Montag, 18. April 2011

Ist "Biosprit" nachhaltig?

In meinem letzten Post erwähnte ich kurz den E10 Treibstoff. Um klar zu machen, wie ein strengerer Nachhaltigkeitsbegriff uns helfen kann unsere Politik sinnvoll zu Gestalten, möchte ich den Sinn und Unsinn von Biosprit kurz aus dem Blickwinkel des Kulturmaterialismus betrachten (aus der Ferne).

Nachhaltigkeit, nach kulturmaterialistischer Definition, ist wenn der Energieverbrauch einer Gesellschaft die Tragfähigkeit ihres Ökosystems nich überschreitet. Die Tragfähigkeit ist das Maximum nachhaltig erzeugter Energie eines Ökosystems. Diese Energie ist die Gesamtmenge nachhaltig erzeugter Energie (z.B. Elektrizität) und erzeugter Nahrung in joule.

Nachhaltigkeit wird heute gerne allein auf die CO2 Bilanz reduziert. Ich will hier nicht darauf eingehen, dass Biosprit auch bei der CO2 Bilanz nicht sehr gut abschneidet, vielmehr ist diese einseitige CO2 Ausrichtung der Nachhaltigkeit schlichtweg falsch.

Die Umwandlung von Nahrungsmittel in Treibstoff, z.B. durch Vergärung zu Alkohol, reduziert die Gesamtmenge der in dem Produkt enthaltenen Energie. Der Weizen der zu Bioethanol vergoren wird, hätte als Mehl einen höhere Energieertrag (als "Treibstoff" für den Menschen).

In der Gesamtbilanz unserer Tragfähigkeit wirkt sich der Biosprit immer negativ aus. Sobald man bei der Energieproduktion mit der Nahrungsproduktion in Konkurrenz tritt, kann es keine Verbesserung der Tragfähigkeit im Sinne des Kulturmaterialismus geben. Im besten Fall, (bei 100% Wirkungsgrad) bleibt die 'Tragfähigkeit gleich.

{
Eine sehr einfache Rechnung dazu:

Die Summe T (Tragfähigkeit) = L (Landwirtschaftsproduktion) + E (Energieproduktion)

Wenn man also eine Menge X Biosprit erzeugt muss man diese aus der Landwirtschaftsproduktion L entnehmen.

Dabei entsteht ein Menge Y an Energieproduktion die immer kleiner als X ist.

aus X > Y folgt:
T1 = L + E > T2 = L - X + E +Y

Die Nachhaltigkeit N = T / V (Verbrauch)
Nachhaltig ist eine Gesellschaft dann wenn N > 1 ist.

Auch wenn wir statt Mineralöl Biomasse verbrauchen, ändert
sich die Menge der Verbrauchten Energie nicht (V bleibt Konstant).

N1 = T1/V ; N2 = T2 /V => N1 > N2 ( aus T1 > T2 );

Da E10 die Reduktion des Flottenverbrauchs zusätzlich verhindert wird der negative Effekt auf die Nachhaltigkeit noch verstärkt.
}
Es kann durchaus sinnvoll sein bei Ernteüberschüssen Biosprit zu erzeugen. Im Mittelalter wurden bis zu 30% der Agrarflächen für den Anbau von Hafer als Pferdefutter genutzt. Der Einsatz der Pferde in der Landwirtschaft wiederum erhöhte den Ertrag der Felder um weit mehr als 30%, führte also auch zu einer Erhöhung der Tragfähigkeit.

Möglicherweise müssen wir in der Landwirtschaft einen gewissen Anteil an Biosprit erzeugen um die Produktion oder unseren Lebensstandard aufrecht zu erhalten.

Deutschland ist im Moment jedoch nicht in der Lage seine eigene Bevölkerung nachhaltig zu Ernähren. Eine Herstellung von Biosprit ist erst dann sinnvoll, wenn wir eine nachhaltige Versorgung mit Nahrungsmitteln gewährleisten können. Biosprit könnte dazu dienen Mobilität zu erhalten wenn er nachhaltig erzeugt würde. In keinem Fall aber steigt die Nachhaltigkeit.

Die Einführung von E10 hat allerdings nichts mit Nachhaltigkeit zu tun.

Hier wird im Gegenteil ein Zugeständnis an die Automobilindustrie gemacht das es dieser erlaubt, trotz EU Bestimmungen zum Flottenverbrauch, den Wahnsinn automobiler Exzesse, wie den Bau von SUVs weiter zu betreiben. Als Nebeneffekt wird zudem die Agrarlobby bedient die höhere Preise für ihre Produkte erzielen kann.

Das Risiko für den Verbraucher aber bleibt. Ein Preissteigerung fand ebenfalls statt. Von einem Ausgleich sozialer, ökonomischer und ökologischer Interessen kann also nicht die Rede sein. Wiederum wurde hier einseitig Politik zu Gunsten von Partikularinteressen gemacht.

E10 Benzin ist damit in jeglicher Hinsicht das Gegenteil von nachhaltiger und sozialer Politik.

Auch "mehr Aufklärung" hilft über die Unfähigkeit dieser Regierung uns auf die Zukunft vorzubereiten keinesfalls hinweg.

1 Kommentar:

  1. Wo Bio drauf steht, "scheint" auch Bio drin zu sein.

    Leider ist E10 (Biosprit) tatsächlich großer Unfug.

    Falls es gelänge, aus Bioabfällen ohne großen technischen/energetischen Aufwand Biosprit herzustellen und dabei keine zusätzl. Anbauflächen benötigen würde, wäre es vielleicht eine brauchbare Sache.

    Vielleicht.

    Wobei dann die Umwandlung in/Nutzung als Biogas ggfs. sinnvoller wäre (z.B. zum Heizen).

    Das beste ist und bleibt Energiesparen!

    SN

    AntwortenLöschen