Freitag, 13. Mai 2011

Peak Oil und Liebigs Gesetz

Die Presse ergeht sich zur Zeit gerne in Wachstumsfantasien. Die Wirtschaftsprognosen der sogenannten Wirtschaftsweisen versprechen uns eine boomende Konjunktur.

Ich will mal etwas Katerstimmung zu diesem Thema verbreiten und gehe dazu auf ein wichtiges Gesetz aus der Agrar-Chemie ein.

Das Minimumgesetz von Justus von Liebig.

"Das Minimumgesetz (von Carl Sprengel 1828 veröffentlicht, von Justus von Liebig in erweiterter Form popularisiert) besagt, dass das Wachstum von Pflanzen durch die im Verhältnis knappste Ressource (Nährstoffe, Wasser, Licht etc.) eingeschränkt wird. Diese Ressource wird auch als Minimumfaktor bezeichnet. Bei Vorliegen eines solchen Mangelfaktors hat es keinen Einfluss auf das Wachstum, wenn eine Ressource hinzugegeben wird, die bereits im benötigten Umfang vorhanden ist. Das Minimumgesetz ist u.a. eine wichtige Grundlage bei der Düngung." (Aus Wikipedia)

Ich habe das Minimumgesetz schon einmal in meinem Blog über Wachstumsgrenzen und Kulturmaterialismus erwähnt.

Angewandt wird das Minimumgesetz hauptsächlich in der Landwirtschaft. Ich möchte die (nicht sehr gewagte)  Verallgemeinerung dieses Gesetzes auf die Leistungsfähigkeit einer Kultur übertragen, ihre Volkswirtschaft, wenn man so will.

In den nächsten jahren, wird uns eine entscheidende Ressource, das Rohöl, immer mehr fehlen. Wir haben zwar erst ein (ca.) Drittel des verfügbaren Erdöls ausgebeutet, aber schon heute ist der Bedarf größer als die Fördermenge. Dieser Mangel, die Differenz zwischen Bedarf und Förderung, wächst schnell, sehr schnell.

„Deshalb“, so IEA Direktor Fatih Birol, „gehen wir davon aus, dass das Zeitalter des billigen Öls für immer vorbei ist“.(siehe hier)

In unserer marktwirtschaftlichen Welt bedeutet dies für viele einfach "nur", dass der Ölpreis steigen wird. Die Hohepriester der Ökonomie schwärmen dann von dem Erfindungsreichtum der aus diesem Mangel entsteht. Aus dem Nichts wird dieser Mangel ersetzt werden. Der Preisdruck ermöglicht das Wunder der Innovation.

Leider findet dies keine Bestätigung in den uns bekannten Jahrtausenden menschlicher Geschichte.

Es geht hier nicht um eine Ressource wie Rohseide oder Kautschuk. Diese Ressourcen sind keine Minimumfaktoren. Das Rohöl allerdings ist DER bestimmende Minimumfaktor unserer Produktion. Ein Ersatz ist nicht in Sicht.

In der Theorie des Kulturmaterialismus bedeutet dies eine gesellschaftliche Zeitenwende. Der Kulturmaterialismus stützt sich auf die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit unserer menschlichen Vergangenheit. Seit dem wir das erste mal das verfügbare Wild eines Ökosystems überjagt haben ist die Überschreitung der Tragfähigkeit der bestimmende Faktor unserer Gesellschaftsentwicklung.

Wir verbrauchen die Verfügbaren Ressourcen für die Befriedigung unseres Bedarfs an Konsumgütern. Die Gesamtproduktion der Konsumgüter ist auch in der VWL Welt (als BIP) die bestimmende Größe einer Industrienation.

Was bedeutet nun die mangelhafte Verfügbarkeit eines Minimumfaktors in einer Volkswirtschaft?  Ich weiss nicht wie Volkswirtschaftler das sehen, aber eine Stagnation der Produktion ist damit meiner Meinung nach unweigerlich verbunden.

Eine Volkswirtschaft ist nicht viel Komplizierter als ein Acker. Mangelerscheinungen können sowohl auf dem Acker als auch in der Volkswirtschaft schlimme Folgen haben. Ab einem gewissen Wassermangel, sterben auf dem Acker auch die Microben und Kleinlebewesen die den Acker am Leben halten. Wurzeln sterben ab usw. Das Feld vertrocknet, die Ernte ist vernichtet, obwohl die Niederschlagsmenge vielleicht nur um 30 % gesunken ist.

Wenn in einer Volkswirtschaft zum Beispiel der Transport zum erliegen kommt, kann dies zum Zusammenbruch aller Wirtschaftszweige führen, obwohl sie noch Rohstoffe hätten um zu Produzieren.

Kann eine Gesellschaft den Bedarf ihre Bürger nicht befriedigen bedeutet dies unweigerlich den Zusammenbruch dieser Gesellschaft. Entweder, sie entsteht dann neu, und hat ihre Selbstorganisation dem Mangel angepasst, oder die Bevölkerung sinkt gewaltig (oder stirbt aus) und passt sich so dem Mangel an.

Die Anpassung an Veränderungen der Tragfähigkeit übersteht eine Gesellschaft niemals unbeschadet. Die plötzlich manifest werdende Überbevölkerung (Malthus Bevölkerungsfalle) entläd sich unweigerlich in sozialen Konflikten.

Meist sind Gewalt, Hunger, Krieg und Epidemien die Begleiterscheinung eines solchen Umbruchs.


Wir müssen uns darauf vorbereiten!

Warum tun wir es nicht?

Noahm Chomsky, bedeutendster Intelektueller der USA, sprach neulich davon, dass die menschliche Intelligenz möglicherweise eine "tödliche Evolution" war.

Ich hoffe er hat unrecht.

hier gehts weiter >>

10 Kommentare:

  1. Ein Rohstoff hat immer einen Nutzen, dieser ist bei Öl bspw. die Mobilität. Ist ein Konzern nicht inovativ und findet keine Lösung weiterhin Mobilität in Form von, in diesem Beispiel, Benzin-Autos anzubieten wird er untergehen. Dieser Untergang eines Konzerns mag im Einzelfall für die Betroffenen schmerzhaft sein, aber ohne diese "schöpferische Zerstörung" (vgl. Schumpeter) gibt es keinen nachhaltigen Fortschritt. Wirtschaftliches Wachstum ist also ohne Verteilungsungleichheiten nicht zu haben, den dies verstärkt die Inovationskraft und den Wettbewerb. Deshalb müssen wir den Wettbewerb und somit den freien Markt stärken. Wenn also Marktteilnehmen freiwillig Güter tauschen, stellen sich dadurch beide besser. Den das Gut hat für den Käufer einen höheren Nutzen als für den Verkäufer. Danach ist mehr Nutzen vorhanden als vorher. Silvio Borner zieht daraus den richtigen Schluß, dass wenn wir knappe Ressourcen über den Marktmechanismus optimal zuteilen, es allen besser geht. Der freie Wettbewerb lenkt somit die Produktion in die richtigen Bahnen. Dies wiederstrebt natürlich all denen, die uns aus den verschiedensten gutmenschlichen Motiven bevormunden wollen. Zu sehen bei jeglicher Art von Subvention, bei der Unterstützung eines Baukonzerns oder der überzogenen Steuer von Benzin.

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  2. Genau dieses Argumente habe ich in meinem Post widerlegt. Ich rate ihnen zu eingehender Beschäftigung mit diesem Thema.

    Mir scheint dieses Argument der Innovation aus dem Mangel wie ein Wunderglaube. Anstatt an Wunder zu glauben versuche ich die Naturwissenschaftlichen Rahmenbedingungen dieser Entwicklung zu analysieren.

    Erdöl ist weit mehr als ein "Produkt". Es ähnelt in seiner momentanen Bedeutung für die Produktiohn Ressourcen wie Wasser, Luft oder Sonnenlicht und kann in unserer Industriegesellschaft nicht ersetzt werden.

    Laut einer Dokumentation der BBC (age of stupid) können wir ohne Öl nicht mehr als 2 Milliarden Menschen überhaupt ernähren. Ich traue dieser Zahl nicht besonders, aber die generelle Ausrichtung stimmt. Ich schätze, dass wir eine Überpopulation ca 50% haben die allein durch die Ausbeutung des Erdöls ernährt werden konnte.

    Möglicherweise fehlt Ökonomen wie Herrn Schumpeter für eine Betrachtung dieses Problems der Naturwissenschaftliche Hintergrund. Etliche Sophisten plappern diesen Unsinn dann nach.

    Das einfachen Wiederholen halb verstandener Ideologie ohne sie an der Realität zu prüfen ist nicht wissenschaftlich.

    Ich habe den massiven Verdacht, dasss Ökonomen z.B. nicht in der Lage sind physikalische Rahmenbedingungen der Ökonomie zu verstehen.

    Am Schluss noch die Frage, wo überhaupt freier Wettbewerb besteht. Dies ist egentlich die größte Illusion von allen.

    Falls "freie" Marktwirtschaft theoretisch die optimale Methode ist knappe Ressourcen zu verteilen, warum versagt sie in der Realiät kolossal? Möglicherweise ist Liberale Marktwertschaft gar nicht Frei?

    Es gibt nahezu keinen Wirtschaftssektor der nicht durch Marktmonopolisten bestimmt wird. Diese tun alles um Freien Wettbewerb zu verhindern.

    Die größten Feinde des Freien Wettbewerbs sind meist die die am lautesten danach rufen. Sie bestimmen durch Korruption der Politik und Beeinflussung der Massenmedien die Marktgesetze.

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  3. "Ein Rohstoff hat immer einen Nutzen, dieser ist bei Öl bspw. die Mobilität."

    Hier liegt eben genau der Denkfehler. Eine Industriegesellschaft deren gesamte Innovationskraft sich aus der Ausbeutung des Erdöls ableitet kann dieses nicht ersetzen.

    Wir müssten dem Fisch beibringen Luft zu Atmen.

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  4. Autos fahren mit Strom oder Gas und Mais wird als Plastikersatz verwendet. Warum soll es also nicht gelungen sein Öl zu ersetzen?

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  5. Die banale Realität ist die, dass Autos eben JETZT nicht mit Gas oder Strom fahren, sondern mit Benzin und Diesel.

    Weder die Ressource Gas, noch die zur Herstellung von tauglichen Akkumulatoren für den Automobilbau, sind in ausreichendem Maße vorhanden.

    Lithium, die entscheidende Ressource für Akumulatoren ist noch wesentlich knapper als Erdöl.

    Gas ist in der Gesamtfördermengen nach Energiegehalt in wesentlich geringerem Maße verfügbar als erdöl und erreichjt sein Fördermaximum vorraussichtlich 2015.

    Die Fördermenge die jetzt gefördert wird genügt knapp den Bedarf von Erdgas in anderen Bereichen zu decken. Ein Ersatz des Erdöls durch Erdgas ist in keinem Fall möglich.

    Biosprit, ist entgegen anderslautender Äusserungen unserer Medien nicht nachhaltig und verschiebt das Problem nur. (Siehe meinen Post zu Biosprit).

    Trotz vieler Bemühungen in allen Bereichen in denen Erdöl momentan benötigt wird Ersatz zu finden, sind die Erfolge sehr spärlich. Nur ein anderer Umgang mit energie kann die schwindenden Reserven kompensieren.

    Vor allem die Chemische Industrie ist auf Erdöl angewiesen. Vor allem die für die Industrielle Landwirtschaft. Allein 14% des US Erdölverbrauchs fliesst in die Landwirtschaft.

    Der Gedanke mit Landwirtschaftlicher Produktion die vom erdöl abhängig ist das Erdöl zu ersetzen ist vollkommen widersinnig.

    Wir können auch Nachhaltig Landwirtschaftliche Erträge produzieren. Dazu ist allerdinges eine SOFORTIGE Umkehr von der bisherigen Agrarpolitik nötig.

    Ich schätze auch im Agrarbereich wird die Umstellung nicht ohne den Zwang der Ressourcenkrise Erfolgen. Sie wird eher das Ergebnis einer vollkommen auf Nachhaltig keit veränderten Gesellschaft sein, als die Rettung der Konsumgesellschaft.

    Der im Auftrag der Bush-Regierung (sicher keine Öko fanatiker) erstellte Hirsch Report schätzt, dass bei großer Anstrengung sich 20 Jahre VOR Peak Oil auf die Umstellungen vorzubereiten die schlimmsten Auswirkungen abgefedert werden könnten.

    Diese 20 Jahre haben wir nicht genutzt.

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  6. Zum Thema Erdgas:
    http://www.energywatchgroup.org/Erdgas.62.0.html

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  7. Was sind denn die "physikalischen Rahmenbedingungen der Ökonomie?"

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  8. Ich glaube es wird auch hier die Wirkung der sich verändernden Preise unterschätzt. Nur weil jetzt Peak Oil ist/war (es wurde ja auch schon mal für 1970 oder so angenommen...), heißt das ja nicht, dass das Öl von heute auf morgen weg ist. Peak Oil bedeutet, dass die Fördermenge ihr Maximum erreicht hat und nur noch sinken wird. Das bedeutet auch, dass die Preise für Öl immer weiter steigen werden, aber stetig über einen langen Zeitraum.

    Mit also steigenden Ölpreisen werden bestimmte Produktionstechnologien immer unrentabler, bzw. die Verbraucherpreise für diese Güter steigen. Und hier verweise ich auf den Wettbewerb. Es wurde oben behauptet, es gebe überall nur Monopole und Korruption etc.

    Erinnert sich noch jemand daran, wie hoch z.B. die Telekommunikationspreise waren, bevor die Branche privatisiert wurde und die Preise sehr stark sanken? Und genauso wird es bei steigenden Ölpreisen auch findige Unternehmer und Ingenieure geben, die mit ihren "animal spirits" (Keynes) neue Technologien entwickeln um mit niedrigeren Kosten richtig viel Geld zu verdienen. Und wenn jemand jetzt behauptet, diese Technologien seien noch nicht in Sicht dann möchte ich hier den Vorsitzenden des amerik. Patentamtes zitieren (1899): "Alles was erfunden werden kann, wurde schon erfunden."

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  9. Anonym hat gesagt…
    Was sind denn die "physikalischen Rahmenbedingungen der Ökonomie?"

    Antwort:

    Die oben Beschriebene Gesetzmässigkeit.
    Für eine Produktion sind Ressourcen und ein bewohnbares Ökosystem nötig.

    In der Wüste wächst nix.

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  10. "Ich glaube es wird auch hier die Wirkung der sich verändernden Preise unterschätzt."

    Diese Wirkung isr vorhanden, aber kann im Falle von Erdöl nicht rechtzeitig den Absturz der Produktiobn verhindern. Siehe Post zum Hirsch Report.

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