Montag, 18. April 2011

Das System

Es ist äusserst Mühsam heute Wertfrei über unser System zu sprechen. Die benötigten Begriffe sind zu sehr verwässert und von verschiedensten Bedeutungen überlagert. Was ist eigentlich Kapitalismus? Was hat das mit Marktwirtschaft zu tun, und vor allem mit mir?

Sobald man Kritik am Kapitalismus äussert, wird man (in den Augen seiner angeblichen Befürworter oder auch einfach aus Gewohnheit) automatisch zum Sozialist oder Kommunist gestempelt. Ein kritische Haltung dem Kapitalismus gegenüber scheint einzig den Sozialisten und Kommunisten vorbehalten. Was ist denn ein Sozialist? Einer der gegen Kapitalismus ist? Einer aus dem Osten?

Wer gegen den Kapitalismus ist, ist gleichzeitig automatisch gegen die Demokratie, ein Feind des Systems, "nicht Politikfähig". Was hat eigentlich Kapitalismus mit Demokratie zu tun? Muss wohl das gleiche sein, oder nicht?

Wohin gehört man also wenn man weder mit dem Kapitalismus noch dem Sozialismus einverstanden ist? Woran kann man sich halten wenn man nicht wirklich das Gefühl hat mitzureden obwohl man doch in einer sog. Demokratie lebt. Wohin mit dem angestauten Frust über die herrschenden Umstände. Alles ist Scheisse, aber was? Ist das Kapitalismus?

Die meisten dis sich so verordnen verkriechen sich und schliessen mit dem System ab. Eigentlich will man ohnehin so wenig wie möglich mit dem "System" zu tun haben. Es bringt ja doch nichts dagegen anzugehen. Ich geh nicht zur Wahl. Es ändert sich ja doch nichts. Ist das Kapitalismus?

Das "System" aber, es lässt einem keine Ruhe. Wenn ich Arbeit habe nimmt es sich wie selbstverständlich die Hälfte meines Lohns. Machtlos steht man diesem Eingriff gegenüber, kein Nachfragen, keine Bitte, keinen Dank. Ich muss mich sogar selbst darum kümmern die richtige Menge an das System abzugeben. Die Strafen für Fehlverhalten dabei sind drakonisch, weit jenseits des Verhälntisses. Ist das Kapitalismus?

Wehe aber ich habe keine Arbeit, dann mischt es sich in die intimsten Bereiche meines Lebens ein. Es macht mich zum Bittsteller. Es degradiert mich zum 1 Euro Jobber. Es bestimmt ob ich in einer "Bedarfsgemeinschaft" mit meinem Sexualpartner Lebe. Es will Einblick auf mein Konto und sperrt es nach belieben, es will das ich mich abmelde wenn ich verreise. Ist das Kapitalismus?

Am besten geht es mir wenn ich vom Geld lebe. Dann kann ich mich um alle Abgaben drücken. Niemand will wissen was ich tue oder ob ich überhaupt Steuern bezahle. Ungestörter Müssiggang ist nur mit Geld möglich. Viel Geld erkauft mir die Freiheit vor Arbeit und dem System. Es ist scheinbar die ultimative Belohnung. Ist das Kapitalismus?

Schon als Schüler begehrt man das erste mal auf. Frust über das "System" macht sich breit. Die Strafe für das Aufbegehren kommt sofort. "Leistungsverweigerer" werden ganz schnell abserviert. Blos nicht auffallen und stillhalten, dann kommt man vielleicht auch irgendwann zu Geld. Geld wie sie es im Denver Clan haben oder die Popstars. Dann hat man endlich seine Ruhe. Ist das Kapitalismus?

Dann gehen plötzlich die Banken pleite und wieder müssen wir bezahlen während Ackermann sein unverschämtes Grinsen in die Kamera grinst. Gewinne machen die Banken, Verlusste die Gesellschaft. Ist das Kapitalismus?

Ich war schon tausendmal auf der Straße, nichts hat sich geändert. Ich hab mich in der Partei und der Gewerkschaft organisiert, nichts hat sich geändert. Immer gewinnen die Bosse. Ich wähl seit 20 Jahren und immer den Verlierer. Ist das Kapitalismus?

Egal wie viel ich arbeite, der Reichtum ist immer weiter weg. Mein Arbeitgeber verlangt immer mehr, in meinem Geldbeutel bleibt immer weniger. Nachts im Bett klopft mir das Herz bis zum Hals. Stundenlang liege ich wach in Todesangst. Habe ich genug Verkauft? Habe ich morgen noch einen Job? Kann ich den Termin halten? Der Steuerprüfer hat sich angemeldet, was wenn er die gefälschte Rechnug findet? Ich kann mir meinen Zahnersatz nicht mehr leisten, was soll ich nur tun? Ist das Kapitalismus?

Ja in was für einem System leben wir denn? Der Wirrwar ist so groß, das System so verfahren, dass man von ganz Vorne anfangen muss wenn man Kritik üben will. Man müsste alle Begriffe neu erfinden um verstanden zu werden, aber dann versteht einen auch keiner mehr.
In den Talkshows ist das gut zu beobachten. Man kann über nichts so aneinander Vorbeireden wie über das System. Ist das Kapitalismus?

Eigentlich wollte ich in diesem Blog schonmal anfangen die Begriffe festzuzurren, aber es geht ums System also schweife auch ich ab. Ich versuche es beim nächsten Post noch einmal.

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