Dienstag, 11. Oktober 2016

Merkel, Niger und die Fluchtursachen

Bekanntlich befindet sich Frau Merkel gerade auf einer Afrikareise. Auf dem Programm stand auch eines der ärmsten Länder der Welt, Niger. In diesem Beitrag der Tagesschau wird viel von Niger als "Knotenpunkt der Flüchtlingsströme" geredet und über "Schlepper und Schleuser".

Man hätte in unseren Medien auch die Gelegenheit nutzen können und über die tatsächlichen Misstände in Niger zu sprechen, die die Ursache für Flucht sein könnten. In Niger beutet der Konzern Areva, dessen Umsatz ein Vielfaches des BIP des Landes ist, in großem Stil Uran ab. Französische Spezialkräfte "beschützen" die Minen, deren Umweltschäden zu den schlimmsten gehören die wir im Bergbau finden. Die Menschen im Niger werden an den Profiten so gut wie nicht beteiligt, ihnen bleibt der Uranmüll.  und der Krebs. Die Krebsraten sind im Niger erschreckend während die medizinische Versorgung gleich null ist. Das kann ich mangels echter Daten so nicht stehen lassen. Krebsraten im Niger sind einerseits unbekannt und andererseits wohl geringer als im Westen, da die Lebenserwartung im Niger nur 55 Jahre beträgt. Krebsopfer im Westen sind meist weit älter was die Statistik erheblich beeinflusst. Interessant wären Leukämie und andere Krankheiten die Kinder betreffen. Echte Daten zu Kindersterblichkeit durch Krebs existieren aber nicht, da die medizinische Versorgung extrem schlecht ist.

z.B. Zitat Organisation ContrAtom:
"Im November 2009 hat Greenpeace in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen französischen Labor CRIIRAD und einer Umweltorganisation aus Niger in den Städten Arlit und Akokan im Norden Nigers Untersuchungen durchgeführt. Die Ergebnisse sind schockierend. Durch den frei herumwehenden Uranstaub aus den Tagebauminen und von den Müllhalden sind Luft, Wasser und Boden teilweise stark verseucht. Bei vier von fünf Wasserproben aus der Umgebung von Arlit, nur wenige Kilometer von einer Mine entfernt, liegt die Urankonzentration höher als der WHO-Grenzwert für Trinkwasser zulässt. Im benachbarten Akokan liegen die Strahlungswerte 500-fach höher als die normalen Hintergrundwerte in der Umgebung. 80.000 Menschen sind durch die radioaktive Belastung gefährdet. Der Atomkonzern AREVA leugnet alles. "

Mehr über die Umweltschäden durch den Uranabbau im Niger hier bei "Robin Wood".

Dass der Konzern die Umweltbelastung bestreiten kann, liegt natürlich daran, dass es niemand gibt, der über die Krebsfälle "kompetent" sprechen könnte. The Vanguard', eine nigerianische Zeitung, berichtet, dass es in der 300 Millionen Einwohner zählenden Region Westafrika gerade einmal 60 Onkologen gibt, von denen 20 im 160 Millionen Menschen zählenden Nigeria ihren Beruf ausüben.

Der Konzern Areva ist zu beinahe 60% französischer Staatskonzern und Deutschland kauft 1/3 seines Urans von Areva. Im Beitrag der Tagesschau zeigt sich wieder, wie die Imperiale Ausbeutung, vor allem in Ex-Kolonien, von der Politik und den Medien durch das Auslassen wichtiger Informationen getragen wird und wie sich diese Ausbeutung in Armut und Tod übersetzt und zur Fluchtursache wird, die dann dazu Führt, dass von Politik, Medien und Eliten die Flüchtlinge instrumentalisiert werden um von den eigentlichen Problemen abzulenken.

Seit 2012 gibt es ein Gesetz, dass die Uranbergbauregionen an den Gewinnen mit 15% beteiligt. Dies wird von vielen als "großer Erfolg" gefeiert. Diese 15 % sind natürlich ein böser Witz, angesichts der schrecklichen Zustände. Der Konzern Chevron wütete auf ähnliche Weise in Ecuador bis eine linke Regierung unter Raffael Correa dieser Ausbeutung ein Ende bereitete. Auch hier sprengten die Umweltzerstörungen jede Vorstellung. Heute muss Chevron für die Schäden aufkommen und die Regierung lässt den Betrieb von Ölförderanlagen zu wenn die Regionen mit 80 % beteiligt werden. Offenbar haben Areva und Frankreich die Möglichkeiten die Regierung im Niger zu weit schlechteren Bedingungen zu zwingen.

Auch im Niger haben religiöse Fundamentalisten sich als Führer im Kampf gegen die westliche Ausbeutung in Stellung gebracht. Nigerische Tuareg befinden sich im bewaffneten Kampf gegen das "Sicherheitspersonal" von Areva. Die Ausbeutung befördert im Niger wie anderswo Radikalisierung und das Entstehen von bürgerkriegsähnlichen Zuständen die wiederum für Flucht und Vertreibung sorgen. Um den Niger zu unterstützen hat Frau Merkel daher Rüstungsexporte für die Nigerische Armee versprochen. Ja, so bekämpft Frau Merkel Fluchtursachen.

Aber wir hier in Europa sprechen von Flucht als hätten wir nichts mit ihren Ursachen zu tun, als würde nicht "jede zweite Glühbirne" in Frankreich mit dem Uran aus dem Niger befeuert, als wäre unser Wohlstand unser Erfolg und nicht die Folge des Leidens der andern.

Wir sehen das Leiden im Niger nicht, weil unter anderem die Tagesschau nicht davon Berichtet wenn sie über Merkels Besuch im Niger spricht. Man könnte sich auch Journalisten vorstellen die uns einen solchen Kontext liefern. Leider sehen wir statt dessen nur Hofberichterstattung.


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