gibt keine Verschwörung der deutschen Medien, China schlecht zu machen. Und natürlich gibt es auch keine Anweisungen der deutschen Regierung, so etwas zu tun. Es gibt in Deutschland laut Verfassung keine Presse- und Medienzensur. Das heisst auch, dass es keine generellen Anweisungen gibt, bestimmte Themen und Begriffe zu vermeiden oder auch nur in einer bestimmten Weise anzugehen. Nicht nur insofern sind die deutschen Medien sicher freier als die chinesischen Medien.

    Aber ist die deutsche Presse auch wirklich so frei, wie sie immer wieder von sich selbst behauptet? Und kann die deutsche Presse, die ja auch immer wieder eine ähnliche Pressefreiheit wie in Deutschland für China einfordert, tatsächlich ein gutes Beispiel für China sein? Das ist die Frage, um die es hier gehen soll.

    Zunächst einmal: Natürlich ist auch in Deutschland die Pressefreiheit durch Gesetze eingeschränkt. Paragraph 86 verbietet das Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen, Paragraph 89 die verfassungsfeindliche Einwirkung auf die Bundeswehr, Paragraph 90 die Verunglimpfung des Bundespräsidenten, Paragraph 90a die Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole, Paragraph 90b die verfassungsfeindliche Verunglimpfung von Verfassungsorganen, Paragraph 91 die Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, Paragraph 111 die öffentliche Aufforderung zu Straftaten, Paragraph 130 die Volksverhetzung, Paragraph 130a die Anleitung zu Straftaten und Paragraph 131 Gewaltdarstellungen. Verstösse gegen diese Gesetze können mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Und tatsächlich sitzen auch in Deutschland Menschen im Gefängnis, weil sie gegen diese Gesetze verstossen haben.

    Diese gesetzlichen Einschränkungen der Meinungs- und Pressefreiheit betreffen allerdings in der Regel – wenn auch nicht in allen Fällen – Befürworter von terroristischer oder rassistischer Gewalt. Deshalb halte ich auch die meisten der aufgeführten Paragraphen für richtig. Doch festzuhalten gilt: Auch in Deutschland gibt es nach dem Gesetz keine absolute Pressefreiheit.

    Wären nun die genannten Gesetze die einzige Beschränkung, der die deutsche Presse unterliegt, wäre dagegen nicht viel zu sagen und dieser Vortrag wäre an dieser Stelle auch schon wieder zu Ende. Doch ich glaube, dass die Beschränkungen weiter reichen. Tatsächlich ist die Presse nämlich auf vielfältige Art und Weise abhängig und verflochten, wodurch das beeinflusst wird, was die deutschen Rundfunk- und Fernsehmedien senden oder was in der Zeitung steht. Diese Abhängigkeiten und Verflechtungen halte ich für wesentlich problematischer als die die Pressefreiheit einschränkenden Gesetze, unter anderem, weil sie viel schlechter zu durchschauen sind. Einige dieser Abhängigkeiten werden Sie auch aus China kennen, denn sie sind weltweit mehr oder weniger dieselben. Deshalb mögen auch einige Punkte der folgenden Aufzählung banal klingen. Ich will trotzdem hier keinen auslassen, damit das Bild möglichst vollständig ist.

    1) Ökonomische Abhängigkeit

    Auch wenn diese Tatsache immer wieder von den deutschen Medien geleugnet wird, so ist doch das, was sie berichten, zu einem gewissen Grad abhängig von ihren Anzeigenkunden. Nur ein Beispiel ist das Verhältnis der Medien zu einer der wichtigsten deutschen Wirtschaftszweige, der Automobilindustrie. Das private Automobil ist sicher nicht nur das am wenigsten ökologische Produkt, das man sich denken kann, es ist auch das am wenigsten ökonomische Transportmittel, abgesehen davon, dass es heutzutage kaum mehr ein Transportmittel ist, da es mehr herumsteht als transportiert. Doch obwohl das so ist, gibt es in Deutschland genauso wie auch anderswo praktisch keine automobilkritische Presse. Im Gegenteil: Praktisch jede deutsche Tageszeitung hat eine Automobilbeilage. Hier werden die neuesten Automobile vorgestellt und – wenn sie nicht gerade bei der Probefahrt auseinanderfallen – wohlwollend beurteilt. Der Grund dafür ist ziemlich einfach: Keine Zeitung kann es sich leisten, auf die Anzeigen der Automobilkonzerne zu verzichten. Also produziert man eine Zeitung nach ihren Wünschen.

    Doch die Automobilwirtschaft nimmt noch viel direkteren Einfluss auf die Presse. Journalisten, die über Autos schreiben, bekommen diese Monate lang kostenlos zur Verfügung gestellt. Mittlerweile werden selbst an deutsche Blogger Autos kostenlos verliehen. Andere Branchen stellen neue Produkte in Luxushotels vor, in die die Journalisten eingeflogen werden. Reiseveranstalter spendieren Journalisten kostenlose Reisen. Als ich noch in Singapur wohnte, bekam ich beispielsweise öfter Besuch von deutschen Journalisten, die von hier aus mit dem „Eastern and Oriental Express“ nach Bangkok fuhren. Eine Reise in dem Luxuszug kostet momentan zwischen 2.300 bis 4.700 US Dollar. Die deutschen Journalisten zahlten natürlich nichts.

    Zwar kann ein Journalist nach einem solchen kostenlosen Test über die Produkte, Reisen oder Autos theoretisch schreiben, was er will. Nur: Wer ein Produkt schlecht beurteilt, der kann zukünftig solcherlei Zuwendungen vergessen. Auf jeden Fall habe ich in den Reiseteilen der deutschen Zeitungen noch nie etwas Negatives über den „Eastern and Oriental Express“ gelesen.

    2) Politische Abhängigkeiten

    Die Presse in Deutschland behauptet von sich gerne, sie sei die vierte Gewalt im Staat und dazu da, die Regierung zu kontrollieren. Auf den ersten Blick scheint das zu stimmen. Ganz anders als in China wird in den deutschen Medien viel und gerne Kritik sowohl an der Regierung als auch an der Opposition geübt. Tatsächlich erfolgt aber die Kritik in bestimmten Grenzen. Das politische System in Deutschland, die Wirtschaftsordnung, und hier speziell, wem was gehört, wird nicht in Frage gestellt. Das zeigte sich zum Beispiel einmal mehr während der jüngsten Finanzkrise. Hier wurden zwar die gigantischen staatlichen Hilfspakete für die Banken entweder begrüsst oder kritisiert, doch es äußerten sich beispielsweise keine massgeblichen Stimmen, die forderten, die mit Steuergeldern Banken zu verstaatlichen und sie damit in gesellschaftliche Kontrolle zu überführen. Eine Forderung, die angesichts der Milliardenzahlungen eigentlich nahe gelegen hätte.

    Dass sich die Presse nicht an diesen Komplex heranwagt, liegt meiner Überzeugung nach auch daran, dass die privatwirtschaftlich orientierte deutsche Politik direkt Einfluss auf bestimmte Medien nimmt. Das betrifft vor allem die angeblich vom Staat unabhängigen öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten. Der 77-köpfige Fernsehrat des Zweiten Deutschen Fernsehens zum Beispiel ist, wie die Süddeutsche Zeitung formulierte, „durch und durch mit Politkern besetzt“. Das Gleiche gilt für den Verwaltungsrat des Senders. Diese Gremien bestimmen zwar nicht direkt die Inhalte des Senders, jedoch das Führungspersonal. So kündigte der ZDF-Verwaltungsrat im Februar 2009 dem ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender. Der Grund: Dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, dessen Partei im Verwaltungsrat die Mehrheit hat, passten Brenders politische Ansichten nicht. Natürlich wird das von niemandem so direkt formuliert. Trotzdem ist das eine Tatsache.

    Nun gibt es auch zahlreiche private Medien in Deutschland, dessen Personal die Politik nicht so unmittelbar ein- oder absetzen kann. Hier nutzt man indirekte Kanäle der Einflussnahme. Einige Journalisten – vor allem in der Hauptstadt – werden praktisch zu Komplizen der Politik gemacht, in dem man sie mit Informationen versorgt, die andere Journalisten nicht erhalten. Auf diese Weise hat sich in Berlin inzwischen eine Szene herausgebildet, in der Politik und Medien eng verflochten sind: Journalisten stellen gegen gute Honorare Bücher vor, die Politiker geschrieben haben, Politiker und Journalisten besuchen dieselben Partys und Empfänge, und manchmal heiraten Journalisten und Politiker gar, so wie die Bild-Zeitungs und Focus-Journalistin Doris Köpf (Schwerpunkt: Innenpolitik) den damaligen Bundeskanzler Schröder. Letzteres ist allerdings eher ein bizarres Detail am Rande.

    Viel öfter ist die deutsche Politik Journalisten bei ihrer Karriere behilflich, indem sie ihnen einen Job verschaffen. Das höchste Amt, an das man auf diese Weise gelangen kann, ist das des Regierungssprechers, entweder im Rang eines Ministers oder eines Staatssekretärs. Schon der erste Regierungssprecher der deutschen Bundesregierung, Heinrich Boex, hatte vorher als Journalist gearbeitet. Ihm folgten nahezu ein Dutzend Presseleute in diesem Amt. Conrad Ahlers beispielsweise, Regierungssprecher unter Kanzler Willy Brandt, war zuvor stellvertretender Chefredakteur des Spiegels gewesen, Klaus Boelling, Regierungssprecher unter Helmut Schmidt, war Redakteur der Westberliner Tageszeitung Der Tagesspiegel, danach beim Rundfunksender RIAS, anschliessend beim Westdeutschen Rundfunk und noch später Intendant von Radio Bremen. Bevor ihn Kanzler Helmut Kohl zu seinem Pressesprecher machte, war Peter Boehnisch u.a. Chefredakteur des Skandalblatts BILD-Zeitung.

    Auch Bela Anda kam von BILD. Von 2002 bis 2005 war er Regierungssprecher unter Gerhard Schröder. Abgelöst wurde er von Ulrich Wilhelm, der von 2005 – 2010 den Regierungssprecher unter Kanzlerin Angela Merkel gab. Zuvor war Wilhelm Mitglied der bayerischen Staatsregierung, noch früher in der Chefredaktion des bayerischen Rundfunks. Ihm folgte in diesem August Steffen Seibert. Vorher war der Mann Auslandskorrespondent des Zweiten Deutschen Fernsehens in Washington, und von 2003 bis 2010 Moderator der heute-Nachrichten, der Hauptnachrichtensendung des zweiten Programms. Das wäre so ähnlich als ob einer der Sprecher der CCTV-Hauptnachrichtensendung morgen Minister in der chinesischen Regierung würde.

    Doch die geschilderten Karrierewege sind keine Einbahnstrassen. Es geht genau so gut umgekehrt. Merkels Pressesprecher Wilhelm wurde nach seinem Abgang Intendant des Bayerischen Rundfunks und Brandts Sprecher Conrad Ahlers Intendant des deutschen Auslandssenders Deutschen Welle. Und seitdem Helmut Schmidt nicht mehr Bundeskanzler ist, fungiert er als Herausgeber des einflussreichen Wochenblatts Die Zeit.

    Und das ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs, denn solche personellen Verflechtungen zwischen Politik und Medien sind auf allen politischen Ebenen gang und gäbe. Da stellt sich allerdings die Frage: Wie sollen solche Journalisten unabhängig bleiben? Und wie können sie behaupten, die politische Klasse zu kontrollieren? Bereits die Möglichkeit eines derartigen Aufstiegs muss die Berichterstattung korrumpieren. Die Presse und die sonstigen Medien als vierte Gewalt im Staat? Wenn überhaupt, dann gilt dieses Modell in Deutschland nur sehr eingeschränkt.

    Ähnliche Verquickungen wie zwischen Medien und Politik gibt es übrigens auch zwischen der deutschen Wirtschaft und der Presse. Auch hier könnte ich eine ganze Reihe Beispiele nennen. Doch bleiben wir bei dem Verhältnis zwischen deutscher Presse und der deutschen Politik. Wie bereits gesagt: Zwar gibt es in der deutschen Presse durchaus Kritik an Politikern und ihrer Politik. Dabei kritisiert der Teil der Presse, der mehr mit der parlamentarischen Opposition sympathisiert, die Politik der Regierung, und der regierungsfreundliche Teil der Presse die Politik der Opposition. So spielt man ein Spiel mit verteilten Rollen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Nur: Dort wo sich Regierung und Opposition einig sind, fehlt es auch meistens an Kritik in den deutschen Medien.

    Das gilt besonders für die deutsche Aussenpolitik. Sehr deutlich wurde das im Jahr 1999, als sich die deutsche Regierung unter Bruch der eigenen Verfassung und bei Missachtung diverser internationaler Verträge am Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien beteiligte. Hier machte sich fast die gesamte deutsche Presse die Position der damaligen Regierung Schröder/Fischer zu eigen. Auch die offensichtlichen Unwahrheiten, die diese Regierung damals zur Rechtfertigung des Krieges verbreitete, wurde vom Gros der deutschen Medien kaum angezweifelt. Im Gegenteil, die meisten Medien halfen bei der Verbreitung. Der Grund: Bis auf die kleine und am Rande des Parteienspektrums stehende PDS hielten damals alle deutschen Parteien den Krieg für notwendig. Erst einige Zeit, nachdem der Krieg zu Ende war, gaben ein paar Medien zu, dass diverse Kriegsgründe erfunden waren. So steht heute fest, dass der von dem damaligen Verteidigungsminister Scharping als Begründung für den Krieg angeführte so genannte „Hufeneisenplan“, der eine angeblich von der jugoslawischen Regierung geplante ethnische Säuberung des Kosovo beweisen sollte, überhaupt nicht existiert hat. Diese Enthüllung nutzte natürlich nichts mehr, da der Krieg geführt war und die Kriegsziele erreicht. Eine Entschuldigung der Medien, die vor dem Krieg die Falschmeldung verbreitet hatten, steht übrigens bis heute aus.

    3) Abhängigkeit vom Publikum

    Die bisher erwähnten Abhängigkeiten der Presse, die ihre Freiheit einschränken, sind relativ einfach nachzuweisen. Schwieriger ist das bei einer dritten Abhängigkeit, der Abhängigkeit der Medien von ihren Lesern, Zuhörern und Zuschauern. Oder um es anders zu sagen: Die Medien prägen nicht nur das Denken ihres Publikums, sondern das Denken des Publikums beeinflusst auch umgekehrt das, was die Medien berichten. Konkret: Journalisten beschäftigen sich lieber mit einem Thema, von dem sie glauben, dass es bei der Zielgruppe ankommt, als mit einem anderen, von dem sie sich das nicht versprechen.

    Diese Behauptung werden die meisten Journalisten natürlich strikt von sich weisen. Doch allein die in Journalistenkreisen immer wieder geäusserte Ansicht, dass sich negative Nachrichten nun mal besser verkaufen als positive, bestätigt sie. Mit dieser These wird unter anderem begründet, weshalb die deutschen Medien leider immer viel mehr über die negativen Aspekte der chinesischen Gesellschaft berichten müssen als über die positiven Entwicklungen.

    Interessanterweise gilt die These aber plötzlich nicht mehr, wenn es um andere negative Meldungen geht. An den Aussengrenzen der Europäischen Union kommen zum Beispiel mehr Menschen ums Leben als an allen anderen Grenzen der Welt. Allein von 1998 bis zum August 2009 starben hier nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen 14.687 Menschen. Schuld an dieser hohen Zahl sind unter anderem Beamte der europäischen Grenzschutzagentur FRONTEX, die Menschen, die illegal nach Europa gelangen wollen, durch ihre Abschottungs- und Verfolgungsmassnahmen auf immer gefährlichere Fluchtrouten drängen. Eine negative Nachricht par excellence, die sich gleich tausendfach personalisieren liesse; ein Stoff, aus dem normalerweise deutsche Schlagzeilen gemacht sind. Doch über diesen andauernden, eklatanten Menschenrechtsskandal wird von den deutschen Medien nur selten berichtet. Genauso wenig liest, hört und sieht man über die unhaltbaren Zustände in den Lagern, in die diejenigen kommen, denen die Flucht nach Europa gelungen ist. Auch geharnischte Kommentare, in denen dazu aufgefordert wird, diese Menschenrechtsverletzungen zu beenden, die Lager aufzulösen und die Flüchtlinge aufzunehmen, sucht man in den massgeblichen deutschen Medien vergebens.

    Der Grund dafür ist ziemlich eindeutig: Das europäische Grenz- und Asylregime mag zwar die Menschenrechte der nach Europa fliehenden Menschen verletzen, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass der Wohlstand der Bewohner Europas nicht in Gefahr gerät. Deshalb will man in Deutschland von diesen Menschenrechtsverletzungen am liebsten gar nichts wissen. Berichte über Menschenrechtsverletzungen in China aber stören nur die wenigsten. Im Gegenteil: Sie bestätigen das Publikum in der Meinung, auf der richtigen Seite zu stehen. Das zeigt: Menschenrechtsverletzungen sind auch für die deutschen Medien nicht gleich Menschenrechtsverletzungen. Es kommt immer darauf an, wer sie begeht.

    4) Ökonomischer Druck

    Die drei bisher genannten Punkte demonstrieren, dass die Pressefreiheit in Deutschland zwar auf dem Papier steht, dass aber trotzdem eher selten frei und unabhängig berichtet wird. In der Aufzählung fehlt aber noch ein vierter, sehr wichtiger Punkt, und das ist der ökonomische Druck, der auf den Journalisten lastet. In den letzten Jahren sind in Deutschland die Honorare der freien Journalisten extrem gesunken. Das Gehalt der angestellten Journalisten sank zwar in der Regel nicht, doch dafür wurden von den Redaktionen Leute entlassen und Redaktionen zusammengelegt. Das heisst, dass immer weniger Journalisten immer mehr Artikel schreiben müssen. Für gründliche Recherchen bleibt da kaum noch Zeit. Wer aber keine Zeit mehr hat, der neigt dazu, ungeprüft Klischees und Fehler zu kolportieren.

    Hinzu kommt, dass in Deutschland investigativer Journalismus traditionell kaum betrieben wird. Lediglich der Spiegel und einige Fernsehmagazine haben überhaupt die Ressourcen, um sich längere und aufwändige Recherchen zu leisten. Und so dürften etliche Skandale in der deutschen Politik und Wirtschaft niemals aufgeklärt worden sein, weil es an aufklärungswilligen Journalisten fehlt. Oder anders formuliert: Der deutsche Journalist recherchiert kaum und deckt nicht auf, er meint lieber, weil das schneller geht und nicht viel kostet.

    Bevor ich zum Schluss komme, muss ich der Vollständigkeit ergänzen, dass ich hier nur das Bild des deutschen Mainstream-Journalismus gezeichnet habe. Es gibt durchaus auch einen anderen Journalismus, der hauptsächlich in Nischen existiert. Doch diese Nischen werden immer kleiner, auch weil die Konzentration der Presse in Deutschland immer weiter fortschreitet. In vielen Regionen gibt es nur noch eine einzige Tageszeitung, die in der Regel im Besitz eines grossen Medienkonzerns ist. In grossen deutschen Tageszeitungen wie z. B. der Berliner Zeitung und der Frankfurter Rundschau stehen zusehends dieselben Artikel, weil sie inzwischen zu demselben Konzern gehören. Die letzte unabhängige überregionale Tageszeitungsgründung, die sich bis heute halbwegs am Markt behauptet, liegt über dreissig Jahre zurück. 1965 schrieb der konservative Gründungsherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Paul Sethe, in einem Leserbrief an den Spiegel: „Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“ Dieser Satz trifft die Situation in Deutschland auch heute noch. Nur sind es inzwischen noch weniger Leute geworden.

    Wer trotzdem noch in den Nischen weiterschreibt oder -sendet, der kann in Deutschland zwar mehr oder weniger verbreiten, was er will. Diese Freiheit ist nicht selbstverständlich und man sollte sie deshalb auch nicht unterbewerten. Doch wird der, der in diesen Nischen-Publikationen veröffentlicht, vom breiten Publikum nicht wahrgenommen. Er verdient ausserdem so wenig Geld, dass es fast nicht möglich ist, davon zu leben. Auch das ist ein Grund dafür, weshalb viele Journalisten, die zu Beginn ihrer Laufbahn sehr kritisch waren, irgendwann bei den Mainstreammedien, in der Politik oder in der Wirtschaft landen, um dort dann zu sagen oder zu schreiben, was man hören will.

    So sieht, grob skizziert, die Realität des Journalismus und der Medien im heutigen Deutschland aus. Wenn es um China geht, ist die Situation für deutsche Journalisten etwas anders. Und damit komme ich zu dem Punkt, den ich zu Beginn dieses Vortrags erwähnt habe. Ich glaube, dass ein Teil der deutschen China-Berichterstattung und China-Kommentierung – es ist tatsächlich nur ein Teil, es gibt auch etliche Journalisten, die ausgewogen berichten – nicht nur deshalb so unausgewogen und negativ ist, weil es in China unbestreitbar einiges zu kritisieren gibt. Sondern ich glaube, dass das auch passiert, weil man dabei nichts riskiert. Man verdirbt es sich nicht mit einflussreichen Leuten im eigenen Land, mit keinem aus der deutschen Politik und Wirtschaft. Man verdirbt es sich auch nicht mit dem eigenen Publikum. Und so steht der weiteren Karriere auch des kritischsten China-Kommentators nichts im Wege.

    Und wer jetzt einwendet, das sei eine Unterstellung, den frage ich, wo denn bei der deutschen Chinaberichterstattung die Kritik an den deutschen Firmen in China bleibt, die zum allergrössten Teil ausgezeichnete Beziehungen zu den hiesigen Behörden haben? Diese Frage habe ich bereits neulich anlässlich der Expo in Shanghai aufgeworfen. Die Expo wurde von etlichen deutschen Chinakorrespondenten als pompöser, kostspieliger Anachronismus gegeisselt. Der ebenso pompöse und kostspielige deutsche Beitrag zur Weltausstellung aber wurde von der Kritik genauso ausgespart, so wie ich auch noch nie – nur mal so zum Beispiel – eine Reportage über die Situation von Wanderarbeitern auf Baustellen deutscher Firmenzentralen in China gelesen habe.

    Wie frei ist also die deutsche Presse wirklich? Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass sie freier als die chinesische ist, die sehr stark direkt vom Staat kontrolliert wird. Nicht ohne Grund rangiert Deutschland im Jahr 2010 auf der Pressefreiheits-Rangliste von „Reporter ohne Grenzen“ auf Platz 17, China aber auf Platz 171. Und sicher ist ein Mehr an Pressefreiheit in China im Interesse fast aller, die hier leben. Allerdings glaube ich auch, dass man sich in China keine Illusionen über die Pressefreiheit in Deutschland machen sollte. Auch diese grössere Freiheit ist nur eine relative, weil eben auch die deutschen Medien Interessen dienen und vertreten.

    Zum Glück sind wir seit ein paar Jahren nicht mehr allein auf die grossen Massenmedien angewiesen, wenn es um die Verbreitung von Informationen und Meinungen geht. Seitdem es das Internet gibt, ist es nicht mehr so einfach, unbequeme Nachrichten zu unterdrücken. Das gilt für China ganz besonders. Hier sind die Blogger bereits eine echte Medienmacht. Es gilt aber auch für Deutschland. Dort ist die Bloggerszene noch schwächer. Trotzdem mussten die etablierten Medien auch hier bereits auf das Internet reagieren. Wir erleben es gerade in diesem Moment mit der Veröffentlichung der 250.000 US-amerikanischen Botschaftskabel durch Wikileaks, die vom Spiegel journalistisch begleitet wird. Ich bin überzeugt, dass diese Entwicklung weitergehen wird.

    Selbstverständlich kann man auch nicht sämtlichen Informationen trauen, die über das Netz verbreitet werden. Ich glaube, man sollte eigentlich überhaupt jeder Information, die über Medien vermittelt wird, mit einem gewissen Misstrauen begegnen. Besser ist es, vermittelte Informationen – so weit es eben geht – selbst zu überprüfen. Das ist es, was ich meinen Freunden und Bekannten in Deutschland immer wieder sage: Glaubt nicht alles, was über China in unseren Zeitungen steht. Kommt her und seht es euch selber an. Umgekehrt sollten Sie – wenn es Ihnen möglich ist – sich auch selbst vor Ort ein Bild davon machen, ob das, was sie bisher über Deutschland so erfahren haben, auch tatsächlich richtig ist."


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    Passend  dazu dieser Bericht des Report aus Mainz

    Freitag, 20. Mai 2011

    ARD, ein Nachrichtenmedium schafft sich ab.

    Heute Morgen zu meinem Frühstückskaffee konnte ich die Zauberhafte Yve Fehring als Nachrichtensprecherin der ARD Tagesschau bewundern.

    Ausser ihrer angenehmen Stimme und ihrem sehr gewinnenden Lächeln gab es leider keinen Grund die Tagesschau der ARD heute Morgen zu verfolgen.

    Das beharrliche Stillschweigen der ARD zu den Protesten in Spanien in den letzten Tagen, aber auch die spärliche Berichterstattung über hunderttausende Protestierende in Frankreich, Griechenland und Großbrittanien in der Vergangenheit ist eine politische Zensur wie sie selbst in der ARD ihres gleichen sucht.

    Seit 5 Tagen protestiert die Spanische Jugend, ohne das es der ARD eine einzige Meldung Wert wäre. Auch die anderen Leitmedien berichten erst seit gestern darüber. 




    Die lüstene Sensationssucht der Medien im Fall des gestürzten Strauss Kahn scheint jedoch jedes Verhältnis zu sprengen. Die ständige Wiederholung der irssinigen Wachstumsmärchen der Wirtschaftsweisen, die völlig unkommentiert hingenommen werden tun ihr übriges. Das diese auch noch die Frechheit haben deine Rente ab 69 zu fordern will ich hier gar nicht kommentieren.

    Seit heute Morgen besteht bei mir kein Zweifel mehr, dass in der ARD eine massive Zensur nach den Wirtschaftsinteressen der Finanzoligarchie stattfindet.

    Falls es ein weiteres Zeichen bedarft hätte, dass unsere Demokratie nur noch als Puppentheater stattfindet, heute Morgen konnte man es (nicht) sehen.

    Wie diese Zensur stattfindet? Keine Ahnung.


    Obwohl der Bürger über die GEZ immer mehr zur Kasse gebeten wird verliert er die Kontrolle über dieses wichtige Organ der Demokratie. Eine Demontage der Öffentlich Rechtlichen als freies Nachrichtenorgan findet überall statt.

    Sie ist in den USA schon längst vollzogen. Mit dem Angriff auf den letzten öffentlich rechtlichen Sender (National Public Radio/NPR) fand sie dieses Jahr ihr Ende.

    Wir befinden uns mitten in einem Propagandakrieg, mit dem die Geldelite verzweifelt dem Aufstand im Netz Paroli bieten will. Sie werden verlieren.

    Siehe auch hier

    Nachtrag:

    war gerade noch einmal auf der ARD Tagesschau Webseite. Keine einzige Meldung zu Spanien, WTF?

    Ich meine wir haben über Aufstände von 50 Leuten in Bahrain oder Kuweit erfahren. Die Washington Post und die NY-Times berichten über Spanien.

    Sogar FOX News hat einen Beitrag.

    Nachtrag 2

    Jetzt (15:00) gibt es einen Beitrag in der Tagesschau.

    Ich werde meinen Post dennoch so stehen lassen.

    Nachtrag 3, auf Grund meiner Empörung über diese Auslassung habe ich mich selbst über meinen Leitspruch No 1 hinweggesetzt.

    "Never assume malice if stupidity would suffice." (Hanlons Razor).

    Nach Lektüre dieses Beitrags von Richard Gutjahr, erscheint es mir, dass auch hier eher die schiere Blödheit der Medienveranwortlichen schuld ist.
    Anscheinend fehlten die Fähigkeiten zu Begreifen, was da in Spanien gerade passiert.

    Das aber die Tagesschau anscheinend eine längere Leitung hat als die Murdoc'schen FOXNews ist nur schwer zu verdauen.

    Donnerstag, 19. Mai 2011

    Hirsch Report

    Ich muss leider auf diesem Thema weiter herumreiten, da die Mehrheit der Menschen den Ernst der Lage nicht begreifen will. Das ist natürlich die Folge der totalen Funkstille in den Medien zu diesem Thema.

    Im Jahr 2005 erstellte der renommierte Energieexperte Robert Hirsch ("Science Applications International Corp.") (SAIC) für die US Regierung (Bush) eine Studie zu Peak Oil, den "Hirsch Report".

    Ähnlich wie die der vom Bundestag eingerichteten Enquete Komissionen waren seine Handlungsempfehlungen nicht politisch opportun und wurden in Schubladen versenkt.

    Seit dem ist Robert Hirsch einer der wichtigsten Warner zur bevortsehenden Öl-Knappheit.


    „Der Charakter des Peak-Oil-Problems ähnelt dem Killer-Asteroid-Problem. Man muss wirklich sofort mit durchgreifendem Handeln beginnen, weil uns die Zeit davonläuft. Es wird viel Zeit und Mühe bedürfen und muss als ein Sofort-Programm angegangen werden, um die Wirkungen zu verringern. Wenn man das Problem langsam angeht, verschwendet man Zeit. Wenn es uns trifft, dann wird die Tragweite so extrem sein, dass die Menschen zusammenarbeiten und Dinge tun, ja Opfer bringen müssen, die weit über das hinausgehen, an was die meisten von uns im Ernst gedacht haben.“ (Robert Hirsch)

    Der Hirsch Report geht davon aus, dass 20 Jahre ausserordentliche Anstrengungen vor eintreten des Fördermaximums nötig sind um die schlimmsten Folgen von Peak Oil zu verhindern.

    Ähnlich äussern sich alle seriösen Studien zu diesem Thema.

    Warum hätten wir schon vor Peak Oil diese Anstrengungen unternehmen müssen?

    Dazu eine kleine Grafik, die das Problem zu später investitionen Verdeutlicht:


    Dargestellt sind hier schematisch die Ölförderung und die mögliche Entwicklung von alternativen technologien. Man beachte zudem, dass der Bedarf an Rohöl stetig weiter wächst.

    Wir haben also den Karren schon an die Wand gefahren.
    Der Meteorit wird uns treffen.

    Sie glauben wir finden genug Öl um uns zu Versorgen? Antwort hier:

    Montag, 16. Mai 2011

    Studie der Bundeswehr zu Peak Oil

    Der eine oder andere Ungläubige bezüglich der Peak Oil Problematik mag sich mit dieser Studie der Bundeswehr auseinandersetzen:

    www.peakoil.net/files/German_Peak_Oil.pdf
     

    Freitag, 13. Mai 2011

    Peak Oil und Liebigs Gesetz

    Die Presse ergeht sich zur Zeit gerne in Wachstumsfantasien. Die Wirtschaftsprognosen der sogenannten Wirtschaftsweisen versprechen uns eine boomende Konjunktur.

    Ich will mal etwas Katerstimmung zu diesem Thema verbreiten und gehe dazu auf ein wichtiges Gesetz aus der Agrar-Chemie ein.

    Das Minimumgesetz von Justus von Liebig.

    "Das Minimumgesetz (von Carl Sprengel 1828 veröffentlicht, von Justus von Liebig in erweiterter Form popularisiert) besagt, dass das Wachstum von Pflanzen durch die im Verhältnis knappste Ressource (Nährstoffe, Wasser, Licht etc.) eingeschränkt wird. Diese Ressource wird auch als Minimumfaktor bezeichnet. Bei Vorliegen eines solchen Mangelfaktors hat es keinen Einfluss auf das Wachstum, wenn eine Ressource hinzugegeben wird, die bereits im benötigten Umfang vorhanden ist. Das Minimumgesetz ist u.a. eine wichtige Grundlage bei der Düngung." (Aus Wikipedia)

    Ich habe das Minimumgesetz schon einmal in meinem Blog über Wachstumsgrenzen und Kulturmaterialismus erwähnt.

    Angewandt wird das Minimumgesetz hauptsächlich in der Landwirtschaft. Ich möchte die (nicht sehr gewagte)  Verallgemeinerung dieses Gesetzes auf die Leistungsfähigkeit einer Kultur übertragen, ihre Volkswirtschaft, wenn man so will.

    In den nächsten jahren, wird uns eine entscheidende Ressource, das Rohöl, immer mehr fehlen. Wir haben zwar erst ein (ca.) Drittel des verfügbaren Erdöls ausgebeutet, aber schon heute ist der Bedarf größer als die Fördermenge. Dieser Mangel, die Differenz zwischen Bedarf und Förderung, wächst schnell, sehr schnell.

    „Deshalb“, so IEA Direktor Fatih Birol, „gehen wir davon aus, dass das Zeitalter des billigen Öls für immer vorbei ist“.(siehe hier)

    In unserer marktwirtschaftlichen Welt bedeutet dies für viele einfach "nur", dass der Ölpreis steigen wird. Die Hohepriester der Ökonomie schwärmen dann von dem Erfindungsreichtum der aus diesem Mangel entsteht. Aus dem Nichts wird dieser Mangel ersetzt werden. Der Preisdruck ermöglicht das Wunder der Innovation.

    Leider findet dies keine Bestätigung in den uns bekannten Jahrtausenden menschlicher Geschichte.

    Es geht hier nicht um eine Ressource wie Rohseide oder Kautschuk. Diese Ressourcen sind keine Minimumfaktoren. Das Rohöl allerdings ist DER bestimmende Minimumfaktor unserer Produktion. Ein Ersatz ist nicht in Sicht.

    In der Theorie des Kulturmaterialismus bedeutet dies eine gesellschaftliche Zeitenwende. Der Kulturmaterialismus stützt sich auf die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit unserer menschlichen Vergangenheit. Seit dem wir das erste mal das verfügbare Wild eines Ökosystems überjagt haben ist die Überschreitung der Tragfähigkeit der bestimmende Faktor unserer Gesellschaftsentwicklung.

    Wir verbrauchen die Verfügbaren Ressourcen für die Befriedigung unseres Bedarfs an Konsumgütern. Die Gesamtproduktion der Konsumgüter ist auch in der VWL Welt (als BIP) die bestimmende Größe einer Industrienation.

    Was bedeutet nun die mangelhafte Verfügbarkeit eines Minimumfaktors in einer Volkswirtschaft?  Ich weiss nicht wie Volkswirtschaftler das sehen, aber eine Stagnation der Produktion ist damit meiner Meinung nach unweigerlich verbunden.

    Eine Volkswirtschaft ist nicht viel Komplizierter als ein Acker. Mangelerscheinungen können sowohl auf dem Acker als auch in der Volkswirtschaft schlimme Folgen haben. Ab einem gewissen Wassermangel, sterben auf dem Acker auch die Microben und Kleinlebewesen die den Acker am Leben halten. Wurzeln sterben ab usw. Das Feld vertrocknet, die Ernte ist vernichtet, obwohl die Niederschlagsmenge vielleicht nur um 30 % gesunken ist.

    Wenn in einer Volkswirtschaft zum Beispiel der Transport zum erliegen kommt, kann dies zum Zusammenbruch aller Wirtschaftszweige führen, obwohl sie noch Rohstoffe hätten um zu Produzieren.

    Kann eine Gesellschaft den Bedarf ihre Bürger nicht befriedigen bedeutet dies unweigerlich den Zusammenbruch dieser Gesellschaft. Entweder, sie entsteht dann neu, und hat ihre Selbstorganisation dem Mangel angepasst, oder die Bevölkerung sinkt gewaltig (oder stirbt aus) und passt sich so dem Mangel an.

    Die Anpassung an Veränderungen der Tragfähigkeit übersteht eine Gesellschaft niemals unbeschadet. Die plötzlich manifest werdende Überbevölkerung (Malthus Bevölkerungsfalle) entläd sich unweigerlich in sozialen Konflikten.

    Meist sind Gewalt, Hunger, Krieg und Epidemien die Begleiterscheinung eines solchen Umbruchs.


    Wir müssen uns darauf vorbereiten!

    Warum tun wir es nicht?

    Noahm Chomsky, bedeutendster Intelektueller der USA, sprach neulich davon, dass die menschliche Intelligenz möglicherweise eine "tödliche Evolution" war.

    Ich hoffe er hat unrecht.

    hier gehts weiter >>

    Dienstag, 10. Mai 2011

    Ressourcenkrise revisited

    In diesem Interview sagt Fatih Birol, Chef der IEA (International Energy Agency):


    "We think, that the crude oil production has allready peaked in 2006"
    Lesern meines Blogs mag die Tragweite dieser Aussage bewusst sein, die Öffentlichkeit scheint diese Tatsache weiterhin zu ignorieren.

    Hier weiterlesen (Der Bilck aus der Ferne in Kürze)

    Donnerstag, 28. April 2011

    Greise und Jugend

    Die Angst der Greise

    Angesichts der medialen Debatte um die Gewalt von Jugendlichen in Berlin wird mein Post über die Diskriminierung Jugendlicher im Nachhinein plötzlich hoch aktuell.

    Schon wird von allerlei ängstlichen Greisen nach mehr Härte gegen jugendliche Gewalttäter gerufen. Wieder meldet sich Herr Pfeiffer zu Wort und kritisiert die "Haftverschonung" der Täter. Mich wundert, dass die Killerspieledebatte nicht ebenfalls wieder hochkocht.

    Die Diskussion findet natürlich wieder ohne Beteiligung von Jugendlichen statt. Mit selbstgerechter Arroganz diskutieren die greisen Herren über Haftstrafen, Untersuchungshaft und Warnschussarrest.

    Die Angst vor der Gewalt wird geschürt obwohl die Gewalt eigentlich rückläufig ist. Diskutanten im Forum der Zeit (ebenfalls beherrscht von Greisen) rufen nach dem Recht zum Tragen von Schusswaffen für ihre Selbstverteidigung und beschimpfen Junge Menschen als faul, gewalttätig und verwahrlost. Am liebsten, so hat man das Gefühl, würden viele eine ganze Generation gerne hinter Gittern sehen.

    Vor einigen Jahren wurde in einigen Gemeinden der Schweiz eine Ausgangssperre für Jugendliche ab 22 Uhr verhängt. Ob die Herren Schünemann und Pfeiffer dies auch für Deutschland fordern werden bleibt abzuwarten. (Ich gebe zu, Herr Schünemann ist nur ein gefühlter Greis, da er sich seiner greisen Wählerschaft so gerne anbiedert..)

    Was würden wir sagen wenn diese Form medialer Aggression sich gegen eine Minderheit, z.B. jüdische oder türkische Mitbürger oder gegen alte Menschen richten würde?


    Ein respektvoller Umgang mit der Jugend

    Das Beispiel der Rütli Schule in Berlin Neukölln zeigt was ein respektvoller Umgang mit Jugendlichen erreichen kann. Dazu muss es aber unserer Gesellschaft auch etwas Wert sein in die Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu investieren.

    In meinen vorherigen Post habe ich mich gegen Disziplin und Fleiß als Werte in unserem Schulsystem geäussert. Da bei uns in Deutschland Umfragen zeigen, dass die Vermittlung dieser Werte auch von vielen Eltern gefordert wird, stelle ich mich hier wiedereinmal gegen die vorherrschende Meinung und muss deshalb weiter ausholen.

    Fleiß und Disziplin werden bei uns immer noch als Vorraussetzung für einen erfolgreichen Einstieg ins Arbeitsleben gesehen. Dies geht meiner Ansicht nach vollständig an der Realität vorbei. In meinem Berufsleben sind Teamfähigkeit, Kreativität, Wissbegierde, Kommunikationsfähigkeit und Flexibilität gefordert. Nichts von alldem wurde mir in der Schule vermittelt. Tatsächlich sind diese Eigenschaften in einer Schullaufbahn eher hinderlich.

    Disziplin?

    Disziplin wird bei uns verstanden als die Unterordnung unter die Autorität einer einzigen Führungsperson, dem Lehrer, und einer staatlichen Instanz, der Schule. Diese Autoritäten dürfen nicht in Frage gestellt werden und das aufbegehren gegen sie wird hart bestraft. Die Möglichkeiten der Mitwirkung sind gleich Null.

    Diese Form der Disziplin brauchen wir weder in modernen Unternehmen noch in unserem Staat. Wir brauchen eine zugleich offenere als auch strengere Form der Disziplin. Wir benötigen ein Bewusstsein, dass man sich einem Konsens oder einem demokratischen Kompromiss in einer Gruppe, Klasse oder einem Team unterwirft von dem möglichst alle profitieren.

    Anstatt stiller Unterwürfigkeit vor der Autorität des Lehrers müssen wir bei Schülern das Bewusstsein fördern, dass das eigene Verhalten in der Klasse die Leistungsfähigeit aller Mitschüler beeinflusst. Schüler sollten nicht aufmerksam sein weil es der Lehrer will, sondern weil es dem Lernen der anderen Schüler Förderlich ist.

    Diese Form der Disziplin kann nur durch beständige Gruppenarbeit erreicht werden. Die Verantwortung für einen Lernerfolg liegt bei Lehrern und Schülern gemeinsam. Der Unterricht muss die Folge einer Beteiligung der Schüler an der Form und dem Inhalt des Unterrichts sein. Die (Einzel)Interessen, die Schwächen und Stärken und der Wille der Schüler muss Ernst genommen werden.

    Disziplin darf keine Folge von Angst sein sondern von eigenem Interesse und der Einsicht, dass eine sozialgemeinschaft Disziplin von individuen benötigt. Wer aus Angst vor Autorität sich scheinbar diszipliniert verhält ist nicht sozialisiert.

    Fleiß?

    Fleiß sollte in einer Schule eine möglichst untergeordnete Rolle spielen. Fleiß (oder Selbstdisziplin) muss man aufbringen wenn man Dinge lernen soll die man eigentlich nicht lernen will. Manchmal ist das vielleicht unumgänglich meist jedoch sehr ineffizient. Viel wichtiger als Fleiß ist die Lust am Lernen. Wissensdurst hat nichts mit Fleiß zu tun sondern ausschliesslich mit Motivation.

    Ich war ein extrem unmotivierter Schüler. Meinen Wissensdursst musst ich abseits der Schule befriedigen. Die knochentrockenen Lehrpläne und die willkürlichkeit der Benotung schafften es mir jegliche Lust am Lernen auszutreiben. Allein aus Angst (wenn überhaupt) lernte ich lateinische Vokabeln, die Angst vor meinem Lateinlehrer verhinderte jedoch ein effizientes Lernen. Ein vollkommen schizophrener Zustand. Ich weiss heute nichts mehr über Latein.

    Man muss sich bemühen um jungen Menschen die Lust am Lernen zu verleiden. Unsere Schule hatte in diesem Bemühen bei mir einen großen Erfolg. Schule war für mich psychologische Folter. Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre für immer aufs gesellschaftliche Abseits gestellt worden. Meine Hochschulreife erlangte ich trotz Schule, nicht durch sie.

    Während meine Lehrer mir sagten "Du hast nicht das Zeug fürs Abitur" konnte ich kurze Zeit später im Physikstudium Bestnoten aufweisen.

    Seit meiner Schulzeit gab es blinden Aktionismus aber kein wirkliches Umdenken. Im Wesentlichen hat sich nichts geändert. Reformen wurden immer nur auf Kosten der Lehrer ausgetragen. Die Ausbildung der Jugend ist uns immer weniger Geld Wert.

    In der Psychologie und Pädagogik hat sich in den letzten 100 Jahren einiges getan. Warum ähnelt unser Schulsystem immer noch dem zum Anfang des 20 Jh? Es ist ein einziges Trauerspiel.


    Zu Teamfähigkeit, Kreativität, Wissbegierde, Kommunikationsfähigkeit und Flexibilität:

    All diese Grundvoraussetzungen für das erfolgreiche Arbeiten in einem Team musste ich mir nach der Schule aneignen. In meiner Branche, der Softwareentwicklung, macht man sich schon seit Jahren Gedanken darüber, wie komplexe Projekte zu Bewältigen sind. Es hat sich gezeigt, dass hierarchische Strukturen nicht in der Lage sind effizient IT Projekte zu meistern.

    Statt dessen wurde in der IT ein "Vorgehensmodell" entwickelt das gänzlich auf Hierarchien verzichtet. Die Rede ist vom "extreme Programming". Dieses Vorgehensmodell wurde unter dem Namen SCRUM auch von anderen Branchen übernommen. Im wesentlichen bearbeitet in beiden Modellen ein Team von selbstverantwortlichen Experten gemeinsam ein Projekt in Auftrag eines "Project Owners".

    Es gibt keinen "Projektleiter" usw. Die Größe des Teams darf 20 Mitarbeiter nicht überschreiten sonst ist effizientes arbeiten nicht möglich. In Schulklassen glauben wir dagegen mit 35 Schülern einen effizienten Unterricht halten zu können.

    Ich habe auch schon in kleinen Handwerksbetrieben gearbeitet. Diese machen sich keine solchen Gedanken über Vorgehensmodelle, gehen aber grundsätzlich genauso vor. Nicht einmal unser Militär ist noch an reinen Befehlempfängern interessiert.

    Schlußendlich ist eine Demokratische Gesellschaft auch nur möglich wenn wir Bürger haben die aktiv in ihr Mitgestalten wollen.

    Warum schaffen wir es nicht unsere Schule endlich an die Anforderungen in unserem Arbeitsleben anzupassen?

    Wenn wir nicht in den Schulen die Teamarbeit fördern wo sonst?

    Wenn wir nicht in der Schule die Demokratie leben, wie sollen Schüler Demokratie wertschätzen lernen?

    Wer glaubt davon Profitieren zu können, dass der Großteil der Bevölkerung in von Angst bestimmten, stillen Gehorsam lebt?

    Bitte Bearbeiten sie diese Denkaufgabe zu Hause. In der nächsten Unterrichtsstunde können wir über ihre Antworten Diskutieren. Viele Dank!

    Donnerstag, 21. April 2011

    Die Diskriminierung Jugendlicher

    Dies ist ein Nachtrag zum vorherigen Post. Eigentlich sollter dies ein Kommentar werden, wurde aber dafür zu lang und zu wichtig.

    Ich habe versucht wissenschaftliche Texte zu finden die sich mit der Diskriminierung der Jugendlichen unter 18 Jahren beschäftigen wurde aber nicht fündig. Anscheinend gibt es dieses Thema in der Wissenschaft so gut wie nicht.

    Meine Erkenntnis, dass unsere Gesellschaft widersinnigerweise Erwachsene unter 18 Jahren diskriminiert stammt aus einer "ZDF-sonntags" Sendung (mit Gert Scobel) vom 27.2. dieses Jahres. Ein geladener wissenschaftlicher Gast warf dort dieses Argument in die Runde.

    Wer sich einmal mit dem Gedanken einer generellen Diskriminierung der Jugend auseinandergesetzt hat kann diese plötzlich überall entdecken, ich persönlich auch in meiner Jugend.

    Das ist eine wahre Fundgrube für den Hobbyanthropologen. Gerade das Thema Computerspiele zeigt mit welcher Arroganz wir uns herausnehmen das Leben junger Menschen bestimmen zu wollen.

    Wir "Erwachsene" wollen dies natürlich nicht wahr haben. Schliesslich gehören halbstarke Jungs und frühreife Gören zu den wahrscheinlich dümmsten Erscheinungsformen menschlichen Lebens und müssen vor den Auswirkungen dieser Dummheit geschützt werden. (Nichts für ungut mädels und jungs).

    Dummheit und Unwissenheit sind (leider) zu Genüge auch bei uns über 18 Jährigen verbreitet und keinerlei Argument diese Personen von einer Mitbestimmung und Teilhabe an der Gesellschaft auszuschliessen. (Auch wenn man sich das heimlich wünscht).

    Es trotzdem zu tun ist Diskriminierung in Reinstform. Sie findet in Klassenzimmern aber auch im gesamten öffentlichen Raum statt. Gesetze zum Schutz der Jugend erreichen oft das genaue Gegenteil. Ein Schutz vor dem "Komasaufen" oder den Drogen ist es offensichtlich nicht. Junge Menschen finden immer einen Weg (ich weiss das aus eigener Erfahrung).

    Komasaufen wäre ebenso ein Thema gewesen um auf diesen Misstand hinzuweisen, genauso wie Jugendgewalt. Alle diese Erscheinungen können (auch) als Folge der Diskriminierung erklärt werden. Ein Versuch mit noch mehr Entrechtung darauf zu reagieren führt in einen Teufelskreis.

    Ich rate allen Lesern nach den Zeichen der Diskriminierung der Jugendlichen Ausschau zu halten und sich den Blick aus der Ferne anzueignen. Ihr werdet sicher fündig.

    Letztendlich müssen wir uns dazu durchringen jungen Menschen Selbstbestimmung und Teilhabe zuzugestehen, auch auf die Gefahr hin, dass einzelne junge Menschen evtl. dann zu schaden kommen. Das Lernen ist oft nur möglich wenn man Selbsbestimmt Fehler machen darf. Die Alternative sind potentiell weit verbreitete seelische Schäden (Psychozid) und ein Schaden an unserer Gesellschaft der kaum wieder gut zu machen ist.

    Mittwoch, 20. April 2011

    Killerspieldebatte, eine Verschwörungstheorie.

    Ich weiss, das ist jetzt wieder ein ganz anderer Post als versprochen. Wiedermal gibt es vordergründig keinen aktuellen Bezug. Es geht um die Killerspieldebatte und was wir daraus lernen können.

    Die Computerspielindustrie ist hierzulande massiven Angriffen ausgesetzt. Eine unerklärliche Angst vor dem harmlosen Zeitvertreib wird in den Medien geschürt. Warum diese Angst? Wer gewinnt bei der hysterisch von allerlei Innenpolitikern, Hinterbänklern und Pseudowissenachaftlern geführten Killerspieldebatte?

    Allen voran Kriminologe Christian Pfeiffer, der einen wahren Kreuzzug gegen die Spielebranche führt. Er warnt vor der "Medienverwahrlosung" und der "Abstumpfung vor Gewalt" und scheut sich nicht Amokläufer und Computerspiele in einen Zusammenhang zu setzen.

    Eine ganze Generation wird so Kriminalisiert. Eine eigentliche Wachstumsbranche mit dem Begriff Killerspiele abgeurteilt. Man stelle sich vor in den Parteiprogrammen würde der Satz stehen "Killerautos müssen verboten werden" (was ich bei Geländewägen durchaus für angebracht hielte). Ein Aufschrei der Automobilindustrie wäre die Folge. die Computerspielindustrie Deutschlands, die ohnehin weit hinterherhängt, hat keine Lobby die sich dem entgegensetzen kann.

    Politik und Medien sind bei diesem Thema eine enge Allianz eingegangen. Um zu verstehen warum, muss man Analysieren was unsere Medien eigentlich verkaufen.

    Ein Zeitschrift oder ein Fernsehsender verkauft Zeit. Die Zeit, die sich ihre Zielgruppe mit diesem Medium beschäftigt. Um so länger der Konsument sich mit dem Medium beschäftigt um so interessanter ist es für ihre Kunden, die Wirtschaft.

    Anm: manch einer lebt ja immernoch in der Illusion er wäre als Leser/Zuschauer in der Rolle des Kunden. Gesegnet seien die geistig armen.

    Das Medium Computerspiele konkurriert sehr Erfolgreich um die Aufmerksamkeit der begehrtesten Zielgruppe. Mehr als die Hälfte aller Werbebudgets richtet sich an Zielgruppen von 18 und darunter. Gerade junge Menschen sind die Motoren des Konsums und die Konsumenten von Morgen.

    Nach Aussage befreundeter Lehrer spielt das Fernsehen oder die Zeitschrift heute bei den Jugendlichen kaum mehr eine Rolle. Dies ist ein ernsthaftes Problem für die Medien, eines das gut dazu führen kann, dass die Medien in dieser Form dem Untergang geweiht sind. Die Politiker sind auf diese Medien angewiesen um ihr Gesicht in der Öffentlichkeit zu zeigen.

    Alles was sie in die Medien bringt ist ihnen recht. Die Wählergruppen von Union und FDP befinden sich meist im fortgerückten Alter und haben keinen Bezug zu Computerspielen. Eine Feindschaft dazu lässt sich sich gut aus dieser Fremdheit und der Angst vor dem Unbekannten erzeugen.

    Ein ideale Interessengemeinschaft zwischen Politik und Medien entsteht. Mann muss kein großer Verschwörungstheoretiker sein um hier den wesentlichen Grund für die Killerspieldebatte zu sehen.

    Was aber hat Herr Pfeiffer, Kriminologe und angeblicher Wissenschaftler von seinem Engagement?

    Hier muss ich (noch) weiter Ausholen. Herr Pfeiffer gehört zu denen, die im Sinne konservativer, (reaktionärer) Ideologie in der Schule eine Institution sehen, die jungen Menschen "Fleiß und Disziplin" beizubringen hat.

    Die Schule ist für Junge Menschen, vor allem pubertierende Jungs, dadurch ein lebensfeindliches Umfeld. Es ist diese Zeit in der sie gegen ihre natürlichen Instinkte zu stillem Gehorsam gezwungen werden, und in der die Computerspiele laut Herrn Pfeiffer eine einnehmende Rolle spielen können.

    Junge Menschen (und nicht nur die) die frustriert von ihrer Umwelt sind, können dazu neigen in die Fiktion zu entfliehen. Diese Flucht vor der Gesellschaft in die Fiktion ist nicht nur bei Jugendlichen inzwischen weit verbreitet.

    Es ist ein Rückzug vor den widernatürlichen Zwängen und Erwartungen die an junge Menschen von Schule und Gesellschaft gerichtet werden. Zudem bieten Computerspiele einen Raum in der diese bestimmenden Gruppen machtlos sind und sie selbst allmächtig.

    Das Menschliche Gehirn ist mit dem Ende der Pubertät voll entwickelt. Es bestehen keinerlei biologische Gründe für die Diskriminierung junger Erwachsener die in unserer Gesellschaft stattfindet. Es ist ein evolutionärer Vorteil der den Menschen in dieser Zeit dazu bringt sich gegen das Bestehende aufzulehnen. Er hilft den Menschen sich schneller an veränderte Umweltbedingungen anzupassen. Sie erinnern sich vielleicht, es gibt in der Anthropologie keinen Unterschied zwischen individueller und gesellschaftlicher Evolution. Dieser Urinstinkt wird in unserer Gesellschaft gewaltsam unterdrückt und damit unsere Fähigkeit uns weiterzuentwickeln gebremst.

    Heute kenne wir diese Mechanismen, aber anstatt diese Energie in unserer Gesellschaft zu nutzen, werden Junge Menschen gezwungen sich unterzuordnen. Sie sind weder Wahlberechtigt noch Selbstbestimmt, quasi Rechtlos.

    Unsere Gesellschaft presst diese jungen Menschen dadurch in die Gefügigkeit. Nur wer gefügig und angepasst ist hat Anrecht auf einen späteren Arbeitsplatz. Wer sich auflehnt und die "Mitarbeit verweigert" wird rigoros ausgesiebt. Günter Dueck bezeichnet dies als "Beigebrachte Hilflosigkeit" und "Psyschozid".

    Hinzu kommt das die Inhalte der Computerspiele diesen Befürfnissen der Auflehnung angepasst sind. Gerade in neuerer Zeit handelt es sich häufig um Dystopien wie "Bioshock" oder "Fallout", in denen faschistoide Kapitalisten die Welt an den Rand des Untergangs gebracht haben. Dies entspricht durchaus den realistischen Zukunftsaussichten junger Menschen, die sich dessen weit mehr bewusst sind als es unsere Mächtigen wahrhaben wollen.

    Die in Computerspielen stattfindende Gewalt dient den oben genannten Interessengruppen als Vehikel um ihre jeweiligen Interessen durchzusetzen. Einen Zusammenhang zwischen Gewalt in Computerspielen und Amokläufern herstellen zu wollen ist aber schon statistisch Unsinnig. Fast alle Jugendlichen spielen Computerspiele, die allerwenigsten laufen Amok. Die Faszination der Gewalt ist aber durchaus ein Ausdruck der Auflehnung.

    Die Gefahr der Flucht in die Fiktion ist nicht zu leugnen und ein damit verbundenes Absinken der Schulnoten wahrscheinlich ebenso.
    Nur, wer trägt die Verantwortung?
    Die Fiktion oder die Realität?

    Die Ausgrenzung und Diskriminierung junger Menschen mit Amokläufen in Verbindung zu bringen heist aber diese einzugestehen. Diese wahren Gründe für die plötzliche gewalttätige und ziellose Auflehnung junger Menschen gegen ihre Umwelt einzugestehen bedeutet wiederum einen Wandel in unserer Gesellschaft für nötig zu halten.

    Da ist es für Herrn Pfeiffer, der im Auftrag unserer Politiker forscht, wesentlich bequemer den Schuldigen in den sogenannten Killerspielen zu sehen.

    Edit:
    Oft wird angesichts der PISA Studien neidisch nach Schweden, Finnland, Kanada oder Dänemark geblickt. Diese Länder haben sich von Frontalunterricht, großen Schulklassen und vor allem der Diskriminierung von jungen Menschen verabschiedet.

    Der Schutz der Kinder und Jugendlichen vor der Werbeindustrie wird ernst genommen. Werbung für Zielgruppen unter 14 Jahren ist in Schweden oder Kanada verboten. Klassengrössen in Dänemark oder Finnland umfassen eher 10 Kinder statt 30.

    Meiner Ansicht nach das Wichtigste: Jungen Menschen wird auf Agenhöhe und mit gegenseitigem Respekt begegnet während bei uns nur einseitig Respekt verlangt wird.